
So werden Garten, Terrasse und Balkon fit für den Frühling
Was jetzt gepflanzt werden kann und warum man besser nicht im Bau- oder Supermarkt bei Pflanzen zuschlagen sollte.
Nach einigen kühlen Tagen hält der Frühling nun endgültig Einzug – höchste Zeit, Balkon, Terrasse und Garten aus dem Winterschlaf zu holen. Bevor neue Blumen und Pflanzen einziehen, steht jedoch erst einmal eine gründliche Reinigung an: Laub, abgestorbene Pflanzenteile und Unkraut sollten entfernt werden.
Auch überwinterte Kübelpflanzen verdienen Aufmerksamkeit, erklärt Angelika Palme Leiterin der City Farm Augarten in Wien.
"Gerade in der Stadt auf Balkonen und Terrassen müssen überwinterte Kübelpflanzen vielleicht mit neuer Erde aufgefüllt werden, da sich die Erde mit der Zeit verbraucht. Die alte Erde wegzugeben, ist aber nicht erforderlich. Vielmehr kann man auch ein bisschen Kompost untermischen, den es etwa bei den Wiener Mistplätzen zu kaufen gibt, wenn man selbst keinen hat", empfiehlt Palme.
Beete lassen sich mit einer Harke auflockern – ideal, um sie für neue Samen oder Jungpflanzen vorzubereiten. Winterharte Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Koriander und Schnittknoblauch treiben jetzt bereits im Freien aus. "Je nach Saatgut kann man auch bei niedrigeren Temperaturen bereits loslegen – es sollte nur mehr als Null Grad haben, da der gefrorene Boden zu hart ist, um ihn zu bearbeiten", rät Palme.
Ein Gartenvlies kann bei unerwarteten Kälteeinbrüchen Schutz bieten. Salate, Radieschen, Brokkoli, Kohlrabi, Karfiol, Mangold oder frühe Bohnensorten können bereits jetzt ins Freie gesetzt werden – sie überstehen auch leichten Frost.
Bei der Neubepflanzung ist es wichtig, die Standortansprüche der Pflanzen zu berücksichtigen. Frühblüher wie Tulpen oder Narzissen zeigen jetzt ihre ganze Pracht und lassen sich gut ergänzen. "Die beste Pflanzzeit dafür ist im Herbst – Topfpflanzen mit Frühlingsblühern, die man jetzt in Supermärkten und Baumärkten kaufen kann, sind meist vollgepackt mit Zwiebeln, damit möglichst etwas blüht. Die Zwiebeln sind meist statt tiefer in der Erde oberhalb – sie sollten eingegraben und etwas reduziert werden", erklärt David Prehsler vom Botanischen Garten der Universität Wien.
Statt Supermarkt oder Baumarkt lieber auf Gartenexperten setzen
Der Botaniker und Gärtner warnt zudem vor Pflanzen aus der Massenproduktion. "Man sieht sehr viele falsch platzierte Pflanzen, etwa welche, die zu der jeweiligen Jahreszeit nicht wachsen oder nicht in unseren Breiten wachsen. Zwar kann man auf das Etikett schauen, aber da steht nicht immer alles drauf. Um sich Frust zu ersparen, sollte man kurz recherchieren, bevor man kauft", sagt Prehsler.
Wer sich nicht sicher ist, sollte lieber auf heimische Arten setzen – sie sind besser an unser Klima angepasst. Bei Gärtnereien, Pflanzenmärkten und -börsen kann man sich zudem beraten lassen.
Pflanzenbörsen
Raritätenbörse im Botanischen Garten
Freitag, 11.4., bis Sonntag, 13.4., 9.30 - 18.00 Uhr.
Bei der Raritätenbörse erwarten Gartenfreunde außergewöhnliche Pflanzenarten abseits des Massensortiments für Garten, Balkon, Terrasse und Hochbeet. Unterschiedliche Anbieter beraten von Wildblumen bis Gemüsepflanzen, Stauden und Gehölzen sowie Kakteen und Bromelien. Für Familien und Kinder gibt es ein Mitmach-Programm. Tageskarte: 6,50 Euro, 2-Tagespass: 9,50 Euro. Adresse: Rennweg 14, 1030 Wien. botanischergarten.univie.ac.at
Gartenfest und Bio-Sommer-Jungpflanzenmarkt
Donnerstag, 1.5. 10-18 Uhr, Jungpflanzenmarkt auch 2.5. bis 10.5.
Beim Gartenfest wird der Frühling gefeiert. Große und kleine Gäste erwarten beim Bio-Sommer-Jungpflanzenmarkt mehr als 300 verschiedene Gemüseklassiker, Kräuter und Raritäten für Balkon, Garten und Terrasse in der Stadt. Zudem gibt es Gartenerlebnisführungen, einen Kinderbereich und kulinarische Köstlichkeiten. Eintritt frei. Adresse: Obere Augartenstraße 1/8, 1020 Wien. cityfarm.wien
Auch scheinbar tote Pflanzen verdienen einen genaueren Blick, bevor sie entsorgt werden. "Wenn man bei holzigen Sträuchern an der Rinde mit dem Nagel an einer kleinen Stelle kratzt und es darunter trocken und braun ist, handelt es sich um totes Holz. So arbeitet man sich nach unten Richtung Erde. Wenn eine Stelle unter der Rinde grün ist, sollte nicht alles entfernt werden", so Prehsler. Altes Laub oder Äste bieten darüber hinaus wertvolle Rückzugsorte für Insekten.
Wem noch die passenden Ideen für die Bepflanzung fehlen, dem empfiehlt der Botaniker heimische Gewächse. Sie locken nicht nur Bienen und Schmetterlinge an, sondern auch Käfer, Wanzen oder Zikaden – eine vielfältige Gestaltung fördert die Artenvielfalt im kleinen Stil.
Saatmischungen mit heimischen Wildpflanzen helfen dabei. Disteln, Königskerzen, Natternkopf, Wilde Malve, Wiesensalbei und Lavendel gelten als besonders insektenfreundlich und kommen auch mit heißen Sommern gut zurecht. Ziergräser wie Blau-Schwingel und Rotes Straußgras lieben sonnige, trockene Plätze und machen sich auch in Töpfen gut.
Tomaten, Paprika und Zucchini müssen noch drinnen warten
Noch nicht ins Freie sollten empfindliche Nutzpflanzen wie Tomaten, Paprika oder Zucchini. Sie werden bereits seit Februar vorgezogen und dürfen erst ab Mai dauerhaft hinaus. "Gerade in der Stadt ist es schwierig, Tomaten und andere Pflanzen vorzuziehen. Die Pflanzen werden oft sehr lang und dünn und haben keine Standfestigkeit. Besser man kauft die gezogenen Jungpflanzen dann Anfang Mai", sagt Palme.
Auch Basilikum ist noch nicht bereit für den Balkon. "Wir haben durch den Klimawandel immer wieder Wettereskapaden und die Pflanzen, die keinen Frost vertragen, überleben das nicht", warnt sie.
Nicht nur Spätfrost, auch die zunehmend heißen Sommer fordern ihren Tribut. Beim Bepflanzen sollte man deshalb auch die Hitzetoleranz berücksichtigen. Gurken oder Basilikum brauchen Schutz vor der Mittagssonne. "Kräuter wie Lavendel, Rosmarin und Thymian kommen gut mit Hitze zurecht. Auch Paprika, Chili, Melanzani sowie Obstbäume wie Marille und Pfirsich können mit Hitze umgehen, brauchen aber genug Wasser. Generell sind Südbalkone leider nicht mehr gut geeignet, um etwas anzubauen", so Palme.
Wer jetzt auf Standort, Saatzeit und Hitzetoleranz achtet, erspart sich später Enttäuschungen und legt schon im Frühjahr den Grundstein für eine grüne Oase.
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