Was man für einen guten Boden im Garten tun sollte

Das unterirdische Leben sorgt für einen guten Boden. Was man beachten sollte und was das mit Socken zu tun hat, verrät ein Gartenprofi.

Er ist der unscheinbarste Teil des Gartens – und zugleich der Wichtigste und Entscheidendste: „Ein gesunder Boden sorgt für blühende Pflanzen und saftiges Gemüse“ weiß Wolfgang Palme von der Cityfarm Augarten aus jahrelanger Erfahrung.

„Ein Viertel der globalen Biodiversität befindet sich unter unseren Füßen“, berichtet der Abteilungsleiter für Gemüsebau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Schönbrunn. Regenwürmer, Asseln, Springschwänze bis hin zu Pilzen und Einzeller sind in der Erde zu Hause (siehe unten). „Sie leben in verschiedenen Schichten“, erläutert Palme. „Je mehr Sauerstoff sie benötigen, desto weiter oben sind sie.“ Da diese Lebewesen das Licht scheuen, insbesondere das UV-Licht, ist es wichtig den Boden zu mulchen, sobald die Temperaturen im Frühjahr oder Frühsommer in die Höhe klettern und die oberen Schichten auszutrocknen drohen.

Warm zwischen den Zehen

Solange es nicht brennend heiß ist, wärmt die Sonne den Boden immerhin so, dass die Pflanzen genügend Wärme für die Wurzelbildung haben: „Besonders Gurken und Paradeiser benötigen es warm zwischen den Zehen“, scherzt Palme.

In Ruhe lassen

Doch nicht nur Trockenheit stört die Lebewesen in der Erde – sie wollen generell in Ruhe gelassen werden. „Wenn man den Boden umgräbt, gerät die natürliche Schichtung durcheinander, sodass der Gärtner nicht nur das Bodenleben von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien massiv stört, sondern auch das von Würmern und Insekten.“ Die Organismen zu schützen und zu pflegen, müsse Ziel eines jeden Gärtners sein: „Sie sind seine besten und gleichzeitig günstigsten Mitarbeiter – sie sind unbezahlbar.“

Als Mulch dienen im Gemüsebeet Gartenabfälle wie Blätter, Rasenschnitt und andere organische Reste. Diese sind gleichzeitig Nahrung für die vielen Tiere und Mikroorganismen: „Der Regenwurm holt sich das organische Material von der Bodenoberfläche, frisst und verdaut es und kleidet im Boden senkrechte Gänge damit aus. Diese stabilen Röhren sorgen für eine optimale Belüftung im Boden und verhindern, dass sich die Nässe staut – die Erde saugt den Regen auf wie ein Schwamm“, erläutert Palme. Dabei produziert der Regenwurm Humus, der wiederum Nahrung für die Pflanzen ist – Regenwurmhumus gibt es eigens beim Gärtner zu kaufen.

Richtig gedüngt

Wer sich über blühende Beete und üppiges Gemüse freuen will, der sollte auch düngen. Die wichtigsten Nährstoffe, die eine Pflanze benötigt, sind Phosphor, Kalium, Stickstoff und – in geringerem Umfang – Magnesium. „Der Stickstoff ist besonders für das grüne Wachstum wichtig, also beim Spinat oder dem Salat“, erläutert Palme. Auch die Paradeiser benötigen am Anfang Stickstoff, brauchen aber mehr Kalium, sobald sie ausreifen.

Ein natürlicher Dünger, der viel Stickstoff, aber auch Phosphor liefert, ist Hornmehl. „Auf mineralischen Dünger sollten Sie jedenfalls verzichten“, rät der Experte.

Neben der Düngung mit natürlichen Stoffen wie Kompost, kommt es auch auf das Timing an: „In ein gut gedüngtes Beet kann man zuerst Starkzehrer aussetzen – also Tomaten, Gurken oder Kohl. Im Folgejahr kommen sogenannte Mittelzehrer in die Erde, denen der Dünger des Vorjahres ausreicht, zum Beispiel Karotten oder Radieschen“, erläutert der Gemüseanbau-Experte. „Im dritten Jahr dürfen die Schwachzehrer in die Erde, etwa Hülsenfrüchte. Bakterien, die Symbiose in den Wurzeln dieser Pflanzen leben, binden den Stickstoff aus der Luft – diese Stickstoffverbindungen dienen der Pflanze als Nahrung.“

Im vierten Jahr sät man genügsame Kräuter, Blumen oder Gründüngung aufs Beet– und macht es so bereit für einen neuen Durchgang.

Experiment: Wie Socken zum Festschmaus für kleine Tiere werden

In der Erde tummeln sich Milliarden von Lebewesen. Nicht nur sichtbare wie Regenwürmer, Asseln oder Pilze, sondern auch Bakterien. Sie alle zerlegen abbaubare organische Materialien und machen daraus wertvollen Humus.

Je stärker der Boden bevölkert ist, desto flotter und gründlicher geht die  Verrottung voran.  Dieser Prozess ist nicht nur gut für die Pflanzen, die auf dieser Erde gedeihen, sondern auch für das Klima, weil diese Lebewesen viel  im Boden binden.

©Kurier/Gerhard Deutsch

Ein wahres Festessen für die Boden-Organismen sind  Textilien aus natürlichen Stoffen wie Baumwolle, Wolle, Leinen oder Hanf –   beschichtete Kleidung oder Kunststoffe mögen Sie hingegen  überhaupt  nicht. Mit einem Bodenexperiment kann man live erleben, wie  die Unterirdischen natürliche Stoffe zu Humus und somit zu Pflanzennahrung machen.

Dazu gräbt man die Stoffe etwa 30 Zentimeter tief ins Erdreich – Hochbeet oder ein Pflanzentrog eignen sich ebenso. Nach rund sechs bis acht Wochen schaut man, was sich unter der Erde getan hat. Bei gesundem Bodenleben bleiben  von den  Textilien nur noch Bündchen und Nähte zurück. Ein Beweis, dass das Erdreich lebt.

Übrigens: Wer beim Bodenexperiment „Beweisstück Socke“ der City Farm Augarten mitmachen will, kann sich dort  Wollsocken abholen und  bis 25. August 2022 einen Erfahrungsbericht samt kreativen Fotos an [email protected] schicken. Er nimmt  somit an der  Verlosung eines Dinners auf dem Gelände der City Farm Augarten teil. 
 

Fakten

Stickstofflieferant: Brennnesseljauche ist ein ausgezeichneter Stickstoffdünger, der das Pflanzenwachstum fördert.  

Kaffeesud: Viele Hobbygärtner schwören auch auf Kaffeesatz – der  ist allerdings kein ausgesprochener Dünger. Kompostwürmer lieben ihn, sollten aber – wie der Mensch auch – nicht zu viel konsumieren. Man kann ihn in kleineren Mengen in die Wurmkiste geben, oder  direkt ins Beet. 

Vom Profi lernen: Wer Fragen zum Thema „gesunder Boden“ oder zur Pflege von Gemüsepflanzen hat, der oder die kann diese bei einer Gartenerlebnis-Führung durch die Cityfarm Augarten stellen – und zwar am 24. Juni, 16.30 bis 18 Uhr (Kosten 15 Euro). Anmeldung über Cityfarm.wien.
Lesen Sie mehr zum Thema Garten in der „Grünen Welt“ in der freizeit am 4. Juni. 
 

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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