Mach' mal blau: Möbel zum Ausruhen

Ein kurzes Schläfchen, im modernen Sprech auch "Power Nap" genannt, ist nachweislich gut für Körper und Geist.

Ruhelage

Die Südländer machen es seit jeher richtig. Sie legen sich, wenn die Mittagssonne am stärksten einheizt, kurz mal hin, machen ein kleines Nickerchen. "Wenn Sie es sich erlauben können, eine Siesta einzulegen, dann sollten Sie das auch tun", hat Dimitros Trichopoulos in den 2000er-Jahren gepredigt. Damals hat der griechische Krebsforscher und Epidemiologe eine Studie über Schlafgewohnheiten veröffentlicht, die er über Jahre gemeinsam mit Kollegen von der Harvard University durchgeführt hat. Für die Forschung haben sich dazumal 23.000 Griechen demonstrativ schlafengelegt. 

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Das erfreuliche und bis heute maßgebliche Ergebnis dieser umfassenden wissenschaftlichen Arbeit: Menschen, die mindestens dreimal pro Woche nachmittags für eine gute halbe Stunde schlummern, dösen, schlafen, haben eine höhere Gedächtnisleistung und Kreativität, weniger Stressempfinden, vor allem aber eine bessere Herzgesundheit. Das Risiko für Herzerkrankungen sinkt durch regelmäßige Siestas sogar um gut 30 Prozent. Wenn das kein Grund ist, sich genüsslich, ohne schlechtes Gewissen, tagsüber in die entspannte Ruhelage zu begeben.

Vielleicht ist in den letzten Jahren auch deshalb das Angebot an praktischen Liegemöbeln so viel breiter geworden. Tagesbetten, wie die berühmte Chaiselongue beziehungsweise das Kanapee, feiern in modernen Formen eine Renaissance. Nicht die erste Wiederkehr dieses historischen Möbelstücks. Auch im 19. Jahrhundert war das Interesse an Liegen wie der Chaiselongue, die nachweislich schon im antiken Griechenland Philosophen zur Sinnfindung diente, groß. 

Aus dieser Zeit kennen wir auch die eleganten Spielarten dieses Wohnmöbels: etwa das französische Empire-Kanapee, die englische Regency-Chaiselongue, das dänische Ruhebett oder das österreichische Kanapee. Letzteres war im Wiener Biedermeier sehr geschätzt, wie auch eine Vielzahl an Gemälden aus der Zeit zeigt. Etwas später waren dann auch Chaiselongue-Variationen von Thonet mit unfassbar fließenden und verspielten Formen beliebt. Diese Liegen, die auch in Wintergärten und Gärten zum Einsatz kamen, standen im Grunde Pate für die berühmte Chaiselongue "B306", die der Architekt und Designer Le Corbusiers 1928 entworfen hat. Statt Bugholz, wie bei Thonet üblich, verwendete Corbusier allerdings Stahlrohr – damals revolutionär, heute ein Klassiker und in etlichen Museen ausgestellt.

Keine Museumsstücke sind hingegen die schönen Tagesbetten, die etliche Marken heute im Sortiment haben: gemacht und gedacht für den täglichen Gebrauch, zum gemütlichen Hinlegen, Dösen, Lesen und Wegträumen. "Linea B" von Leder Appel ist das perfekte Modell dafür, denn es lässt sich im Handumdrehen zum Tagesbett umfunktionieren. Eine Anspielung an die klassische Chaiselongue wiederum ist "Lou". Die Liege lässt sich bestens mit einer Sofagruppe im Wohnzimmer kombinieren, füllt aber auch als Solomöbel jede Ecke harmonisch aus. Happy Siesta!

Cordula Puchwein

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