"Unternehmen Stardust": Hat Perry Rhodan sogar David Bowie inspiriert?

Am 8. September vor 61 Jahren erschien das erste "Perry Rhodan"-Heft. Auch durch Mithilfe aus Wien.

Schon für die Woodstock-Generation war klar: Der Mensch besteht aus Sternenstaub. "We are stardust, billion year old carbon, we are golden“, heißt es im 1970 veröffentlichten Song "Woodstock" der US-amerikanischen Folkrocker Crosby, Stills, Nash & Young. „Wir sind Sternenstaub, Milliardenjahre alter Kohlenstoff, wir sind golden."

Woher diese Kenntnisse über den Weltraum und über den Zusammenhang von mikroskopischen Materiepartikel im interstellaren Raum mit der Menschheit bei Musikern? Waren die alle auf Drogen oder was?

Oder haben sie Science-Fiction-Hefte aus Deutschland gelesen? Jene über Perry Rhodan etwa?

Am 8. September 1961 erscheint mit "Unternehmen Stardust" das erste Heft der Perry-Rhodan-Reihe des in Rastatt, Baden-Württemberg beheimateten Verlags Pabel-Moewig. Während dem NASA-Astronauten Alan Shepard erst vier Monate zuvor ein erster, gut 15 Minuten langer Ausflug ins All gelungen war, hat sich der fiktive Astronaut Perry Rhodan von Anfang an auf dem Mond breit gemacht. Dort muss er erkennen, dass er nicht der erste Besucher des Erdtrabanten ist. Ein manövrierunfähiges Raumschiff aus dem Reich der Arkoniden ist bereits auf dem Mond gestrandet.

Ja, schon zu den Heydays der Raumfahrt hatte es Visionen am laufenden Band gegeben. Wernher von Braun, der deutsche Rakententechniker und spätere Apollo-Verantwortliche der NASA, pflegte bereits Mitte der 1950er-Jahre Kontakte zu Walt Disney. Der britische Popstar David Bowie aber ließ sich jedenfalls nicht von deutscher Fantasy inspirieren. Der Nachname seiner 1972 geschaffenen Bühnenfigur Ziggy Stardust soll vom weithin eher unbekannten Wirken des Countrypunk-Pioniers Norman Carl Odam beeinflusst sein, des Legendary Stardust Cowboys.   

Zurück zu Perry Rhodan. Seine Geburtsstunde kam zustande, weil sich mit Walter Ernsting (alias Clark Darlton, 1920-2005) und Karl-Herbert Scheer (1928-1991) zwei deutsche Science-Fiction-Fans futuristische Abenteuergeschichten ausdachten. Zunächst war die Heftserie auf lediglich 30 bis 50 Folgen angelegt. Die Startauflage von 35.000 Exemplare aber war 1961 so rasch ausverkauft, dass die Pläne immer höher gesteckt wurden. Inzwischen gilt Perry Rhodan mit einer Gesamtauflage von mehr als 1 Milliarde Exemplare als erfolgreichste Heftroman-Serie der Welt.

Unter den zahlreichen Autoren und Fans finden sich der Kabarettist Leo Lukas und der ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Und beinahe hätte es mit Axel Melhardt auch ein österreichisches PR-Gründungsmitglied gegeben. Der Wiener Jazzland-Chef erinnert sich: "Ich saß vor etwa 62 Jahren beim Science-Fiction-Meeting im bayerischen Oberwössen am Tisch mit einem meiner besten Freunde, Walter Ernsting, und mit K. H. Scheer. Der fabulierte immer wieder über seine Kriegserlebnisse und schilderte im Detail, wie er Feinde des Deutschen Reichs ,in die Hölle schickte'".

Perry Rodan?

Wäre es nach den beiden deutschen Autoren gegangen, hieße Perry Rhodan Rodan! Melhardt weiter: "Damals gab es einen sehr mäßigen japanischen SF-Film mit dem Titel ,Rodan'. Die beiden Hauptschreiber wollten die erstehende Serie einfach ,Rodan' nennen, und da kam ich auf die Idee, den Helden mit einem ,h' zwischen ,R' und ,o' zu schmücken. Ernsting fand das gut, Scheer hielt das für einen Blödsinn." 

Ein paar Monate später erhielt Melhardt die Nachricht, dass es tatsächlich "Rhodan" werden würde, "allerdings mit dem Zusatz, dass K. H. Scheer diese grandiose Idee hatte."

Walter Ernsting, der andere Ko-Autor, aber "bedankte sich für meine Idee mit häufigen Personen mit wienerischem Namen, Max Elhardt etwa und ähnlichem" (Axel Melhardt). 

Wer noch mehr über die erstaunliche Science-Fiction-Sage wissen will, hier ist eine sehenswerte ARTE-Doku über den bekanntesten deutschsprachigen Mann im Weltraum.

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

Kommentare