
Bridget Jones: Wie die Filme das Bild der Single-Frau veränderten
Bridget Jones ist wieder auf der Suche nach Liebe. Die Kritik am Körperbild der Film-Reihe nimmt zu - ist sie gerechtfertigt?
Liebenswert, chaotisch, authentisch - so spielte sich Renée Zellweger alias Bridget Jones in die Herzen der Zuseherinnen. Als "Bridget Jones" – erschaffen aus einer Zeitungskolumne der Journalistin Helen Fielding – im Jahr 2001 erstmals über die Kino-Leinwand flimmerte, gab sie der Single-Frau über 30 ein neues Gesicht. Inzwischen läuft Teil 4, "Bridget Jones – verrückt nach ihm" im Kino.
"Bridget Jones war die erste Heldin, bei der wir Frauen denken konnten: Die ist ja wie wir!", fasst die Literaturwissenschafterin und Autorin Gunda Windmüller den anhaltenden Hype um die blonde Kultfigur zusammen.
"Sie hatte keine Modelmaße, konnte nicht kochen, hatte Stress mit den Eltern. Eine 'ganz normale' Frau, die als chaotisch, aber auch sexy gesehen wurde. Das war ein großer Schritt weg vom Hollywood-Ideal."

Bridget Jones ist inzwischen zweifache Mama
©UPI/Jay Maidment/Universal StudiosSeither wuchs die Kritik an Bridget Jones und dem Bild, das sie verkörperte. Im ersten Teil "Schokolade zum Frühstück" äußerte die damals 32-Jährige die Angst, "fett und alleine" zu sterben – obwohl sie mit 62 Kilogramm auf 1,63 Meter Körpergröße im gesunden Durchschnitt lag (die zierliche Renée Zellweger musste für die Rolle damals 15 Kilo zunehmen). Neben populären Serien-Protagonistinnen wie den vier Ladys in "Sex and the City", die zeitgleich und im selben Alter auf Männerjagd gingen, wirkte Jones automatisch pummelig.

Im neuen Film darf sich die verwitwete Bridget wieder neu verlieben
©UPI/Jay Maidment/Universal StudiosDoch Jones leitete langsam einen neuen Trend ein, weg vom Magerwahn der Nullerjahre hin zu selbstverständlicher Diversität bei weiblichen Serien- und Filmfiguren.
Und das Bild der Single-Frau? Alleinlebende Frauen werden mit spätestens 35 Jahren immer noch oft als unvollständig und bemitleidenswert angesehen, schildert Windmüller in ihrer Streitschrift "Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht" (Rowohlt Verlag): "'Was macht die Liebe? Hast du schon mal Online-Dating probiert?' Das ist gut gemeint, es schwingt aber immer mit: Was stimmt nicht mit dir?"
Die wichtigere Frage, so die Autorin, sollte lauten: "Was stimmt nicht mit einer Gesellschaft, in der allen Scheidungsstatistiken zum Trotz die dauerhafte Paarbeziehung nach wie vor als Nonplusultra gilt?"

Gunda Windmüller hat ein Buch über weibliche Singles geschrieben
©Gunda WindmüllerUnd so dreht sich auch im aktuellen vierten Teil wieder alles um die Suche nach "dem Richtigen". Die Botschaft sei dennoch eine positive, sagt Windmüller. "Der Film zeigt, dass es auch für Single-Frauen ein Sex- und Liebesleben jenseits der 40 geben darf – sogar für eine Witwe. Dass eine Frau trotz Trauer so lustvoll agieren kann und niemanden für ihr Glück nach Erlaubnis zu fragen hat, ist für die Kinoleinwand ziemlich neu."
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