Kate Moss und Pete Doherty

Manchmal kommen sie wieder! Die Comebacks der Musikbranche 2024

Bad Boy Pete Doherty ist zurück, veröffentlicht mit den The Libertines seine erste CD seit neun Jahren. Ein Überblick der großen und kleinen Comebacks des Jahres 2024.

Pete Doherty war mit Kate Moss Anfang der 2000er-Jahre überall in den Medien als DAS It-Pärchen zu sehen. Heuer veröffentlicht er mit den The Libertines seine erste CD seit neun Jahren. Jennifer Lopez ließ sich genau so lange für ihr neues Album Zeit, Janet Jackson sogar zehn. Und eine US-Band bricht alle Rekorde: MC5 veröffentlichten ihre letzte Scheibe vor 53 Jahren! 

Es wird ein gutes Jahr für viele Fans, die ihre Lieblinge schon viel zu lange nicht gesehen haben. Denn wie es aussieht, wollen es 2024 wesentlich mehr Stars als sonst üblich "noch einmal wissen“. Und diese Comebacks, auf die wir uns freuen dürfen, sind teilweise richtig spektakulär.

Warum sie sich das antun, wenn sie es doch eigentlich gar nicht müssten, weil sie auch ohne Comeback ein Leben jenseits durchschnittlicher Gehaltsvorstellungen führen könnten? Das hat wahrscheinlich zwei Gründe: Weil sie noch etwas zu sagen haben oder das zumindest glauben, wäre der eine. Der zweite ist wohl, dass Ruhm, das meinen zumindest Psychologen wie Mark Griffiths oder auch der PR-Guru Max Clifford, ganz einfach süchtig macht: Wer einmal das Rampenlicht erlebt hat, die Begeisterung der Massen, dem fehlt etwas, wenn das alles plötzlich nicht mehr da ist. Welche Motivation die vielen Stars gerade heuer wieder auf die Bühne treibt? Das kann und soll jeder für sich entscheiden, ganz individuell.

Einst waren wir Helden

Das Comeback, auf das sich die meisten Augen richten, ist wahrscheinlich das von den britischen The Libertines. Wenn’s bei der Band jetzt nicht sofort klingelt: Das waren die, deren Frontman Pete Doherty einige Jahre der böse Bube an der Seite von Supermodel Kate Moss war. Wobei ja angeblich sie es war, die im Streit den Teddybären, den er seit seiner Kindheit hatte, anzündete. Aber sei’s drum. Und man sollte nicht vergessen, dass Doherty gemeinsam mit Carl Barât – der hübsche Teil des Songwriter-Duos – schon wirklich unvergleichliche Titel wie "Music when the Lights go out“ geschrieben hat.

Pete Doherty

Pete Doherty

©APA/AFP/ANDY BUCHANAN

Jetzt sind sie also wieder da, die Jungs, um die im ersten Jahrzehnt der 2000er so viel Wirbel war. Was dürfen wir erwarten? Optisch nicht zu viel, bittesehr, die Rock 'n' Roll-Jahre haben rechtschaffen Spuren hinterlassen. Doherty ist ungefähr auf das Fünffache seines ursprünglichen Umfangs angewachsen, Barât ist immer noch schlank. Punkt. Hübsch war gestern. Musikalisch ist das allerdings  noch immer gut, was die beiden mit ihrer Band so anstellen, wie sie im letzten Jahr bei einigen Gigs schon gezeigt haben. Und wenn man ihre zwei Vorab-Singles "Run, Run, Run“ und „Night of the Hunter“ hört, möchte man meinen, dass ihre goldene Zeit nicht schon fast 20 Jahre zurückliegt und ihre letzte CD immerhin neun. Also, thumbs up. "All Quiet on the Eastern Esplanade“ soll das Album heißen, es erscheint am 8. März.

Den Rekord aller Comeback-Versuche bricht allerdings die US-Band MC5. Kennern gelten sie als Proto-Punks, sie haben Iggy Pop beeinflusst und eigentlich überhaupt alle nach ihnen. Und nach ihnen kamen viele, denn ihre zweite und schon letzte Platte brachten sie 1971 heraus, "High Time“. Jetzt kann man natürlich unken, dass dies kein ganz korrektes Comeback sei, weil doch einige der Herren inzwischen in den ewigen Jagdgründen des Gitarrenlärms für Stimmung sorgen. Aber: Gründervater Wayne Kramer selbst hat die Sache ins Rollen gebracht, mit Dennis Thompson ist auch der Original-Drummer zumindest für zwei Songs mit dabei, für mehr dürfte die Luft nicht mehr reichen – und gerade die Gäste lassen unsere Wangen glühen: Vernon Reid (Living Colour), Tom Morello (Rage Against the Machine), Slash, Don Was und noch einige andere. Und irgendwie handelt es sich ja für einige der Herren auch um eine Art Comeback. Also, um den Kampfschrei ihrer 1969er-Hits zu bemühen: „Kick out the Jams!“ Titel der neuen CD, die in der zweiten Hälfte 2024 erwartet wird: "Heavy Lifting“

Wayne Kramer

Wayne Kramer war Gründungsmitglied der legendären Proto-Punks von MC5 aus Detroit. 53 Jahre nach der letzten CD gibt’s eine neue. 

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Slash

Mit dabei: Slash

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Damenrunde

Immerhin ein Jahrzehnt ließ sich Jennifer Lopez für den Nachfolger ihrer letzten Veröffentlichung "A.K.A.“ Zeit. Und jetzt, mit knapp 55 legt sie mit "This is me ... Now“ eine Sequel für ihr 2002er-Erfolgsalbum "This is me ... Then“ vor. Im Gegensatz zu all unseren Helden von eben scheint die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein an der Frau, die lange vor den Kardashians Kurven ins Spiel brachte und das Selbstbild der Frauen entscheidend verändert hat. Und sich ihren Hintern damals auch für angeblich 27 Millionen Dollar versichern ließ. Und alleine für ihren Spruch "Frauen können sexy sein, bis sie sterben“, muss man sie eigentlich lieben. Einen Orden verdient sie sich allemal. Wie die Platte klingt, ist derweil noch streng geheim – aber wir müssen nicht lange warten, am 16. Februar ist es so weit.

Jennifer Lopez

Lange vor Kardashian und Rosalia, nämlich schon zur Jahrtausendwende, veränderte J Lo unser einseitiges Frauenbild. Jetzt, mit knapp 55, will sie es noch einmal wissen

©Getty Images/Focus On Sport/Getty Images

Fast genau so lange wie J Lo ließ sich JJ, also Janet Jackson, Zeit seit ihrer letzten CD "Unbreakable“ (2015). Im zweiten Halbjahr 2024 soll jetzt endlich eine neue Scheibe erscheinen. Der Titel: "Black Diamond“, und die Fans warten schon seit 2020 darauf. Einen Hinweis auf die Musik darauf könnte ihre Hitsingle „Made for now“ geben, die sie gemeinsam mit Daddy Yankee produziert hat – die ist aber inzwischen auch schon wieder sechs Jahre alt. Auch auf ihrer letzten „Together Again“-Tour hat sie neue Songs vorgestellt, von denen gibt’s aber nur wackelige Handyvideos. Wir werden uns also überraschen lassen müssen.

Keine Überraschungsbox ist dagegen Christine Stürmer. Das hat sie prinzipiell letztes Jahr schon erledigt, nämlich mit ihrem sensationellen MTV-Unplugged-Album. Das kam dafür einigermaßen aus dem Nichts, 2018 hatte sie zuletzt mit "Überall zu Hause“ eine CD vorgelegt. Dafür gibt’s heuer ein großes Tour-Comeback, am 13. April gastiert sie im Wiener Gasometer.

Christina Stürmer

Christina Stürmer überraschte 2023 mit einem MTV-Unplugged-Album, ihre Tour 2024 wird mit Spannung erwartet. 

©Ingo Pertramer

Kurz-Comebacks

Eh nur fünf Jahre ließ Sheryl Crow ihre Fans auf neue Musik warten. Am 29. März ist es nun aber so weit, mit „Evolution“ bringt die 62-Jährige eine neue Scheibe heraus. Die Vorab-Single „Alarm Clock“ versprüht beinahe Stones-Vibes. Man darf gespannt sein.

Sheryl Crow

Nach fünf Jahren Pause bringt Sheryl Crow heuer wieder eine CD heraus

©Universal Music

Ebenfalls fünf Jahre brauchte Lenny Kravitz, um sich wieder ins Studio zu schleppen, wobei er eigentlich wesentlich fitter wirkt, als die zu Beginn genannten, wesentlich jüngeren Herren. Vielleicht waren es auch nur seine vielseitigen Verpflichtungen; er ist mittlerweile ja auch als Schauspieler gefragt. 2022 spielte er in "Shotgun Wedding“, mit "Cutman“ soll Ende dieses Jahres ein weiterer Film folgen. Die CD heißt "Blue Electric Light“ und wird am 15. März releast.

Außerdem: Die Kaiser Chiefs starten ohne "Ruby“, dafür mit neuer CD wieder durch. Am 1.3. kommt "Kaiser Chiefs' Easy Eighth Album“ und MGMT legen am 23. Februar "Loss of Life“ (featuring Christine & The Queens!) vor. 

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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