Schlosspark Laxenburg: Was man hier erleben kann
Franz II./I. sehnte sich nach seiner eigenen Ritterburg und fand in Laxenburg seine Spielwiese. Außerdem: Die besten Radwege in der Nähe.
von Belinda Fiebiger
Es ist ein Ausflug, bei dem drei Stunden wie im Flug vergehen, und bei dem man oft schon am Anfang weiß, wo er mit größter Wahrscheinlichkeit enden wird – im Eissalon in der Hofstraße, wenige Gehminuten vom Parkeingang entfernt. Rund 20 Kilometer von Wien entfernt, heißt der Schlosspark von Laxenburg jeden willkommen: ob Familien oder Freunde, Läufer oder Spaziergänger, Verliebte und jene, die es noch werden möchten (Park-Eintritt: Erwachsene 3,50 €, Kind: 2 €). Was zunächst wie eine riesige grüne Freizeitoase vor einem liegt, entpuppt sich beim Erkunden als ein beachtliches Beispiel der Gartenbaukunst des 18. Jahrhunderts und als letzter Gruß der Habsburger-Dynastie.
Die Wege führen an Wiesen und schattenspendenden Bäumen vorbei, entlang von Kanälen und Kaskaden und über alte Brücken. Verstreut liegen das Alte Schloss, das Grüne Lusthaus, der Concordia-Tempel und die Franzensburg. Diese ist vor allem für erstmalige Besucher der eigentliche Anziehungspunkt und liegt mitten im künstlich angelegten See. Erreichbar ist sie via Brücken oder über eine kleine Seilfähre.
Dass sich rund eine Million Menschen pro Jahr im Park herumtreiben, merkt man nicht wirklich. Es gibt immer noch Plätze, wo man für sich sein kann. Um ein Gefühl für den Ort zu bekommen, sollte man zumindest eineinhalb Stunden einplanen, wenn nicht mehr. Wer möchte, schließt sich einer Führung an: Die Tour durch den Schlosspark (Erwachsene 13 €, Kinder 6,50 €) dauert rund zweieinhalb Stunden, für die Franzensburg (Erwachsene 11 €, Kinder 7 €) sind zwei Stunden anvisiert.
Sehnsuchtsort
Bevor heutige Ausflügler mit Smartphone und Selfiestick durch das Areal flanierten, haben sich hier die Habsburger zur Erholung eingefunden. Von 1306 bis 1918 befand sich hier die häufig frequentierte Jagd- und Privatresidenz. Wobei an Geschichte interessierte Laien, diese oft erst ab Franz II./I. (= letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und erster Kaiser von Österreich) verfolgen: Er war es, der von 1798 bis 1835 den Park erweiterte, ihn mit Lustbauten, Grotten und Tempeln bereicherte und ihn in den heute zu sehenden Landschaftsgarten nach englischem Stil verwandelte.
Später sollte hier auch sein Enkel Franz Joseph mit seiner Elisabeth die Flitterwochen verbringen. Sie residierten im Blauen Hof am Haupteingang des Parks. Wobei Sisi großteils alleine flitterte: Eine politische Krise trieb den frisch angetrauten Gemahl jeden Morgen zurück in die Hofburg. Die Kaiserin reagierte darauf mit spontanen Ausritten durch das Parkgelände. Ohne entsprechende Begleitung war das ein gar ungebührliches Verhalten, was wiederum die Schwiegermutter, Erzherzogin Sophie, irritierte.
Wo weder Franz II./I., Franz Joseph noch Sisi jemals Quartier bezogen haben, ist die Franzensburg. Mit verschieden hohen Türmen, Toren, Wetterfahnen und Pechnasen sowie mehr als 20 Schauräumen ist sie das Paradebeispiel einer Ritterfestung. Von Anfang an als Museum gedacht, ist sie das große Herzensprojekt von Franz II./I., der ansonsten nicht gerade durch übertriebene Extravaganz aufgefallen ist, gewesen.
Ganz nach den persönlichen Vorstellungen des Kaisers errichtet, ist die Burg ein Mosaik aus zusammengekauften Teilen und Inventar. Geholt aus anderen Schlössern, Burgen, Kirchen und Klöstern, aus ganz Europa und aus verschiedensten Epochen. Manches lässt sich bis ins Mittelalter datieren. Am ältesten sind die Glasfenster in der Burgkapelle aus dem 13. Jahrhundert, die aus der Stadtpfarrkirche Steyr geholt worden sind.
Gewandert wird durch die Gemächer eines fiktiven Ritters, der auf Gemälden, Glasbildern und auch in Gestalt des kaiserlichen Bauherren zu sehen ist. Der Weg führt bis zum Habsburgersaal, wo Franz II./I. seine Ahnenreihe herzeigt – in allem Glanz und durchaus verherrlichend. Auch zu dessen eigenen Legitimation als erster Kaiser von Österreich stehen hier 17 Statuen aus weißem Marmor, allesamt habsburgerische Herrscher, vom ersten, König Rudolf I., bis hin zu Maria Theresia. Vom hohen Burgturm schweift der Blick über den Park und dringt an schönen Tagen weiter bis nach Wien vor, zum Wienerwald und Schneeberg, zum Leitha- und Rosaliengebirge. Liegt einem das Land so zu Füßen, stellt es sich dann auch noch im Jahr 2024 ein: ein erhebendes, fast schon majestätisches Gefühl.
Radwege in der Nähe
- Der ca. 24 km lange Weg der Ziegelbarone ist für Familien ideal und kann in gut 100 Minuten bewältigt werden. Offizieller Startpunkt ist Schloss Vösendorf. Die Strecke führt durch Hennersdorf, Leopoldsdorf und Himberg (Eventuell lockt ein Abstecher ins Waldbad?) bis nach Laxenburg und dann entlang des Eurovelo 9 zurück zum Ausgangspunkt.
- Herausfordernd ist die 60 km lange Klöster Kaiser Künstler Tour (Dauer: 5:15 h) mit anspruchsvollen Strecken. Einfach ist aber der Abschnitt von Laxenburg, der am Wiener Neustädter Kanal und durch Weingärten hindurch bis in die Kaiserstadt Baden führt. Tipp entlang des Weges: Dem Freigut Thallern, einem der ältesten Weingüter Österreichs, einen Besuch abstatten!
- Die ausladende Wienerwald-Radrunde (ca. 214 km, Dauer: 14:48 h) kann man auch in Etappen bewältigen. Etappe 5 führt von Baden nach Laxenburg und von dort weiter nach Wien. Während der rund 33 km sieht man den Wienerwald noch lange am Horizont, bis man bei der Vorarlberger Allee die Wiener Stadtgrenze passiert. Es geht vorbei am Inzersdorfer Friedhof entlang des Liesingbaches, wo anschließend noch ein leichter Anstieg auf den Laaer Berg wartet. Endpunkt ist der Wiener Hauptbahnhof.
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