Dieser Rhythmus, bei dem jeder mit muss: „Der ‚Mambo No. 5’ knackt jedes Publikum“, sagt Sänger Lou Bega

This is "Mambo No. 5"! Wie ein Kultsong das Leben von Sänger Lou Bega veränderte

Mit dem Hit gelang Lou Bega ein Welterfolg. Der veränderte sein Leben nicht nur im Guten. Mit 24 erlitt er einen Herzinfarkt. Was ihn rettete und von seinem verrücktesten Gig für den König von Marokko.

Um ein Haar wäre alles anders gekommen. Die Plattenfirma wollte Lou Bega in Jeans und Lederjacke stecken. Zum Glück wurde das bereits gedrehte Video gekübelt. Und der Sänger schlüpfte in den weißen Anzug, setzte den Borsalino auf. „Wir würden dieses Interview heute nicht führen, wäre das ursprüngliche Video veröffentlicht worden“, sagt Bega. Sein „Mambo No. 5“ wurde 1999 ein Welterfolg mit Millionen verkaufter Tonträger. Mehr als das: der Sommerhit schlechthin. Heuer feiert Lou Bega sein 25-jähriges Bühnenjubiläum: Ein Sommer, der nie endet.

Gibt man Ihren Namen bei Google ein, schlägt die Suchmaschine als Erstes vor: „Lou Bega Todesursache“. Am Telefon klingen Sie zum Glück recht lebendig. 

Das wusste ich nicht, dass ich schon tot sein soll. Das Missverständnis stammt wohl daher, weil 2013 Lou Reed starb. Die damalige Generation kannte nur einen Lou und das war wohl ich. So ging das los. Für gewöhnlich wundern sich die Leute, dass ich noch nicht 100 bin. Das liegt daran, dass  „Mambo No. 5“ schon 25 Jahre zurückliegt. Manche glaubten ja, ich sei im Schwarz-weiß-Video damals schon 50 gewesen.

One, two, three, four, five, so beginnt Ihr großer Sommerhit „Mambo No. 5“. Was denken Sie, wie oft haben Sie den Hit schon eingezählt?

3.000 Mal bestimmt. Durchschnittlich wahrscheinlich 100 Mal pro Jahr. Es gab Zeiten, da waren es drei bis vier Mal am Tag.

Was macht den Hit aus, dass er bis heute so beliebt ist? 

Das Lied ist einfach zeitlos. Der Stil war neu und noch heute klingt es nicht älter als 1999. Deswegen können auch neue Generationen etwas damit anfangen, weil der Song nie alt wird. Es gibt viele Hits aus den Neunzigerjahren, auf die das nicht zutrifft. Im Internet wird er krass verbreitet.

Welche Gefühle löst der Mambo aus?

Für mich ist das Lied ein musikalisches Antidepressiva. Hört man es, steckt man automatisch nicht mehr in seiner negativen Gefühlswelt fest. Der Song ist pure Freude, auf einer Familienfeier können sich alle Generationen darauf einigen, vom Enkel bis zur Oma.

Waren Sie es trotzdem einmal leid, das Lied immer und immer wieder zu singen?

Kurz hatte ich dieses Gefühl im Jahr 2001. Ich veröffentlichte das zweite Album, war in Amerika, die Erwartungen waren groß. Und dann passierte 9/11 und die Welt war plötzlich eine andere. Und die hatte keine Lust auf Musik, die gute Laune zelebriert. Das pendelte sich später wieder ein.„Mambo No. 5“ knackt jedes Publikum, ist der perfekte Icebreaker. Damit kriegst du jeden, auch am Metal-Open-Air.

Wie kam es zum Hit?

Wir fanden eine alte Vinyl-Platte von Pérez Prado, ein Instrumental-Stück. Ich erkannte sofort, das würde den Leuten heute auch gefallen. Was fehlte, war ein Song dazu, eine in Worten ausgedrückte Emotionalität. „Mambo No. 5“ ist keine Coverversion, es verbindet Prados Stück mit meinem Song.

Der Mambo war weltweit ein großer Erfolg. Was war der exotischste Ort, an den er Sie geführt hat?

Unerreicht bleibt der Auftritt beim König von Marokko. Er ließ mich mit seinem Privatjet von einem bekannten Jazzfestival in Polen abholen. Seine Gefolgschaft und jede Menge Bodyguards holten uns ab, als wir in der Nacht landeten, anschließend brachte uns eine Kolonne von 20 Autos in die Wüste. Dort erwartete uns dann eine Oase. Teppiche, meterhohe Torten, Prinzessinnen. 1.000 und eine Nacht. James Brown trat auch auf. Das war schon ein ziemlicher Höhepunkt für einen 24-Jährigen. Ich dachte nur: wow.

In den USA waren Sie mit Cher auf Tour. 

Ich erkannte sie erst nicht. Cher ist zwei Personen: die Bühnenperson im Kostüm und die Privatperson. Sie war sehr hilfreich, professionell und wohlwollend.

All das hat Ihr Leben auf den Kopf gestellt. Nicht nur im Guten. Mit 24 haben Sie einen Herzinfarkt erlitten. 

Der Tag X war mein Auftritt bei „Wetten, dass ..?!“ auf Mallorca. Von dem Tag an war ich nicht mehr der David, sondern nur mehr Lou Bega. Ab da  bis zum Herzinfarkt hat im Musikbusiness wohl niemand härter gearbeitet als ich. Viele Türen standen mir offen, da wollte ich durch. Jeden Tag bin ich aufgetreten. Da habe ich mir zu viel zugemutet. Beim zwanzigsten  Stopp meiner Tour sagte mein Körper: nein. Im Nachhinein betrachtet eine gute Zäsur. Diese Art zu leben kann man ein Jahr durchhalten, aber nicht für immer. Ich hatte Glück, dass es nur ein milder Herzinfarkt war.

25 Jahre „Mambo No. 5“: „Viele Türen standen mir offen, da wollte ich durch“

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Wie haben Sie Ihr Leben seitdem umgestellt, welche Lehren haben Sie gezogen?

Ich habe mich auf einen Kontinent konzentriert: Europa. USA, Kanada und Südamerika, das war mit den Distanzen nicht machbar und ich wäre ohne Familienanschluss auch einsamer gewesen. Das war eine bewusste Entscheidung für meine Gesundheit. Und ich habe eine Familie gegründet. Meine geistige Leere wurde gestillt. Ich habe immer gesucht und nie gefunden. Und meinen hedonistischen Rock-’n’-Roll-Lifestyle so ziemlich lange durchgezogen. Doch das führt nur zu geistiger Taubheit und körperlichem Verfall. Das bekam ich vor acht Jahren geregelt. Eine geistige Wiedergeburt. 

Gott half mir, als ich nicht mehr wusste, wo oben und unten ist. Ich hatte diesen Ruf schon öfter gehört, aber wollte ihm nicht folgen.

Lou Bega

Was hat Ihnen dabei geholfen?

Gott hat mir aktiv geholfen, an einem Punkt, an dem ich nicht mehr genau wusste, wo oben und unten ist. Der Mensch hat einen freien Willen, er muss diese Hilfe auch zulassen. Ich hatte diesen Ruf zuvor sicher schon öfter gehört, aber wollte ihm nicht folgen. Erst als ich demütig genug war, das nicht länger zu ignorieren.  Jetzt ist die Parallelität zwischen Hedonismus und Geist gesünder, schöner und sinnvoller.

Ein Klischee, aber wahr: Einsam am höchsten Punkt des Erfolges.

Ich hatte fantastische Momente, die ich noch meinen Enkeln erzählen werde. In denen fühlte ich mich auch nicht einsam. Aber nach der großen Show und den großen Gefühlen und dem Applaus fällt, allein im Hotelzimmer, die Tür hinter dir zu. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder du hältst die Einsamkeit aus. Oder du gehst in die Hotellobby und schaust, ob du den Abend und die Emotionalität noch verlängern kannst. Aber auf Dauer macht dich das nicht happy. 

Nächstes Jahr werden Sie 50. Was wünschen Sie sich?

Gesundheit und eine friedvollere Welt. Mit 15 hatte ich noch andere Wünsche, die habe ich mir alle erfüllt. Bis auf den Privatjet – aber auch das ist kein Ziel, das ich gegen meine gute Gesundheit tauschen würde.

Lou Bega

wurde 1975 in München geboren, die Mutter ist Italienerin, der Vater aus Uganda. Sein Lied „Mambo No. 5“ war in mehr als 20 Ländern Nr. 1, verkaufte sich acht Millionen Mal und wurde für den Grammy nominiert. Mit Cher tourte er durch die USA. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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