Diese Promis bekamen wegen illegaler Graffitis Ärger

Nicht nur Helsinkis Vize-Bürgermeister wurde beim Graffiti-Sprayen erwischt. Besonders gerne machte Justin Bieber einst Wände bunt. Wer noch ertappt wurde.

Wenn man sich als Vize-Bürgermeister einer europäischen Hauptstadt kreativ betätigen will, sollte das Ganze wohl doch legistisch auf festem Boden stehen. Oder man sollte sich zumindest nicht erwischen lassen. Das hat kürzlich Helsiniks stellvertretender Stadtchef, Paavo Arhinmäki, nicht bedacht. Er ist beim illegalen Sprühen eines Graffitis in einem Bahntunnel geschnappt worden. 

„Es war sehr dumm von mir und von uns, das zu tun. Irgendwie habe ich mich von dem Gedanken verführen lassen, dass es erlaubt ist, diese Art graue Betonwand zu bemalen, die schon vorher bemalt wurde und außer Sichtweite liegt“, schrieb der Politiker auf Facebook, der von 2011 bis 2014 auch Sport- und Kulturminister war. Seine Aktion sei „gedankenlos“ gewesen, schließlich gäbe es Wände, an denen das Sprayen legal erlaubt sei.

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Dem war dann doch nicht so. Aber Arhinmäki wird wohl im Amt bleiben. So schwer wiegt die Sache nicht. Außerdem ist er nicht der einzige (halbwegs) Berühmte, der beim illegalen Sprayen aufgeflogen ist. 

Helsinkis Vize-Bürgermeister Paavo Arhinmäki.

©APA/AFP/LEHTIKUVA/VESA MOILANEN

Heute ist er ein kreuzbraver Mann und scheint doch eher in sich ruhend. In seiner Sturm-und-Drang-Phase ließ Justin Bieber jedoch ganz wenig aus. So verschönerte er 2013 wohl aus seiner Sicht ein historisches Hotel in Rio mit einem Bild. Das brachte ihm ein Verfahren in Brasilien ein, das sich bis 2017 hinzog. Der damals 23-Jährige beglich die Rechnung für den Schaden. Im Gegenzug wurde dem Musiker volle Bewegungsfreiheit zugesichert. Bieber habe die geforderten 6.000 Dollar (5.270,09 Euro) gezahlt, teilte das Gericht mit. Die Summe sei im Mai an das staatliche Krebs-Institut überwiesen worden. Daraufhin sei das Verfahren gegen ihn endgültig eingestellt worden. 

Prostituierte abgewiesen, Suite verwüstet

Biebers Brasilien-Tournee im Jahr 2013 hatte für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. Der damals 19-jährige Teenie-Star war abgelichtet worden, als er - unter einer Decke versteckt - ein stadtbekanntes Bordell von Rio verließ. Als es ihm später versagt wurde, Prostituierte mit auf sein Hotelzimmer zu nehmen, verwüstete er seine Suite und hinterließ einen Schaden von fast 6.000 Dollar. Daraufhin wurden Bieber und sein Team aus dem Hotel verwiesen. Wir ordnen das mal als Bubendummheiten ein. Heute dürfte das der Vergangenheit angehören. So richtig viel Talent hatte der Gute auch nicht. Aber vor 10 Jahren war er mächtig stolz auf seine Werke, die er auch auf Instagram teilte.

Vor zehn Jahren blieb es nicht nur bei einer Spray-Aktion, die für Ärger sorgten. Auch in Australien war er dafür verantwortlich, dass bei so manchem das Blut in Wallung geriet, als er ein Hotel verzierte. „Wir waren alle mal jung, aber er hat etwas wirklich, wirklich Dämliches gemacht“, sagte Tom Tate, Bürgermeister des Örtchens Gold Coast ganz aufgebracht Medien. Und: "Wenn ein normaler Mensch so etwas macht, muss er 80 bis 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten." Das betroffene Hotel sekundierte aber dem kanadischen Star. Man wollte die Graffitis als „etwas Positives für die Kunstgemeinschaft“ erhalten.

So sah Justin Biebers Graffiti in Australien aus.

©EPA/EPA/DAN PELED

Kelly Osbourne zeigte sich zu dieser Zeit hingegen schwer begeistert vom Bieber-Burschen. Als man gemeinsam um die Häuser zog, erklärte er ihr, wie er so seine Dosen bedient. Die TV-Persönlichkeit postete damals auf Instagram: "Justin ist so ein lieber Kerl. Damit hat er mich in einen wahren Belieber verwandelt." Probleme gab es danach wohl eher nur mit ihrer Anhängerschaft.

Das Böse und die Berliner Mauer

Unmut zog sich Rapper und Kate-Perry-Ex Travie McCoy 2010 in Berlin zu, als er dort die Mauer an der East Side Gallery ansprühte. Wie die Bild damals berichtete, hatte er sein Vorhaben via Twitter mit den Worten angekündigt: „Die Berliner Mauer. Ich werde sie definitiv besteigen, bevor wir heute Nacht die Stadt verlassen. Als das Werk vollbracht war, postete McCoy voller Stolz: „Ich hab es euch gesagt!!! Ich musste es einfach tun, das war das Böse in mir, jeder macht das!“ Da hat er sich wohl nicht an den althergebrachten Sprayer-Kodex gehalten. Geschichtsträchtige Objekte gelten bei den alten Hasen meist als tabu. Und auch die Polizei verstand keinen Spaß und nahm ihn mit auf die Wache. Der Verein der East Side Gallery erstattete ebenfalls Anzeige.  "Es geht darum, ein Zeichen zu setzen", sagte der Vorsitzende Kani Alavi dem Tagesspiegel. Ein unter Denkmalschutz gestelltes Werk allein zum Zweck der Selbstdarstellung zu beschmieren, sei kein Kavaliersdelikt. "Das ist, als würde er in die Nationalgalerie gehen und dort ein Bild zerstören."

Barack Obama hielt in seiner Amtszeit auch in Berlin viel beachtete Reden. Doch so richtig ikonisch wurde er schon, bevor er US-Präsident wurde. Street-Artist Shepard Fairey hatte ihn schon vor seinem Wahlsieg mit einem Schablonen-Bild mit dem Schriftzug "Hope" verewigt. Doch das schützt vor Unbill nicht. Dem Künstler drohte 2015 gar Haft, weil er in Detroit fremdes Eigentum bemalt haben soll.

Der Bürgermeister hatte drakonische Strafen eingeführt, um die subjektive Sicherheit zu heben. Laut Spiegel hatte er vor seinem Besuch in Motown gesagt: "Ich mache immer noch ohne Erlaubnis Sachen auf der Straße." Und: "Ich werde das auch machen, wenn ich in Detroit sein werde." Vor Gericht wurde die Anklage fallen gelassen, es sei nicht erwiesen, dass es Fairey selbst gewesen wäre - niemand hätte ihn persönlich beim Malen gesehen.

 Shepard Fairey's signiertes Werk "Barack Obama (Hope)" bei einer Auktion im Vorjahr.

©APA/AFP/VALERIE MACON

Wem man sein Werk aber definitiv nachweisen konnte, war der Berliner Rapper Ufo361, bürgerlich Ufuk Bayraktar. Er war im Vorjahr mit Begleitern beim Besprühen eines U-Bahn-Waggons erwischt worden. Das Gericht verurteilte ihn im März zu einer saftigen Strafen von 60.000 Euro. Wie der Berliner Tagesspiegel schrieb, behauptete Ufo361 beim Auffliegen, er hätte die anderen nur bezahlt, damit sie seinen Rapper-Namen sprühen, während er zuschaue.

"In der Graffitiszene ist das Besprühen von Zügen mit dem eigenen Namenskürzel weit verbreitet – nicht jedoch, dass dabei die Namen anderer gesprüht werden", berichtete das Medium.

Style ist Ufo361 stets wichtig. Hier auf der Fashion Week in Mailand 2022.

©Getty Images/Christian Vierig/Getty Images

Im Interview mit GQ sagte der Rapper zur Causa: Das ist keine Straftat. Ich male gerne in der U-Bahn, aber aktuell nicht in Deutschland, weil der Strafsatz nach deinem Einkommen berechnet wird, und ich sehe es nicht ein, 50.000 Euro für einen Zug zu bezahlen. Dann male ich lieber in Paris.“

John Cusack, ein Sprayer?

Einer, dessen Namen vor einigen Jahren auf vielen Tags in und um Vancouver auftauchte, ist der Schauspieler John Cusack. Manchmal war er sogar als Cusack Shakur verewigt. Bei Val Kilmer war schon Ähnliches 2005 in Toronto passiert. Cusack bestritt auf jeden Fall jegliche Beteiligung. Er machte sich sogar einen Scherz aus dem Phänomen und schlug vor, seine Schwester Joan solle doch gewürdigt werden.

Es darf davon ausgegangen werden, dass John Cusack keine Wände besprüht.

©EPA/TANNEN MAURY

Und ganz ehrlich: das wollen wir dem verträumt wirkenden Menschen glauben. Wobei: Wer hätte gedacht, dass Helsinkis Stadt-Vize nachts durch den Untergrund zieht, um Wände zu "bomben"?

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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