Ausflugstipp fürs Wochenende: Ritterfest in Kufstein

Vom 3. bis zum 6. Juni, am Pfingstwochenende, wird die Zeit auf der Festung Kufstein scheinbar zurückgedreht.

Obwohl historisch oft als „dunkles Zeitalter“ tituliert, birgt das Mittelalter für viele Menschen heute noch eine Faszination in sich. Der Wunsch, sich in den Heldentaten der Ritter, den Witzen der Gaukler und den Sagen der Vergangenheit zu verlieren, ist selbst bei Erwachsenen noch groß. 

Eine Gelegenheit, sich diesen Traum zu erfüllen,  ist das Ritterfest in Kufstein. Denn Anfang Juni, am Pfingstwochenende, ziehen wieder  vier Tage lang Ritter, Händler, Gaukler und Musikanten durch die geschichtsträchtigen Gassen der Stadt und lassen sich auf der historischen Festung nieder. In dieser Zeit werden die Besucherinnen und Besucher in eine ungewohnte Umgebung versetzt, die sie so wohl nur aus Filmen oder Büchern kennen. Aber genau das macht den Charme daran aus, wie Fest-Veranstalter Christian Domeier weiß: „Man muss niemandem erklären, was Burgen oder Ritter sind. Das weiß jeder. Zwar kommen auch Mitglieder der Mittelalterszene hier her, aber die meisten wollen einfach ein Stück Entschleunigung spüren und für einen oder mehrere Tage in eine ganz andere Welt abtauchen. Eine Welt, die wir uns natürlich auch viel romantischer vorstellen, als sie wirklich war.“ 

Am Pfingstwochenende sind auf der Festung Kufstein wieder die Ritter, Händler und Gaukler los.

©Peter Seger/actioncam-chiemgau.de

Dunkle Geschichte

Denn blickt man allein auf die Geschichte der Festung Kufstein zurück, so war diese in den Jahrhunderten oft Schauplatz von Gewalt und Kriegen und ein besonders heiß umkämpftes Objekt zwischen Bayern und Tirol. Aber die dunklen Seiten dieser Zeit werden hier großteils ausgeklammert, obwohl man in den zahlreichen Shows durchaus auch Geschichtliches lernen kann. Dennoch steht beim Ritterfest der Spaß im Vordergrund.  Jedes Jahr aufs Neue ist es das Ziel, ein fröhliches Fest zu feiern, bei dem Schönheiten und Vorzüge aus Vergangenheit und Moderne aufeinandertreffen. Christian Domeier und sein Team arbeiten hart daran, dass dies auch gelingt – seit mehr als 13 Jahren.

Seit mehr als 13 Jahren veranstalten Christian Domeier und sein Team das Ritterfest in Kufstein. Für ihn ist es ein Herzensprojekt. 

©Christian Domeier

Wie eine Familie

Das Herz dieser Veranstaltung, die jährlich bis zu 20.000 Besucherinnen und Besucher anlockt, sind die zahlreichen Mitwirkenden, die mittlerweile schon seit Jahren zusammenarbeiten und dadurch auch ein Nahverhältnis zueinander aufgebaut haben. „Gerade im Mittelalterbereich fühlt es sich fast wie eine Familie an“, sagt er.  Kein Wunder, immerhin verbringen sie diese vier Tage jedes Jahr zusammen. Denn übernachtet wird keinesfalls in warmen Hotelzimmern, sondern stilecht in Zelten auf der Festung. Was aufgrund der Temperaturen nicht immer gemütlich ist. „Wenn das Fest jeden Abend um 23 Uhr zu Ende geht, werden auch alle Feuer gelöscht. Das führt dann auch schon mal zu etwas kälteren Nächten, aber da muss man durch“, so Domeier. Und diesen Preis ist auch jeder und jede der Beteiligten bereit zu zahlen, um dieses Spektakel zwischen Museen und historischen Gemäuern stattfinden zu lassen. 

Passende Gewandung darf nicht fehlen

Denn hier in Kufstein treffen an diesem Wochenende Händler und Handwerker auf Musiker und Gaukler. Sie werfen sich in ihre historische Gewandung, wie es in der Szene heißt, und gestalten dadurch das mittelalterliche Szenenbild auf der Festung mit. Übrigens: Auch Besucherinnen und Besucher dürfen in passendem Gewand kommen. Als kleines Dankeschön erhalten sie dafür auch Rabatt auf den Eintritt. All jene, die nichts Passendes im Schrank haben, können auf dem Festgelände fündig werden. An Ständen werden für die damalige Zeit angemessene Kleidung und Schmuck zum Verkauf angeboten. 

Nicht nur die Mitwirkenden hüllen sich in ihre historische Gewandung. Auch Besucherinnen und Besucher sind herzlich dazu eingeladen. Wer nichts passendes im Kleiderschrank hat, kann sich von den Händlern vor Ort beraten lassen. 

©Peter Seger / actioncam-chiemgau.de

Popmusik trifft auf Mittelalter

Wer noch weiter in die Materie eintauchen will, kann an den Ständen vorbeischlendern und beispielsweise auch zusehen, wie der Schmid seine Messer herstellt. Das stellt allerdings nur den Anfang des sehr umfangreichen Programms dar. Eines, das von Spiel, Action und musikalischen Highlights geprägt ist. 
So reisen jährlich verschiedene Bands aus ganz Europa und teilweise sogar den USA an, um die Anwesenden in Stimmung zu bringen. „Teilweise machen sie wirklich historische Musik, und dann aber wieder moderne Popmusik mit altertümlichen Instrumenten interpretiert“, erklärt der Veranstalter, der seine Künstlerinnen und Künstler immer persönlich auswählt. 

Dauerbrenner

Viele davon sind von Anfang an dabei und haben mittlerweile nicht nur ein Platz in seinem Herzen, sondern auch in jenen des Publikums. „Wir haben viele Stammgäste, die auch ihre Lieblingsdarsteller haben. So gehört der Gaukler Jolandolo von Birkenschwamm mittlerweile regelrecht zum Inventar. Seine pointierten Witze beanspruchen die Lachmuskeln der Besucherinnen und Besucher jedes Jahr aufs Neue – selbst wenn viele sie bereits kennen. Wir hatten es gewagt, Jolandolo ein Jahr nicht nach Kufstein einzuladen, weil wir Abwechslung haben wollten, aber es kamen zahlreiche Beschwerden der Stammgäste. Das ist eben wie auf einem Konzert der Rolling Stones. Da will man als Fan auch gewisse Klassiker hören, obwohl man die Songs auswendig kennt“, beschreibt der Fest-Initiator die Dynamik.

Der Gaukler Jolandolo von Birkenschwamm zählt zu den Stammgästen in Kufstein. Seit Jahren ist er immer dabei und sorgt mit seinen Witzen für Stimmung. 

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Jolandolo ist mittlerweile einer der zahlreichen Publikumslieblinge

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Spektakuläre Feuer-Show

Unter anderem romantisch kann es beim Besuch des historischen Schreibers werden. Er verfasst auf Wunsch Schriften und Briefe in mittelalterlicher Sprache, die hier und da unter den Anwesenden schon für unvergessliche Momente gesorgt haben, wie Domeier sich erinnert: „Wir hatten auch schon mal einen Heiratsantrag dabei.“ 
Neben Jolandolo und Liebesbekundungen  sind besonders die imposanten Feuershows eines der großen Highlights des Ritterfests. Jeden Abend gegen 22 Uhr treten die verschiedenen Feuerkünstlerinnen und -künstler in den Vordergrund und präsentieren ihr Können, das am Ende zu einer einmaligen Show verschmilzt. Unter anderem ist auch der Weltrekordhalter im Dauerfeuerspucken dabei. 

Wenn die Nacht über die Festung Kufstein einbricht, erwartet die Anwesenden eine atemberaubende Feuershow

©Peter Seger / actioncam-chiemgau.de

Breites Kinderprogramm

Eine Show, die Kinderaugen bestimmt ganz groß werden lässt. Dabei ist das noch gar nicht alles. „Auch heuer wird es eine  Burg in der Burg, also eine Art Märchenzelt, für Kinder geben. Außerdem gibt es wieder Kinderreitturniere und Theaterstücke“, so der Veranstalter. 
Abgerundet wird das Ganze mit einer Palette an kulinarischen Schmankerln, die vom Chef persönlich vorab verkostet werden. „Der totale Renner ist der Barbarenspieß. Das ist Fleisch am Spieß ummantelt von einem Brezenteig. Das muss man unbedingt gegessen haben“, schwärmt Domeier, der seinen Job leidenschaftlich gern macht. „Das Ritterfest ist mein persönliches Highlight im Jahr. Ich mag es einfach, eine bunte Truppe von Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzustellen, die sich an einem Wochenende diese eine Aufgabe teilen: nämlich ein unvergessliches Erlebnis zu schaffen.“

Wer jetzt immer noch Bedenken hat, dem sei gesagt, dass man nicht unbedingt eine Affinität zum Mittelalter haben muss, um am Ritterfest in Kufstein auf seine Kosten zu kommen. „Es gibt gute Musik, gutes Essen, gute Unterhaltung und spektakuläre Shows – was will man mehr.“

Überblick

Infos

Ritterfest in Kufstein vom 3.- 6. Juni 2022, Fr - So von 10 -18 Uhr, Mo 10 - 19 Uhr

Ort: Festung Kufstein

Website

ritter-fest.de

Über Sandra Rabalder

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