Rosa Wohnzimmer

Barbiecore im Wohnzimmer: Wir sehen rosa

In pink gekleidete Filmfans stürmen die Kinos für „Barbie“, die Modewelt hat längst reagiert.

Von Susanne Garber

Jetzt hält der rosarote Trend auch Einzug in die Wohnzimmer – und sieht dabei weniger kitschig aus als gedacht.  

"I'm a Barbie Girl, in the Barbie World. Life in plastic, it's fantastic", sang die dänisch-norwegische Band „Aqua“ in den späten 1990er-Jahren und parodierte damit die ikonische Plastikpuppe und die glitzernde Scheinwelt, in der die Barbie zu Hause ist. Im neuen "Barbie"-Film, für den diesen Sommer Massen in die Kinos stürmten, zeigt sich ein ganz anderes Bild der Kultpuppe. Eine selbstbestimmte Frau, die sich ihre Welt richtet, wie sie es will. Und die ist nun einmal rosa.

Der farbenfrohe Trend verbreitete sich durch den Film mit rasendem Tempo, steckte die Mode- und schließlich auch die Interieur-Designwelt an. Rosa heißt die neue farbenfrohe Mitbewohnerin, und in Anbetracht des Herbsts, und bald auch des nahenden, grauen Winters, kann eine Portion lebensbejahender Farbe auch nicht falsch sein. 

Der schwedische Designer Gustaf Westman geht mit Humor an Pastellfarben

©Gustaf Westman

Zuckerlfarben.

Rosa- und Pinktöne gelten in der Farbpsychologie als positive, aufmunternde Farben. Im Wohnbereich wirken sie harmonisch und lassen sich auch untereinander kombinieren. Je nach Farbton bringen sie mehr Elan (kräftige Pinktöne) oder mehr Ruhe und Sanftheit mit sich (zarte Rosatöne). Auch Pantone kürte schon vor dem Barbie-Film „Viva Magenta“, ein sehr kräftiges Rot-Pink, zur Farbe des Jahres, als Zeichen, sich mit vollem Schwung ins Leben zu stürzen. 

Girlie. Rosa gilt immer noch als "Mädchenfarbe", dabei war es anfangs sogar umgekehrt – für die Mädchen stand im christlichen Glauben die Farbe Blau und orientierte sich am Gewand – und der Frommheit –  der Jungfrau Maria. Rot hingegen repräsentierte Stärke, Mut, Männlichkeit, Blut und Kampfgeist und so wurden die Buben gerne in abgeschwächter Form, also in Rosa, gekleidet.

Warum es heute andersherum ist, wissen auch Historikerinnen und Historiker nicht genau, vermutet wird aber, dass die Erfindung der Barbiepuppe einen gewichtigen Anteil daran hatte. Verpackt in pinker Opulenz kam mit den Jahren auch immer mehr Plastik hinzu und prägte damit nicht nur die Farbcodes der Geschlechter, sondern auch ein konstruiertes Bild der Frauen. Schrill und künstlich – und natürlich makellos und perfekt.

2023 möchte die Barbie diese Kategorien nicht mehr bedienen und kommt mittlerweile so unterschiedlich daher, wie es auch wir Menschen sind. Ihrer rosa Welt bleibt sie aber weiterhin treu und lässt Pink dabei so stark aussehen, dass man schnell seine eigenen  Vorbehalte vergessen kann. 

Das heimische Design-Studio Ursula Futura entwirft fast flüssig wirkende Glasobjekte 
 

©Ursula Futura

Minimalistisch im Design, mutig in der Farbwahl: Stuhl von Objekte unserer Tage

©Anne Deppe/Objekte unserer Tage

Barbiecore

So lautet der Fachterminus für den Barbie-Trend. Eine Hommage an die Puppe, in der wohnlichen Praxis vor allem an die verschiedenen Rosafarben. Wer sich sein eigenes Barbie-Traumhaus erschaffen möchte, kann, muss aber nicht gleich übertreiben. Kombiniert mit hellen Farben, wie Weiß, Beige, auch helles Blau oder Grau, wirkt die Farbe lebendig, aber nicht aufdringlich. Trifft sie auf kräftige Farben, wie Rot, Orange, auch Grün oder Gelb, bedient sie sich gleich einem weiteren Trend – dem Colorblocking. Auch angesagte Design-Studios, wie das österreichische Lable Ursula Futura oder der Schwede Gustaf Westman, greifen gerne zur Farbe und zeigen, wie zeitgenössisch diese sein kann. Dem Girlie-Image ist Rosa jedenfalls längst entkommen.

Wasserlilien inspirierten zu Form und Farbgebung: Sessel „Water Lily“ von Kare in Pink  

©Kare

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