Unbekannte Orte: Schloss Laudon, Wiens einziges Wasserschloss
Das Barockjuwel verströmt einzigartigen Flair. Wer schon immer in einem Schloss leben wollte – jetzt kann man es kaufen.
Schöne Schlösser gibt es einige in Österreich. Wasserschloss nur eines: Das Schloss Laudon streckt sich herrschaftlich in die bewaldete Landschaft, und zugleich pittoresk und geheimnisvoll. Das Barockjuwel am Rande des Wienerwalds thront auf einer Insel, ist umgeben von Wasser, dabei umrahmt von darauf treibenden Seerosen. An der Oberfläche des Teichs spiegelt sich die stolze Gestalt dieses Gemäuers mit wechselhafter Historie.
Das Schloss gehört zu den weithin unbekannten Preziosen Wiens. Dabei liegt es ganz nah: im 14. Bezirk. Bekannt ist es auch unter dem Namen Schloss Hadersdorf, die Gemeinde gehört heute zu Penzing, also Wien. Öffentlich zugänglich ist das Schloss zwar leider nicht, zu bieten hat der 2.700-m2-Prachtbau mit 84.000 m2großem Garten allerdings einiges. Kein Wunder, dass er als Location für Hochzeiten beliebt ist. Aber auch für Feste aller Art sowie Seminare kann das Schloss gemietet werden.
Betreten wird es über eine Steinbrücke, über die man in den Ehrenhof gelangt; das Haupthaus weist einen Glockenturm auf. Der Park trumpft unter anderem mit einer alten Mühle, einem Pförtnerhaus, einem Stallgebäude, einem renaturierten Schwimmteich, alten Tennisplätzen aus der Vergangenheit als Hotel sowie einer Insel mit einem Salettl auf. Insgesamt 8.300 m2 Nutzfläche gilt es zu erobern. Genug Platz also für einen zukünftigen Besitzer. Denn Schloss Laudon steht aktuell zum Verkauf. Der Preis? Im zweistelligen Millionenbereich.
Im Inneren sind die exotischen Fresken von Johann Baptist Wenzel Bergl, einem Lieblingsmaler von Maria Theresia, bemerkenswert. Für die Kaiserin schuf er drei Fresken in ihren Privatgemächern im Schloss Schönbrunn, hier sind von ihm geschaffene Fresken aus der Zeit um 1770 zu sehen, die die vier Erdteile Europa, Asien, Afrika und Amerika darstellen. Sie waren ursprünglich im Schloss Donaudorf bei Ybbs beheimatet, wurden hierher übersiedelt.
Ein Höhepunkt ist die klassizistische Bibliothek: Die Grisaillemalereien an den Bücherkästen sind noch aus der Zeit Laudons erhalten, die Allegorien eines Wiener Malers haben Troja zum Thema. Im ausgebauten Dachgeschoß wird man noch 18 ehemaligen Hotelzimmern mit Bädern ansichtig.
Urkundlich erwähnt wurde das Schloss zum ersten Mal im Jahre 1130. Es wird angenommen, dass das Wasser als Hindernis zum Schutz vor Angreifern diente. Die Besitzer wechseln mehrmals, etwa machte es Kaiser Ferdinand III. seiner Frau Eleonore zum Geschenk. 1529 und 1683 wurde es von den Türken zerstört. Elisabeth Christina, die Mutter von Maria Theresa, verbrachte 1708 die Tage vor ihrer Hochzeit mit Karl VI. hier.
1776 wurde das Schloss von Gideon v. Laudon gekauft, bis ins Jahr 1925 blieb es im Besitz der Familie. Danach wurde es von einem Industriellen erworben, allerdings 1938 „arisiert“. Später, nachdem die Russen es nach dem 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft zogen, wanderte es in die Hände des Unternehmers Alfred Weiß. Er renovierte es und betrieb es bis 1973 als Luxushotel. Bis heute ist es im Besitz der Familie. Derzeit ist das Schloss an die Republik Österreich vermietet.
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