So sieht der Frühling für Schriftsteller, Designer und Dichter aus

Eine Ode an den Frühling. Die Freizeit hat unter anderen Eva Menasse, Gottfried Helnwein und Claus Tyler nach ihren Gedanken und Entwürfen zum Frühling gefragt.

Im Frühling blühen die Gefühle wie nie. Hier reist freizeit die mit prominenten Persönlichkeiten aus den Bereichen Mode, Kunst, Literatur und Küche in eine bunte Welt – voller Neubeginn, Loslassen, Hoffnung, Sehnsucht und Erinnerung. So sieht der Frühling im modischen Entwurf aus, schreibt sich die Erinnerung an Orte, an denen man aufgewachsen ist, und liest sich die Jahreszeit in Gedichten.

Designer und Designerinnen

Anelia Peschev

Meine aktuelle Frühjahrskollektion ­­präsentiert sich als „Casual Couture“ – mit luftigen Shirting-Geweben, sowie zarten, schimmernden und nachhaltigen Stoffen. Feine, romantische, neobarocke Details, florale Motive und reduzierte Applikationen setzen die femininen Couture-Schnitte in Szene und ergeben einen modernen, edlen Look.

 Sie ist der Liebling der Wiener Society. Für ihre lässig extravagante Abendmode lässt sich die    Designerin von der österreichischen Kulturgeschichte inspirieren

©Harald Artner
©Anelia Peschev

Florentina Leitner

Für meine SS 2024 Kollektion habe ich mich vom Film „Picnic at Hanging Rock“ aus dem Jahr 1975 inspirieren lassen. Eine düstere Sommergeschichte, in der Mädchen von einem Picknick verschwinden. Dunkle Farben matchen sich mit Pastell­­−Tönen und Prints von Hasen treffen auf Motive von schwarzen Kirschen in meiner Kollektion.

Sie gilt  als vielversprechende Newcomerin und zeigte ihre Kollektion kürzlich in Paris. Die Mode der Wiener Designerin  ist verspielt und träumerisch, aber auch
rebellisch

©Tom Callemin
©florentina leitner

Claus Tyler

Frühling ist für mich mit dem Sommer die schönste Jahreszeit. Mode ist ohne Farbe bloß die halbe Freude und frische Blau-, Grün- und Gelbtöne machen bei wärmeren Temperaturen wieder richtig Spaß. Für die aktuelle Saison spielen in unserer Kollektion Grün- und Blaunuancen in unseren eigens entworfenen Designs eine tragende Rolle — der Sommer 2025 — die Kollektion, an der ich gerade arbeite — bringt dahingehend spannende Abwechslung.

Der international gefragte Wiener Designer arbeitet gerne mit besonderen Materialien wie zum Beispiel Vorarlberger Spitze. Langlebigkeit und Tragbarkeit stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit

©Yap/Yannik Steer
©claus tyler

Briefe von Schriftstellern und Schriftstellerinnen

Johann Lafer über seinen Heimatort St. Stefan im Rosental

Als gebürtiger Steirer kann ich mit Stolz sagen, dass meine Liebe zum Grünen Herz tief in meinen Wurzeln verankert ist. In den sanften Hügeln und grünen Wäldern meiner Heimat finde ich nicht nur kulinarische Inspiration, sondern auch Ruhe und Gelassenheit. Die Vielfalt der steirischen Küche spiegelt die Fülle der Natur wider – von saftigen Äpfeln bis zu den allerbesten Weinen. Doch es ist nicht nur das Essen, das mein Herz höherschlagen lässt. Es sind die Menschen, die mit ihrer Gastfreundschaft und ihrem Charme meine Heimat zu einem besonderen Ort machen. Ihre Bodenständigkeit und ihr Zusammenhalt prägen das Lebensgefühl in dieser Region. Die Steiermark ist für mich mehr als nur ein Ort – sie ist ein Gefühl von Verbundenheit, das mich immer wieder an meinen Heimatort St. Stefan im Rosental zurückkehren lässt.

Dort hatte ich das Glück, sehr bescheiden auf einem Bauernhof, wohl behütet von meinen Eltern und Geschwistern, aufzuwachsen. Heute kann ich mit der Lebenserfahrung behaupten: „Wie glücklich war ich, als ich als Kind arm war.“ 

Der seit Jahrzehnten berühmte Fernsehkoch und gebürtige Steirer lebt in Rheinland Pfalz

©mike meyer

Gottfried Helnwein vermisst die beste Sprache der Welt

Ich wurde kurz nach dem Ende des Weltkrieges in Wien geboren, als die Menschen noch den Atem anhielten, so als könnten sie noch immer nicht glauben, dass sie den Untergang der Welt überlebt hatten. Der Schatten des Tausendjährigen Reiches lag noch über der rußgeschwärzten Stadt, und vom Glanz der Metropole, die einst der Mittelpunkt eines Reiches war, in dem die Sonne nicht unterging, war nichts mehr übrig. 

Inzwischen habe ich den größten Teil meines Lebens im Ausland verbracht, und je größer die zeitliche und räumliche Distanz zu meiner Heimatstadt wurde, desto mehr erkannte ich die Qualitäten Wiens. Mir wurde erst in der Ferne bewusst, wie sehr ich mit der Kultur und Tradition dieser einzigartigen Stadt untrennbar verbunden bin, und wie sehr ich vor allem den ordinären Wiener Dialekt, die beste Sprache der Welt, vermisste. 

Als der Eiserne Vorhang fiel, ereignete sich ein Wunder, die Stadt erhob sich aus den Trümmern der Geschichte und begann wieder aufzublühen, und Wien wurde wieder zu einem weltoffenen kulturellen Zentrum der Welt.

Während sonst überall in der Welt gerade alles zusammenbricht, scheint Wien eine Art Biedermeier-Renaissance zu erleben, und wenn man so durch die Stadt geht, hat man den Eindruck, die Wiener hätten nichts anderes zu tun, als den ganzen Tag in den Schanigärten zu sitzen und zu essen und trinken. Aber der Schein trügt, Wien hat für die Kultur, Gesundheitsvorsorge und sozialen Einrichtungen mehr getan als jede andere Stadt, die ich kenne. Ich gestehe hiermit meine Liebe zu dieser eigenartigen und wunderbaren Stadt, mit all ihren Stärken und Schwächen, mit ihren Genies — und all ihren Grantlern und Spinnern.

Der Wiener zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern. Er lebt  vorwiegend in Irland. Bis 7. Juni  ist ein Kunstprojekt im Stephansdom zu sehen

©APA/GEORG HOCHMUTH

Eva Menasse über ihr Wien, so gruselig, so wehmütig, sentimental und schön

Ich habe einmal geschrieben: „Mein innerstes Wien ist wie eine süßlich riechende alte Tante, die sich im Keller versteckt und einen zum Spaß als Monster überfällt. Mein Wien ist der Moment, wo sie einen packt, noch ehe man sie erkennt“. Dem ist weiterhin nichts hinzuzufügen. Es zieht mich immer mal wieder in diesen Keller, weil es so gruselig, so wehmütig, so sentimental und schön ist. Und weil das Herz kurz aussetzt, aber noch nicht für immer. Ohne Wien kann ich nicht leben, aber in Wien schon gar nicht.

Die Wiener Schriftstellerin  feierte bereits 2005 mit ihrem Buch "Vienna“ den Durchbruch im deutschsprachigen Raum. Mit "Dunkelblum“ landete sie 2021 einen Bestseller. Sie lebt und arbeitet in Berlin

©Kurier/Jeff Mangione

Gedichte 

Erika Pluhar

Der Frühling hat für mich - und nicht nur für mich - etwas mit Jugend zu tun. Deshalb habe ich als altgewordener Mensch nicht mehr diesen hoffnungsvollen  Bezug zum Frühling wie als junges Mädchen. Damals – nach Überwindung von Krieg und Nachkriegsmühen – habe ich an Schönheit, an Liebe und an Glück gedacht, als ich meine ersten Gedichte schrieb. Die meisten sind nicht mehr vorhanden, ich habe sie später verworfen.

Aber eines - ich schrieb es mit etwa 14 Jahren – vergaß ich nicht. Ich fügte es später sogar in eine Melodie ein, und ließ es zu einem Lied werden. Es war Frühling, als dieses Gedicht entstand.

Kleiner Silbermond

Kleiner dünner Silbermond 

über meinem Dach,

sag mir, wo mein Liebster wohnt. 

Ist er auch schon wach?

 

Sag ihm einen Gruß von mir 

Daß ich auch schon lebe 

und mein Aug wie er zu dir, 

kleiner Mond, erhebe.

 

Daß ich warte, bis er kommt, 

unterm Abendflieder.

Dort an seiner starken Hand, 

Mond, seh ich dich wieder.

Schauspielerin, Sängerin, Autorin, Filmemacherin – das Lebenswerk der Künstlerin ist beeindruckend. Gerade wird es mit einer Schau im Filmarchiv Austria gewürdigt  

©Kurier/Martina Berger

Monika Helfer

 

Der Frühling nimmt keine Rücksicht

Er grünt die Wiesen

Lässt sich nicht beirren

Wenn spaziert, marschiert, gepurzelt wird 

Haselkätzchen in der Vase   

Schneeglöckchen in Patschhändchen

Sind für Mama

Bald wird sie sterben

Am Kanal wird geküsst

Smell the spring in the smoky wind

Tönt es aus dem Leichenwagen

Die langjährige, preisgekrönte Schriftstellerin  wurde mit ihrer Familientrilogie („Die Bagage“, „Vati“, „Löwenherz“) 2020 zur Bestseller-Autorin 

©APA/dpa POOL/Sebastian Gollnow

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