Auktion von Klimts "letztem Porträt" in London: "Dame mit Fächer"

Bildnis war auf rund 75 Millionen Euro geschätzt worden. Österreich ermöglichte 2021 eine Ouvertüre zum Verkauf im Belvedere

Es ist das teuerste Gemälde, das je in Europa zur Versteigerung angeboten wurde, und das teuerste Porträt aller Zeiten: Auktionshäuser sind schon bei der Ankündigung außergewöhnlicher Lose nicht um Superlative verlegen. Wie viel Gustav Klimts „Dame mit Fächer“ potenten Sammlern tatsächlich wert ist, wird sich bei der Auktion am Dienstagabend in London zeigen. Den Top-Preis in der Region von 65 Millionen Pfund (ca. 75 Mio. Euro) hatte sich Sotheby’s aber schon im Vorfeld von Investoren garantieren lassen.

Tatsächlich ist „Dame mit Fächer“ – das letzte von Gustav Klimt gemalte Porträt, das nach seinem Tod noch auf der Staffelei im Atelier des Künstlers fotografiert wurde – ein außergewöhnliches Bild. Nicht nur wegen seiner von asiatischer Kunst inspirierten Gestaltung, in der Ornamente im Hintergrund ganz mit der Dargestellten und ihrem Kleid im Vordergrund zu verschwimmen scheinen.

Illegal exportiert

Das Werk hat auch eine bewegte Geschichte: Einst kaufte es der Wiener Arzt Rudolf Leopold von den Nachfahren des Industriellen Heinrich Böhler. 1981 verkaufte er es weiter – an einen anonymen Käufer, wie Leopold später sagte. Wie die Provenienzangaben von Sotheby’s nun belegen, war es der aus Wien nach New York emigrierte Händler und Sammler Serge Sabarsky, eine wichtige Figur für die Verbreitung von Österreichs Moderne in den USA.

Der Export der „Dame“ über den Atlantik fand damals allerdings ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamts, also illegal, statt. Dennoch wurde das Gemälde – es hatte bei einer Auktion 1994 nochmals den Besitzer gewechselt – gegen mögliche Beschlagnahmung „immunisiert“, als es 2021/’22 als Leihgabe im Belvedere gastierte. Wie sich jetzt herausstellt, war das Gastspiel wohl eine wertsteigernde Ouvertüre für den Verkauf gewesen. 

Michael Huber

Über Michael Huber

Michael Huber, 1976 in Klagenfurt geboren, ist seit 2009 Redakteur im Ressort Kultur & Medien mit den Themenschwerpunkten Bildende Kunst und Kulturpolitik. Er studierte Publizistik und Kunstgeschichte und kam 1998 als Volontär erstmals in die KURIER-Redaktion. 2001 stieg er in der Sonntags-Redaktion ein, wo er für die Beilage "kult" über Popmusik schrieb und das erste Kurier-Blog führte. Von 2006-2007 war Michael Huber Fulbright Student und Bollinger Fellow an der Columbia University Journalism School in New York City, wo er ein Programm mit Schwerpunkt Kulturjournalismus mit dem Titel „Master of Arts“ abschloss. Als freier Journalist veröffentlichte er Artikel u.a. bei ORF ON Kultur, in der Süddeutschen Zeitung, der Kunstzeitung und in den Magazinen FORMAT, the gap, TBA und BIORAMA.

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