Laut Studie: Frauen im Sport noch immer abgewertet. So wehren sie sich dagegen

Eine neue Studie belegt, dass Männer im Fußball besser bewertet werden als Frauen. Die französische Fußball-Nationalmannschaft wehrt sich dagegen – und geht viral.

Professionelle Athletinnen sind ohnehin bereits unterrepräsentiert. Ob in der Medienberichterstattung oder bei Investoren, Männer dominieren noch immer den Leistungssport. Manche führen das auf die Fähigkeiten weiblicher Sportlerinnen zurück. Doch vielleicht nimmt man Frauen im Sport nur schlechter wahr, einfach weil sie Frauen sind? Denn Klischees halten sich hartnäckig, Männer sind ehrgeizig und stark, Frauen sind emotional und schwach. Klingt so, als hätten wir diese Ansichten aus dem letzten Jahrhundert geholt? Falsch! Eine Studie hat am Beispiel Fußball erwiesen, dass Männer im Sport immer noch höher angesehen werden als Frauen. Das kann auch der französische Fußball-Nationalverband kaum glauben: Dieser hat jetzt eine virale Kampagne auf Social Media gepostet, die von den Fans gefeiert wird.

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Frauen sind nicht weniger fähig, sondern einfach nicht männlich

Wer hätte geglaubt, dass sich Geschlechterrollen und Vorurteile im Sport im Jahr 2023 noch immer so hartnäckig halten? Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Zürich bestätigt allerdings: Frauen werden im Fußball im Vergleich zu Männern weniger hoch angesehen. Das fanden die Forschenden heraus, indem sie die 613 Teilnehmenden in zwei Testgruppen einteilten. Die Einen bekamen unveränderte Videos von Höhepunkten der Weltmeisterschaften und der Champions League zu sehen. Die Anderen sahen die gleichen Szenen, nur das diesmal die Personen unkenntlich gemacht wurden, damit die Testpersonen nicht das Geschlecht erkennen konnten. Die Ergebnisse waren niederschmetternd: Die Zuschauenden bewerten Männer höher, wenn sie wissen, dass es Männer sind. Werden die Spieler unkenntlich gemacht, unterscheidet sich die Bewertung von Frauen und Männern nicht.

Naja, ist doch egal, was die Leute denken, oder? Leider spiegelt sich das in vielen Bereichen des Sports wider. Allein bei der am 20. Juli startenden Fußball-WM der Frauen sprechen die Gehaltszahlen für sich. Zwar gewährt die Fifa den Frauen des DFB-Teams dieses Jahr Prämien in bisher nie da gewesener Höhe, allerdings liegen diese noch immer deutlich unter den Prämien der Männer-WM in Katar. An die teilnehmenden Verbände bei der Männer-WM wurden insgesamt 440 Millionen Dollar ausgeschüttet, bei der Frauen-WM gibt es nur 110 Millionen Dollar. Das ist zwar im Vergleich zu vor vier Jahren sehr viel mehr (damals waren es 30 Millionen Dollar), aber es ist noch immer ein deutlicher Unterschied zu der Bezahlung der Männer. Auch der WM-Titel wird bei den Frauen mit 270.000 Dollar honoriert, bei den Männern mit 400.000 Dollar. Es ist ein erschreckendes Abbild der Nachteile, die Frauen im Sport noch immer erfahren.

Frauen im Fußball wehren sich

Der französische Fußball-Nationalverband startete als Reaktion auf die Studie der Universität Zürich in den sozialen Medien eine Kampagne, die Wellen schlug. Das Video zeigt etliche unglaubliche Tore von männlichen Fußballstars wie Kylian Mbappé oder Antoine Griezmann. Zumindest sieht es zuerst so aus. Dann erscheinen die Worte: "Nur Les Bleus können diese Emotionen bei uns auslösen. Doch das sind nicht sie, die Sie gerade gesehen haben."

Und das Video wird zurückgespult und sie offenbaren die wahren Aufnahmen: Wie nämlich eigentlich Fußballerinnen der Mannschaft Les Bleues die Tore gemacht haben, wie beispielsweise Sakina Karchaoui oder Selma Bacha. Die kurzen Clips wurden mit Hilfe von Videobearbeitung verfälscht. Das Statement am Ende: "Wenn man bei Orange Les Bleus unterstützt, unterstützt man Les Bleues." Damit setzen sie ein klares Zeichens des Protests gegen die Ergebnisse der Studie, gegen die Genderstereotype, die sich erwiesenermaßen noch immer im Sport halten.

Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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