Diese bequemen Designerklassiker eignen sich sogar als Wertanlage

Warum gutes Interior-Design schön, nachhaltig und sogar wertbeständig ist, zeigen Re-editionen, wie der „Cat-Chair“ von Ray und Charles Eames.

Schlafende Katzen sollte man besser nicht wecken. Aber selbst wenn es heißt bitte setzen!, kann man auf dieser Plastikschale ohne weiteres Platz nehmen – denn die Katze ist ein Cartoon. Wusstet ihr, dass dieses Modell, das in unterschiedlichsten Varianten längst in vielen Interior-Häusern zu finden ist, ursprünglich als Shell-Chair bereits 1950 in Los Angeles von Ray und Charles Eames entworfen wurde? Jetzt wird der Designklassiker, erstmals mit Katze, die der befreundete Künstler und beliebte Cartoonist Saul Steinberg damals auf die Schale zeichnete, neu aufgelegt. Ein Fest für alle Interior-Sammler, wenn sie einen Eames Fiberglass Armchair mit Steinberg-Cat aus der mit 500 Stück begrenzten Re-Edition über Vitra erwerben können. Das Möbelstück hat zwar seinen Preis, den behält es aber auch – selbst über Jahrzehnte.

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Vintage oder Re-Edition

Gutes Design kann zwar in der Anschaffung etwas hochpreisiger sein, behält aber seinen Wert. Wer Design sammeln möchte, sollte überlegen, was ihm persönlich besser gefällt: Vintage-Möbel oder Re-Editionen.

Die Limited Edition vom Eames Fiberglass Chair mit Steinberg-Cat ist
ab 15. 5. zu sehen, ab 14. 6. erhältlich

©FLORIAN BOEHM

Als Wertanlage eignen sich beide. Bei Re-Editionen handelt es sich um noch nie produzierte Möbelvarianten eines Designklassikers oder um solche, deren Produktion gestoppt wurde und jetzt wieder neu aufgelegt wird.

Charles Eames vor der Dame, die Saul Steinberg auf den Fiberglass Chair zeichnete. 

©Peter Stackpole/The LIFE Picture Collection/Shutterstock

Hoch im Kurs stehen auch Prototypen oder Vorserien-Exemplare. "Neben der Qualität und Verarbeitung des Möbels sollten vor allem das eigene Ästhetikempfinden und die persönliche Sammelvorliebe Kriterien für den Kauf sein", sagt Mathias Harnisch, Design-Experte aus dem Wiener Dorotheum. "Originale Designklassiker wie der Lounge Chair von Ray und Charles Eames oder der Stadthallenstuhl von Roland Rainer, sind preisstabil", so Harnisch.

Das Ehepaar Eames um 1950 inmitten ihrer bunten Plastic-Chairs, die ab 2024 aus recyceltem Plastik produziert werden

©eames office, LLC 2023

"Beim Kauf von Re-Editionen sollte man unbedingt auf lizenzierte Editionen achten, wenn man beabsichtigt, das Möbel als Wertanlage zu nutzen, damit der Preis auch beim Verkauf wieder erzielt werden kann. Bauhaus-Klassiker von Herstellern wie Vitra oder Fritz Hansen sind auf jeden Fall wertstabiler als italienische Nachbauten." Welche Modelle gerade in sind, ist trendbestimmt. Nach wie vor sind skandinavische Mid-Century Möbel, etwa von den Designern Hans Jörg Wegner, Arne Jacobsen oder Niels Otto  Møller gefragt. "Ich rate Sammlern dazu, lieber etablierte Entwerfer zu kaufen als zeitgenössische, denn da können die Preise schnell hinauf- oder hinuntergehen, wie man am Beispiel von Entwerfern der 2000er-Jahre, etwa Zaha Hadid oder Ron Arad, sehen kann. Jetzt erholt sich der Markt langsam wieder", so der Experte.

Die Stühle der limitierten Vitra Re-Edition werden Stück für Stück handbemalt

©Marek iwicki/vitra

Die Frage, ob man besser auf Re-Editionen oder auf Vintage-Stücke setzen soll, hängt von einigen Faktoren ab. So ist bei Re-Editionen beim Wiederverkauf die Preisobergrenze meist durch den Einkaufspreis gegeben, außer es handelt sich um vergriffene Modelle. Bei Vintagestücken kann der Preis weit höher liegen, vorausgesetzt der Zustand des Möbels ist gut. "Es ist prinzipiell besser, auf Vintagestücke aus der Zeit zu setzen, aber der Zustand spielt eine wesentliche Rolle beim Verkaufswert. Ein Möbel im Originalzustand kann zwar einen geringeren Wert haben, aber es interessiert mehr Käufer, weil es mehr Sammler gibt", so Harnisch. Bei einer Neuauflage ist es auch nie sicher, ob nicht noch eine nachkommt. "Vintage ist Vintage und hat Zeitgeschichte."  Viele Möbel wurden früher auch wertiger produziert. Heute sparen Hersteller gerne, wie es beim Designklassiker, dem Egg-Chair von Arne Jacobsen, zu sehen ist: beim Original ist das Sitzkissen integriert, bei der Re-Edition separat. Sammler setzen daher gerne auf Vintage-Klassiker, wie den Eames Lounge Chair.

Billy Wilders Stuhl für Eames

So erzielten zwei originale Lounge Chairs mit Ottomanen von Charles & Ray Eames, die kürzlich bei Design-Auktionen im Wiener Dorotheum versteigert wurden, einen Preis, der 20 bis 30 Prozent über ihrem Schätzwert lag und der in etwa dem heutigen Kaufpreis entspricht.

Designikone Lounge-Chair: Billy Wilder testete 1956 den Prototyp von Ray & Charles Eames, der bis heute von Vitra und Herman Miller produziert wird

©Vitra

Genau dieser Lounge Chair spielte auch in Eames Demetrios Leben eine Rolle. Der Enkel des Designer-Paares verwaltet die Eames-Stiftung und arbeitet mit dem Hersteller Vitra bei der Produktion von authentischen Eames-Entwürfen zusammen.

Dieser originale Saulberg-Chair steht im Vitra Archiv

©Eames Office, LLC 2023

"Ich erinnere mich, dass eines Tages eine Riesenschachtel mit der Post bei uns ankam. Darin war der Lounge Chair für Mom. Sie erzählte uns, dass Charles 1956  als Set-Designer für Billy Wilder arbeitete. Wilder galt als leidenschaftlicher Design-Sammler und testete damals auch den Prototyp des Lounge-Chairs."

Ray & Charles Eames  

Ray & Charles Eames Designtheorie bezog neben der Funktion auch das Vergnügen mit ein.

Das Ehepaar Eames um 1950

©vitra

"Uns Kindern sagten die Großeltern immer, nimm deinen Spaß ernst, denn dabei gibt man alles von sich", erzählt Demetrios. Diese Haltung führte letztendlich zur Re-Edition der Fiberglass-Chairs, denn Saul Steinberg zeichnete spielerisch eine Katze, sein bekanntestes Motiv, sowie eine Frauen-Silhouette auf die Plastikschalen und gab den Möbeln damit einen poetischen Mehrwert. Noch heute sind viele Modelle Dauerbrenner. "Mein Großvater sagte immer, was gut verkauft wird, ist besser als das, was nur gut aussieht, denn es hat Bestand."

Ray & Charles Eames

"Spaß und Vergnügen sind im Design genauso wichtig wie die Funktion," meinten die Architekten & Designer Charles und Ray Eames, die zu den einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts zählten.

 

Die Originale der Saulberg-Fiberglass-Chairs stehen im Vitra-Archiv in Basel

©Eames Office, LLC 2023

Das amerikanische Ehepaar arbeitete gemeinsam an der Technik zur dreidimensionalen Verformung von Sperrholz und entwarf nicht nur die bekannten Möbelklassiker wie den Lounge Chair, den Fiberglass Armchair und den  Aluminium Chair, sondern auch zahlreiches Spielzeug wie den Elefanten oder das Erwachsenenspiel "Kartenhaus". Sie drehten 1977  "Powers of Ten" und stellten in der Ausstellung "Mathematica" 1961 mathematische Prinzipien wie die Symmetrie vor. Ihr Designmotto galt mehr als der damals üblichen Funktion: "Die Rolle eines Designers ist wie die eines guten Gastgebers, der die Bedürfnisse seiner Gäste voraussieht", meinten die Eames.

Designklassiker zum Sammeln

Mit diesen Design-Klassikern kann man nichts falsch machen. Egal, ob Re-Edition oder permanente Produktion – wer in diese Möbelstücke investiert, kann darin jahrelang sitzen und sich beim Verkauf sogar über Gewinne freuen.

Arm-Chair Tank 400 wurde 2014 von Hella Jongerius für Artek

©Artek

Re-Edition. Der Arm-Chair Tank 400 wurde 2014 von Hella Jongerius für Artek neu aufgelegt. Der  ursprüngliche Entwurf aus 1936 stammt  von Alvar Aalto, über Zimmer, Wien 8.

Lounge-Chair von Ray & Charles Eames für Vitra

©Vitra

Designikone Lounge-Chair: Billy Wilder testete 1956 den Prototyp von Ray & Charles Eames, der bis heute von Vitra und Herman Miller produziert wird.

Egg-Chair von Fritz Hansen

©Hersteller

Design Klassiker Egg-Chair: Im originalen Egg-Chair waren die Sitzpolster integriert, heute sind sie separat. Entworfen 1958 von Arne Jacobsen, über Fritz Hansen.

Der originale Sound-Chair von Natuzzi 2008

©Hersteller

Re-Edition. Der Sound-Chair "Green Rabbit" von 2008 wurde heuer von Pasquale Junior Natuzzi, Giuliano Sangiorgi und Fabio Novembre  bei Natuzzi neu aufgelegt und hat eine integrierte Soundanlage.

Diese auf 100 Stück limitierte Re-Edition ist im Wiener Natuzzi Italia Concept Store ausgestellt, Wien 1

©natuzzi

Dieser erinnert an das rätselhafte "grüne Kaninchen" aus einem der berühmtesten Lieder der Band und  wurde anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens der Band produziert. Das drehbare Gestell ist mit einer glänzenden goldenen Kugel verziert, die Green Rabbit stützt und anhebt und damit an den poppigen Ansatz erinnert, der Teil des Stils von Fabio Novembre ist.

Karuselli Lounge Chair von Artek

©Artek

Re-Edition. Der Karuselli Lounge Chair war 1966 auf dem Cover von Domus. Produziert von Artek, entworfen von Yrjö Kukkapuro, erhältlich über Zimmer, Wien 8. 

Organic Chair  wurde 1940  von Charles Eames & Eero Saarinen für Vitra

©vitra

Re-Edition. Der Organic Chair  wurde 1940 von Charles Eames & Eero Saarinen als Lesesessel entworfen, konnte technisch aber erst ab 1950 bei Vitra produziert werden, da es davor zu aufwendig war, die Sitzschalen für eine Massenproduktion zu fertigen.

 

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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