Von wegen verstaubt: Warum Trockenblumen im Trend liegen
In Australien wurden Dried Flowers populär. Via Instagram wurde daraus ein weltweiter Hype.
Ihr Image war viele Jahre ebenso verstaubt wie die Blumen selbst: Trockenblumen fand man höchstens noch auf dem Couchtisch der Oma. Das ist Geschichte. Mittlerweile sind "dried flowers", wie sie neudeutsch heißen, die Trenddeko schlechthin. Angefangen hat der Hype vor rund vier Jahren in Australien, berichtet Cecilia Capri von We Are Flowergirls - in ihrem Geschäft werden nur Arrangements aus Trocken- und Seidenblumen verkauft. Die dekorativen Sträuße wurden via Instagram in der ganzen Welt zum Trend: "Zuerst in den USA, später auch in Skandinavien kam später in Mitteleuropa", erinnert sie sich.
Nachhaltig und attraktiv
Der große Vorteil: "Trockenblumen stehen optisch den Frischblumen in nichts nach, sind aber weitaus nachhaltiger", sagt sie. "Für den Transport benötigt man keine Kühlkette und man muss auch keine Ware wegschmeißen, weil sie ja ewig hält. Und der Kunde hat den Strauß jahrelang."
Die Nachhaltigkeit waren Cecilia Capri und ihrem Mann Mathias Assefi schon immer wichtig, weshalb sie bereits 2015 das Geschäft gründeten. Damals verarbeiteten sie ausschließlich Seidenblumen. Doch dazu nachher mehr.
2019 begann Cecilia Capri, die bis zu ihrer Selbständigkeit als Modejournalistin gearbeitet hatte, auch Trockenblumen in ihr Sortiment aufzunehmen: "Mancher denkt dabei vielleicht noch an verblasste Blüten, die bei jeder Berührung zerbröseln", sagt sie. "Doch damit kann man die heutigen Trockenblumen nicht vergleichen. Den heutigen wird das Wasser entzogen, gleichzeitig werden sie mit Chemikalien stabilisiert und gefärbt."
Satte Farben
Ganz offensichtlich wird das bei Hortensien: "Wer die selber trocknet, der schafft vielleicht bei zwei von zehn Blüten, dass sie das selbe Volumen haben wie das frische Exemplar - und auch die Farbe ist blasser." Ihre getrockneten Hortensien haben eine strahlende Farbe und sind auch robuster.
Allerdings eignet sich nicht jede Blume zum Trocknen: "Tulpen sind hier nicht geeignet". Neben Hortensien sind es vor allem die Lavendelblüten, die gut konservierbar sind. Und dann natürlich viele Gräser wie Pampasgras, das zur Zeit sehr im Trend liegt. Ebenso Eukalyptus oder Palm Suns, deren Blatt wie ein Palmwedel aussieht. "Hafer und Weizen wird häufig eingefärbt", berichtet Capri.
Je nach Saison
Beliebt sind die Arrangements aus Trockenblumen überall dort, wo man für lange Zeit eine aufwendige und eindrucksvolle Dekoration braucht - etwa in Hotels und Restaurants. Der Vorteil: "Wir stecken die Sträuße und Dekorationen je nach Saison um. Wir verändern den Look, ohne dass wir viele neue Komponenten verwenden müssen."
Doch nicht nur in öffentlichen und halböffentlichen Räumen sowie in Büros sind die dried flowers beliebt. Auch für Hochzeiten werden Trockenblumen immer häufiger verwendet. "Dekoriert man den Festsaal mit frischen Blumen, so bedeutet das oft einen enormen Aufwand - und am anderen Tag landet das meiste im Müll", stellt die Unternehmensgründerin fest. "Trockenblumen kann man hingegen wunderbar an die Hochzeitsgäste verschenken - die halten dann jahrelang." Das Fest bleibt so in Erinnerung. Sollten sie einmal staubig werden, so kann man den Strauß vorsichtig föhnen.
Das Gleiche gilt für Brautsträuße, die in den Werkstätten in Wien und Graz, wo Cecilia mit dem White Bungalow eine Dependance hat, gebunden werden. Die Kosten sind mittlerweile auch nicht mehr höher als bei frischen Blumen. "Weil die Lieferung und die Kühlung so teuer geworden sind, sind die Preise mittlerweile vergleichbar."
Kaputte Vasen
Cecila Capri ist es ein Anliegen, dass so wenig wie möglich weggeworden wird, weshalb sie auch Lieblingsstücke ihrer Kundinnen und Kunden in ihre Dekorationen integriert, selbst wenn diese schon etwas kaputt sind. "Wenn da aus der Vase dann ein Halm herausschaut, kann das seinen besonderen Charme haben", erzählt sie. Auch alte Tragetaschen, Gefäße oder Bilderrahmen integriert sie in ihre Arbeit.
Die Design-Liebhaberin trocknet übrigens nur einen Teil ihrer Blumen selbst. "Das Meiste kommt aus Italien und der Türkei", erzählt sie.
Die Seidenblumen, die am Anfang der Unternehmensgeschichte von We Are Flowergirls standen, stammen so gut wie alle aus der ehemaligen DDR. "Nur dort wurden sie bis in die 80er Jahre hergestellt", erzählt Cecilia Capri. "Jetzt verarbeite ich sie für Kräne, für Trachten und vieles mehr".
Weihnachten
Übrigens: Wer sich die Produkte anschauen will und sich vielleicht noch für die Feiertage eindecken will, der kann am kommenden Wochenende in der Langen Gasse 70 in der Wiener Josefstadt vorbeischauen - genauer gesagt: am 17 und 18. Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Beim Christmas-Pop-up gibt es Prozente auf Weihnachtsartikel, auch einen Workshop, in dem man dried-flower-Weihnachtskugeln kreiert.
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