Ein Dubioser aus Österreich im „Krimi aus Passau“: ROMY-Nominee Michael Ostrowski als Detektiv Ferdinand Zankl

Michael Ostrowski und „die Verbindung von Räudigkeit und Eleganz"

Der Steirer über „Ein Krimi aus Passau“, der ihm die ROMY-Nominierung bringt und nun fortgesetzt wird, Klimaprotest beim Opernball und den Roman „Der Onkel“

„Der verschwundene Texaner“ beschäftigt Michael Ostrowski. Ab kommender Woche steht der Steirer für den bereits sechsten Film von „Ein Krimi aus Passau“ vor der Kamera. Als dubioser österreichischer Privatdetektiv Ferdinand Zankl ist er in der Reihe so auffällig, dass er heuer als Schauspieler für die ROMY nominiert wurde.

Bei der im Zeugenschutz lebenden Ex-Polizistin Frederike Bader (Marie Leuenberger) in Passau ist Zankl hingegen noch nicht so der Hit. „Sie ermitteln jetzt gemeinsam, aber nur, weil das Schicksal sie dazu verdonnert hat“, erklärt der Steirer. „Frederike will Polizeiarbeit machen, kann aber nicht mehr Polizistin sein. Zankl wiederum macht sich breit in dieser seltsamen Familie aus Mutter und Tochter, weil man die vielleicht ganz gut ins Leben und in die Arbeit als Detektiv einbauen kann.“

Schwarzer Humor

Der auch im ORF gut eingeführte „Krimi aus Passau“ ist zuletzt ein wenig härter und düsterer geworden, „hat aber einen wohl dosierten schwarzen Humor und zum Teil sehr schräge, verschrobene Figuren, die recht nah am echten Leben sind. Mich erinnert’s an die guten Phasen von ,Vier Frauen und ein Todesfall’“, sagt der seit kurzem 50-Jährige. Das hebe diese Reihe von anderen Krimis ab. „Die meisten sind komplett humorbefreit, weil das halt schwieriger zu schreiben ist als ein Verhör. So gesehen ist dieser schwarze Humor auch eine Waffe gegen den alltäglichen TV-Einheitsbrei.“

Schräge Charaktere, das ist auch das Stichwort für Ostrowskis ersten Roman „Der Onkel“. Der folgte auf den von ihm geschriebenen und mit Helmut Köpping inszenierten gleichnamigen Film, der 2022 quasi den Kino-Lockdown beendete. Der Inhalt: „Der Onkel“ Mike Bittini ist ein Spieler, der Jahre verschwunden war und nun in seinen weißen Lederstiefeln bei der Familie des im Koma liegenden Bruders auftaucht. In dessen Nobelvilla bleibt er gern hängen, auch wenn Schwägerin Gloria – im Film von ROMY-Nominee Anke Engelke verkörpert – zunächst abweisend reagiert, weil sie ihn von früher zu gut kennt. Nichte und Neffe hängen hingegen an seinen Lippen. Bald stellt sich heraus, dass der Bruder, ein Immobilienanwalt, korrupt war und viel Geld durch die Gegend wandert.

Variation von der Gier

„Im Grund geht es in der Geschichte um zwei Formen von Gier: Das eine ist jene nach dem Leben, nach Liebe, nach dem Unmittelbaren. Das Zweite ist die Gier nach Reichtum, nach Besitztümern, nach dem Immer-mehr-Haben. Das trifft hier personifiziert durch die zwei Brüdern aufeinander, sie sind irgendwie die zwei Seiten einer Medaille“ erläutert Ostrowski, der in den vergangenen Wochen quer durch Österreich und Deutschland auf Lesereise tourte.

„In Berlin hat mich Literaturkritiker Thomas Böhm mich gefragt, was mich mit Mike verbindet. Ich konnte das eigentlich nicht g'scheit erklären. Dann hat mein Musiker Zebo Adam das Mikro genommen und gemeint: Es ist das große Herz. Das war eine unglaublich schöne Antwort.“ Sie treffe einen wichtigen Punkt: „Mike ist der, der mit dem Herzen spricht, auch wenn das nicht immer angenehm ist für sein Umfeld“, so Ostrowski. Mike sagt direkt, was er denkt. Der reichen Familie ist hingegen „im scheinbaren Luxus das Miteinander verloren gegangen. Insofern ist Mikes Wesenszug auch relevant für unsere Zeit: Er schaut hin, nennt die Dinge beim Namen und bricht so die Verschüttungen des Lebens auf.“

Apropos Fehlentwicklungen

In Mikes weißen Lederstiefeln hat Ostrowski heuer übrigens den Opernball besucht – es ging da um „die Verbindung von Räudigkeit und Eleganz.“ Neben dem modischen Understatement gab es auch deutlichen Protest: An der Seite von Schauspielerin und Partnerin Hilde Dalik lotste man im Windschatten Klima-Aktivistin Lena Schilling auf den roten Teppich, die dort ein Plakat entrollte mit der Aufschrift „Ihr tanzt, wir brennen“ und ihren Klima-Protest formulierte. Ostrowski: „Sie hatte mit jedem Wort recht.“

„Der Onkel“, der wie aus einem Guss geschrieben ist, hat schon die vierte Auflage erreicht und Ostrowski ist erstaunt, wie intensiv Leserschaft und Literaturkritik sich mit dem Inhalt „der nicht eindeutigen Komödie“ auseinandersetzen. „Das ist total cool“ und auch der Grund, warum er derzeit keine anderen (Dreh-)Buch-Pläne wälzt. „Erst wenn ich mit dem ,Onkel' soweit bin, wenn ich dieses Kapitel abgeschlossen habe, kann ich mich einem anderen Stoff zuwenden.“

Abwechslung bringt ohnehin das Schauspieler-Dasein: Ostrowski ist wieder bei den Eberhofer-Krimis dabei – „Rehragout Rendezvous“ startet am 10. August. Gedreht wird zudem eine vierte Staffel der Netflix-Erfolgsserie „How To Sell Drugs Online (Fast)“ – womit sich der Kreis zur ROMY schließt. 2019 hatte er ebendort Philipp Käßbohrer, Produzent der Serie und damals auch noch von Jan Böhmermann, kennengelernt. Daraus entwickelte sich dann eine Rolle – ähnlich war es auch schon bei Til Schweigers „Kokowääh 2“.  „Die ROMY ist für mich so was wie eine Glamour-AMS-Veranstaltung“, lacht Ostrowski.

 

Christoph Silber

Über Christoph Silber

Schreibt über Medien-Wirtschaft und -Politik, Werbung und Fernsehen und das seit 1997 beim Kurier.

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