Roadtrip durch Limpopo: Nashorn-Grunzen und Schlangentanz
Beim Roadtrip durch den nördlichsten Zipfel Südafrikas, sieht man Wildlife, Kultur und den schönsten Teil des Krüger Nationalparks.
Ein Bub, vielleicht zwölf, kriecht unter einen Busch und angelt ein verwittertes Holzgefäß hervor. „Vielleicht hat es einmal meiner Großmutter gehört“, sinniert er und blickt von der Anhöhe in das weite Tal, in dem der Luvuvhu-Fluss durch dichtes Gebüsch mäandert. Riesige Baobabs strecken ihre knorrige Äste in den schimmernden Abendhimmel. Ein Nashornvogel mit knallgelbem Schnabel segelt laut krächzend vorbei. In der Ebene zieht eine Büffelherde Richtung Fluss, und nicht weit entfernt hört man Elefanten, die durch den Busch wandern und ein paar leckere Äste von den Stämmen knacken. Hier im Norden des Krüger Nationalparks am Pafuri Gate ist die Natur von besonderer Schönheit – als hätte jemand einen Zauberstab geschwungen und der struppigen Buschsavanne schimmernden Glanz verliehen.
Kein Wunder, dass die Makuleke, eine Gruppe der Tsonga-Ethnie, die um 1820 aus Mosambik in die Region zwischen den Flüssen Luvuvhu und Limpopo einwanderten, ihre Heimat nicht verlassen wollten. Doch 1969 schickte die Apartheid-Regierung bewaffnete Kräfte, um das Gebiet zu räumen. Eine traurige Geschichte – aber mit Happy End. 1998 erhielten die Makuleke die Besitzrechte für ihr Land zurück, das mittlerweile Teil des Krüger Nationalparks war. Seither verpachteten sie Konzessionen an private Lodgebetreiber.
Die Fahrt durch die Limpopo-Provinz führt durch die Soutpansberge. Hellviolett blühende Jacarandas säumen die Straßen und Korallenbäume leuchten in kräftigem Orange. Immer weiter geht es hinein in eine liebliche Landschaft, die ungeahnte Schätze birgt, etwa den geheimnisvollen Lake Fundudzi. In früheren Zeiten durfte man sich dem in sanfte Hügelketten eingebetteten See nur rückwärts nähern und einen Blick in gebeugter Haltung durch beide Beine nach hinten wagen. Auch heute noch braucht man die Erlaubnis des örtlichen Dorfvorstehers, um an seine Ufer heranzufahren. Hält man sich nicht an die Vorgaben, kann es gefährlich werden. Auf dem Grund des Sees wohnt nämlich eine weiße Python, so sagt die Legende der Venda, jener Volksgruppe, die in dieser Gegend ansässig und für ihren reichen Schatz an Mythen bekannt ist. Noch heute spielt der See im Leben der Venda eine wichtige Rolle. Die Venda-Mädchen tanzen am Lake Fundudzi den Tomba, der die Bewegungen einer Schlange nachahmt. Damit bitten sie die weiße Python im See um Fruchtbarkeit.
Wem der Sinn nach Safari steht, besucht das gut vier Autostunden entfernte Waterberg Plateau mit seinen zahlreichen Safari-Touren und Lodges. Zum Empfang warten die „Sieben Schwestern“, rostrote Felskuppeln, die wie Wächter im gelbbraunen Grasmeer stehen und davon erzählen, dass die ehemaligen Siedler auf der Suche nach neuem Land keinen Weg in die unzugängliche Region fanden. Das erwies sich im Nachhinein als Glück, denn so blieben die steilen, felsigen Hänge, die wasserreichen Flussläufe und die zahlreichen Höhlen mit Felszeichnungen der San weitgehend unberührt. „Es ist das einzige noch nahezu ursprüngliche Gebiet in Südafrika“, erzählt Clive Walker, den viele „Mr. Waterberg“ nennen und der 2001 maßgeblich an der Errichtung eines UNESCO-Biosphärenreservats Waterberg beteiligt war, dem einzigen Savannen-Biosphärenreservat der Welt. Sein Herzensprojekt ist das „Living Museum“, ein Ensemble aus Ausstellungs- und Schulungsräumen, Tiergehegen und Versammlungsplätzen nahe des Städtchen Vaalwater. „Ein wichtiges Projekt“, findet auch Ant Baber, dem mit seiner Frau Tessa das Ant’s Private Game Reserve gehört. „Clive kennt den Waterberg besser als jeder andere, er ist unser Gedächtnis. Das Museum wird dieses Wissen erhalten.“
Ant und Tessa haben sich vor allem dem Nashorn-Schutz verschrieben. Sie lassen die urzeitlich anmutenden Tiere frei auf ihrem Gelände laufen und gehen mit dieser Information offen um. „Mögliche Nashorn-Wilderer wissen sowieso, dass wir die Tiere besitzen. Allerdings sagen wir auch, dass wir ein schlagkräftiges Anti-Wilderer-Team haben.“
Damit das Team die Nashörner nachts besser verfolgen kann, versammelt Ant die Tiere zur Dämmerung, indem er ihnen direkt an seinem Privathaus Grasbündeln hinwerfen lässt. Schon von Weitem hört man das Grunzen und Schnaufen der Nashörner Erwin, Kunene und Max, die friedlich schmatzend Gras vertilgen, während zwischendrin Warzenschweine umherwuseln. Doch plötzlich bekommt Kunene einen Wutanfall und kickt Max zur Seite. Horn an Horn stehen sich die beiden tonnenschweren Kontrahenten gegenüber, bis Max sich trollt, nicht ohne vorher noch einen Tanz im Sand aufzuführen, so dass die ganze Nashornschar in eine Staubwolke gehüllt ist.
Doch bald schon fällt die Dämmerung über diese archaische Szene herein, so schnell, als hätte jemand die Jalousien herunterlassen. Die grauen Kolosse trollen sich Richtung Wald. Die Wildhüter mit den Decknamen Delta-Killer, Puppy Juliette und Golf-Echo checken ihre Nachtsichtgeräte und rücken den Patronengürtel zurecht. Es ist Jagdzeit für die Wilderer. Ant und sein Anti-Wilderer-Team sind vorbereitet.
Reiseinfos
Anreise
Ab Wien fliegen Austrian, Lufthansa, Swiss, KLM, Qatar u. a. über entsprechende Umsteigeflughäfen nach Johannesburg. Ab dort geht es mit dem Mietwagen weiter. CO2-Kompensation mit atmosfair.de: 123 Euro
Unterkünfte
Parfuri Camp, returnafrica.com
Ant’s Hill und Ant’s Nest, Ant’s Private Game Reserve, waterberg.net
Vaalwater
Waterberg Living Museum (wegen Renovierung derzeit zu): themuseum.org.za
Veranstalter
Individuell anpassbare Selbstfahrerreisen durch Limpopo bietet z. B. abendsonneafrika.de
Auskunft
Infos zu Limpopo auf Englisch: golimpopo.com Auf Deutsch unter: southafrica.net
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