Ikonische Designermöbel: Für immer wertvoll
Sie erfreuen Sammler auf zweierlei Weise: Als Möbelstück und als werthaltige Geldanlage. Welche Modelle sich dafür eignen und was beim Kauf zu beachten ist.
Es gibt sie, jene Designstücke, die über die Jahrzehnte hinweg ihren Wert erhalten und auch im Wieder-Verkauf stolze Preise erzielen. Doch was macht ein Designstück zur Ikone? „Die Funktionalität, die Ästhetik, aber auch die Robustheit und die wandelbare Funktionalität“, zählt der Designexperte des Dorotheums, Mathias Harnisch, auf. Für ihn sind es zwei zeitlose, ikonische Modelle, die all diese Kriterien erfüllen und bis heute gefragt sind: Der Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe und der Lounge Chair von Ray und Charles Eames. „Das sind für mich die Eckpfeiler des Prime Markets“, so der Experte.
Da beide nach wie vor produziert werden, überschreiten sie beim Wiederverkauf zwar nicht den Neuwert, erzielen jedoch gute Preise. Der Barcelona Chair erreichte laut Harnisch unlängst bei einer Auktion 4.300 Euro, neu kostet er rund 7.200 Euro. Der Lounge Chair erzielt Preise zwischen 3.000 bis 4.000 Euro (Neupreis: 5.000 bis 8.000 Euro). „Man muss bedenken, der Lounge Chair ist in den 1960er Jahren entstanden. Die Modelle weisen Gebrauchsspuren auf, die Polsterung verhärtet und wird bröselig“, erklärt Harnisch.
Beim Kauf muss man unterscheiden: „Der frühere Barcelona Chair, der nachweislich aus den 1930er-Jahren stammt, ist wertmäßig höher anzusiedeln als spätere lizenzierte Versionen“, so der Experte. „Ich würde dazu raten, im Zweifel das Original zu kaufen.“ Lizenzierte Stücke haben jedoch einen Wiederverkaufswert, was sie von Replikaten aus China unterscheidet. Mathias Harnisch nennt als Beispiel den Schalensessel von Ray und Charles Eames, der im Original aus dem hochwertigeren Fiberglas gefertigt wurde und später neu in Polypropylen aufgelegt wurde. Das hat dazu geführt, dass die Fiberglas-Modelle preislich profitiert haben.
Ein weiteres Beispiel ist der Panton Chair. „Es gab verschiedene Produktionslinien, in den 1980er Jahren wurde das Modell in einer anderen Ausführung hergestellt“, so Harnisch. Vor einigen Jahren hat Vitra dann die Classic Edition neu aufgelegt. Harnisch: „Dadurch sind alle Modelle gefragter geworden und haben an Wert zugelegt.“
Wer sich fragt, ob ein bestimmtes Modell nicht nur Möbelstück, sondern auch eine Wertanlage sein kann, sollte sich an folgenden Kriterien orientieren. Wichtig für den Werterhalt ist einerseits die Auflagenhöhe, wobei gilt: Je kleiner die Auflage, desto besser. Prototypen, die nur einmal für einen bestimmten Auftraggeber hergestellt wurden, haben einen besonderen Wert. Als Beispiel nennt Harnisch den „Großen Schreibtisch“ von Anna-Lülja Praun aus dem Jahr 1984. „Der Schreibtisch ist deutlich über die Schätzung gegangen.“ Diese lag bei 10.000 bis 15.000 Euro, gebracht hat der Tisch schließlich 36.000 Euro plus Aufgeld.
Dennoch: „Wenn ein Modell ein Prototyp ist, ist das noch kein Garant dafür, dass es auch dabei bleibt“, schränkt der Experte ein, da es auch später zu Re-Editionen kommen kann. „Je früher, vom Entwurfsjahr her gesehen, das Modell entstanden ist, desto besser.“
Auch die Provenienz, also wer das Möbelstück besessen hat, spielt eine Rolle. „Die lückenlose Provenienz ist wichtig“, betont Mathias Harnisch. Kommt das Modell nachweislich aus einer Privatsammlung und hatte nur einen Besitzer, ist das ein zusätzliches Qualitätsmerkmal. Zertifikate mit dem Foto des Modells, die belegen, dass es sich exakt um dieses handelt, sind für den Wiederverkauf wichtig.
Was aktuell bei Auktionen gefragt ist, ist wechselnden Moden unterworfen, die laut Mathias Harnisch immer kurzlebiger werden. Die Postmoderne, vor allem Memphis-Modelle (eine Mailänder Gruppe von Designerin), war vor einiger Zeit sehr gefragt. Ein Beispiel dafür ist „Carlton“, Raumteiler und Bücherregal in einem, von Ettore Sottsass, der Teil dieser Gruppe war.
Zuletzt gingen Memphis-Modelle dann wieder weniger gut, erläutert Harnisch. Es komme eben immer darauf an, welche Ausstellungen gerade zu sehen sind und potenzielle Käufer auf den Geschmack bringen.
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