Bedrohte Lebensräume: Niedermoore sind besonders idyllisch – Torfmoose wachsen allerdings vor allem in Hochmooren.

Torf aus eigenem Anbau: Wie könnte das funkionieren?

Ohne Torf geht im Gartenbau fast nichts. Weil das Stechen des begehrten Rohstoffs aber verpönt ist, versucht man jetzt, Moose selbst anzubauen.

Torf ist im Gartenbau unersetzlich. Nicht nur in Blumentöpfen, auch beim Gemüseanbau wird Torf genutzt, – Setzlinge werden in der Regel auf Torf gezogen. Das Problem: Der Torfabbau ist schädlich fürs Klima, weil bei seinem Abbau darin gespeichertes CO2 frei wird. Den wertvollen Rohstoff zu stechen, ist deshalb in vielen Ländern, etwa in Deutschland, verboten.

Forschungsteams machen sich deshalb jetzt daran, Torf selbst anzubauen – so auch in Österreich, genauer gesagt in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn.

Andreas Fellner, der das Projekt in Schönbrunn leitet, erläutert, wie er und sein Team dabei vorgehen: „Wir müssen die Entstehung eines Moors, aus dem ja der Torf gewonnen wird, nachahmen“, stellt er fest.

In der Natur entstehen Hochmoore immer in Senken, die feucht und niederschlagsreich sind. Dort wächst das Torfmoos langsam über das Wasser hinaus, der untere Teil der Pflanze sinkt nach und nach auf den Boden, wo er unter Wasser gedrückt wird. Das Moos verwittert unter dem Luftabschluss, wird braun und schwarz – und so zu Torf, um irgendwann zu Kohle zu werden.

Moosernte

„Bis aus dem Moos richtiger Torf geworden ist, wollen wir natürlich nicht warten“, scherzt der Gartenexperte. „Wir ernten das frische Moos und lassen es trocknen. Das ist für den Gärtner dann genau so wertvoll wie Torf.“

Doch auch, wenn er nur getrocknetes Moos benötigt, dauert es einige Zeit, bis er dieses nutzen kann – die Pflanze wächst nämlich sehr langsam. Und noch etwas macht den Anbau mühsam: Das Torfmoos braucht Regenwasser – Leitungswasser ist in der Regel zu kalkhaltig. „Deshalb sammeln wir in Schönbrunn das Regenwasser von den Dächern der Gebäude und Glashäuser“, erläutert der Pflanzenliebhaber.

Wie er und sein Team dabei vorgehen, erklärt Fellner Schritt für Schritt: „Zuerst kaufen wir grünes Moos, das wir in zwei Zentimeter lange Stücke schneiden, die wir auf feuchtes, sauberes Substrat legen – das Ganze halten wir dann feucht.“ Ist das Moos zwei, drei Zentimeter gewachsen, kann es mit einer elektrischen Schere „gemäht“ werden. Die Ernte wird dann entweder getrocknet oder auf ein neues Substrat aufgebracht: „Die Moose haben ja keine Wurzeln, sondern nehmen ihr Wasser über die Blätter bzw. sogenannte Pseudoäste auf. So kann die Ernte auf Substrat gedeihen.“

Torfanbau in wenigen Schritten (v. li.): Moos wird „gemäht“, der Schnitt auf Substrat aufgebracht und so vermehrt oder getrocknet:

Doch warum braucht man in Gärtnereien so viel Torf? Gibt es da nicht anderes Material, das man verwenden kann? „Leider nein“, meint Andreas Fellner.

„Selbst gemachter Kompost ist jedenfalls keine Alternative – Kompost ist ein Dünger mit einer ganz anderen Strukturstabilität als Torf. Torf ist fasrig und hat dazwischen Luftlöcher – diese sind für fast alle Wurzelpflanzen unerlässlich, weil die Wurzeln ohne Luft nicht gedeihen. Im Boden werden die Luftlöcher durch Organismen und Kleinlebewesen wie Regenwürmer geschaffen. Im Topf schafft der Torf diese luftigen Freiräume.“

Die einzige natürlich Alternative seien Kokosfasern – ein Abfallprodukt beim Kokosanbau in Asien. „Ökologisch ist der weite Transport über den Seeweg allerdings nicht optimal, weil der CO2-Ausstoß dabei sehr hoch ist.“ Ein Treibhausgas, das auch beim Torfabbau in Mooren freigesetzt wird – genau das wollen Fellner und seine Kollegen verhindern.

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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