Sonnenuntergang in Cannes über der Promenade de la Croisette

Reisetipp Cannes: Wie der Glamour an die Croisette kam

Cannes wird nicht nur während der Filmfestspiele mit Kino und internationaler High Society verbunden. Einst wurde das Fischerdorf als Kurort von England bis Russland bekannt. Mondäner Luxus paart sich heute mit schrägen Jazzbars und kulinarischen Highlights von Austern bis Ratatouille.

Überblick

Anreise

Von Wien nach Nizza ca. 1 Std. und 45 Min.
Anschließend mit dem Bus nach Cannes (ca. 35 Min.)
 

Alternative Anreise

Ab Wien, mit 2 Umstiegen 16 Std. 24 Min.

In Cannes selbst ist man äußerst bemüht, Badetouristen zu halten. In der Vergangenheit wurde immer wieder bekrittelt, dass die Strand-Abschnitte teilweise nur noch fünf Meter breit wären. 2018 nahm man viel Geld in die Hand und vergrößerte den Strand der Croisette auf bis zu 30 Meter. 

Und auch sonst hat sich die Stadt in den letzten Jahren ordentlich herausgeputzt. Häuserfassaden an der Promenade wurden frisch gestrichen, alte Hotels abgerissen und neu aufgebaut – damit Cannes weiterhin jenen Glamour ausstrahlt, für den es berühmt wurde.

Die blutjunge Brigitte Bardot rekelt sich 1953 im Bikini am Strand, um Werbung für ihren Film "Sommernächte mit Manina" zu machen, Romy Schneider und Alain Delon flirten sich durch die Restaurants an der Croisette und Cary Grant genießt freie Minuten im Beach Club des Carlton Hotels. Legendäre Bilder, die Filmfans bis heute im Kopf bleiben.

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Im Carlton dreht Grant mit Grace Kelly auch berühmte Szenen des Hitchcock-Klassikers "Über den Dächern von Nizza", (1954). Das Luxushotel in Cannes rühmt sich noch immer mit diesem Film: Im siebten Stock sind Filmrequisiten in der Grace-Kelly-Suite ausgestellt. 

Das einstige Fischerdorf wird heute fast ausschließlich mit Filmstars und Kino verbunden – und tut auch einiges dafür, dass das so bleibt. In der ganzen Stadt zeigen imposante Street-Art-Gemälde an Häuserwänden Kultfilme wie "Pulp Fiction" oder "Taxi Driver", und wie in Hollywood gibt es auch hier einen Walk of Fame der vielen Stargäste des Filmfestivals. Ohne Referenz auf das weltbekannte Festival geht in dem Küstenort nämlich nichts. Kein Wunder, brachte er doch ab den 1940ern erstmals internationalen Glamour an die Côte d’Azur. Durch das neu gewonnene Flair trafen sich hier in den "Golden Fifties" Stars, Politiker, Geschäftsleute, Adel und Künstler. Heute sind es Schauspieler, Influencer und Topmodels, die die Festspiel-Stiege des Filmpalasts am Hafen hoch schreiten.

Kuriose Fakten: Wusstet ihr, dass...

Marilyn Monroe schon mehrmals die Werbeplakate für das Filmfestival zierte, aber selbst nie in Cannes war?
… der Mann mit der eisernen Maske 11 Jahre im Gefängnis von Cannes’ vorgelagerter Insel Sainte-Marguerite verbracht hat?
… die für die Stadt so typischen Palmen 1864 erstmals aus Spanien von einem Fotografen mitgebracht wurden?

Juwelen für die Festspiele

Auch die internationale Schmuckbranche gibt sich dann ein Stelldichein und zeigt ihre Schätze auf dem Red Carpet. Den Diamanten-Hotspot hat vor allem der Schweizer Juwelier Chopard geschaffen, der seit den 1990er-Jahren die Goldene Palme (Großer Preis des Festivals) kreiert und eigene Kollektionen für das Festival entwirft. Mit dem Trophée Award für Jungstars sind sie noch engere Unterstützer des Filmfestivals.

Chopard-Chefin Caroline Scheufele war die Erste, die Stargäste mit Juwelen schmückte, beinahe alle Kollegen folgten. Sie ist auf Du und Du mit Promis wie Naomi Campbell und Cannes-Kennerin durch und durch. Ihre Tipps, für gemeinsame Mittag- oder Abendessen verrät sie der freizeit: "Ich mag den unschlagbaren Ausblick im Restaurant des Hotels Du Cap-Eden-Roc. Mit einer Gruppe von Freunden gehe ich gerne ins La Petite Maison am Palm Beach essen. Die Atmosphäre und Musik ist dort toll." Wer gut zu Fuß ist, kann dafür einfach die drei Kilometer lange Promenade de la Croisette am Strand unter schattigen Palmen entlangspazieren. 

Cannes

Cannes

©Getty Images/iStockphoto/vichie81/iStockphoto

Schon 1850 – als die ersten reichen Gäste hier überwinterten – hatte man diese Straße dem Meer abgerungen. 1960 dann künstliche, breite Strände angelegt. Luxushotels wie das Martinez säumen jetzt den Boulevard, die auch die schicken und teuren Beach Clubs betreiben. Einen großen öffentlichen Strandabschnitt gibt es aber auch für all jene, die keine 45 Euro für eine Liege bezahlen wollen.

Strandclub bis Jazzbars

Wer es uriger und weniger sonnig mag, der kann mit Jazzbars und Bistros im mittelalterlichen Stadtviertel Le Suquet vorliebnehmen – dafür muss man aber die touristischen Hauptstraßen verlassen. Im ältesten Teil der Stadt geht es auf Kopfsteinpflastern und neben pastellfarbenen Häuschen erklimmt man den Hügel des Bezirks, der eine unvergleichliche Aussicht auf die Stadt und den Hafen gibt.

Danach geht’s auf den Markt Forville, um sich zu stärken. Wie wär’s mit einer Spezialität der Region?  Socca, eine Art Palatschinke aus Kichererbsenmehl mit Pfeffer.  Auch Meeresfrüchte-Fans kommen in Cannes voll auf ihre Kosten. Das an sich teure Küstenstädtchen bietet Krabben bis Langusten zu guten Preisen – wenn man sich abseits der Croisette bewegt. Legendär ist das Astoux & Brun, wo Austern ab 2,40 Euro angeboten werden. Wer günstige Lokale sucht, wird auch in der Rue St-Antoine fündig, wo sich nette Bistros aneinanderreihen. 

Einen Gegensatz bietet ein Abstecher ins Luxushotel Hotel Du Cap-Eden-Roc in Antibes (9 Kilometer Entfernung), wo "Tarzan" Johnny Weissmüller an der Bar gerne eine Flasche Whiskey pro Tag vertilgte, George Clooney und Brad Pitt im Garten Football spielten oder Promikinder wie Sofia Richie (Papa ist Lionel Richie) ihre Prunkhochzeit feiern. Alle, die nicht im Fünf-Sterne-Haus nächtigen, können zumindest zu Mittag direkt am Meer gehobene Küche (Brunch mit Wein 210 Euro pro Person) genießen. Vielleicht sitzen gleich am Nachbartisch Stammgäste wie Sharon Stone

Einstiger Klimakurort

So luxuriös sich die Côte d’Azur heute gibt, so verarmt war sie vor dem Tourismus. Einheimische lebten vor allem vom Fischfang, von Olivenhainen und der Produktion von Blumenparfüm (aus Grasse). Ein bekannter schottischer Arzt änderte das Anfang des 19. Jahrhunderts. Als er die Klimatherapie populär machte, um Krankheiten wie Tuberkulose zu heilen, begaben sich immer mehr britische Aristokraten in den Wintermonaten nach Cannes. Mit der Errichtung der Eisenbahn kamen sogar russische Zaren.

Schon zu jener Zeit galt die Abtei Notre-Dame de Lérins als berühmtes Anwesen. Das Kloster aus dem 5. Jahrhundert steht auf einer der vorgelagerten Lerins Inseln (Île Saint-Honorat), die nur 15 Minuten mit der Fähre von Cannes entfernt sind. Auch mit dem Kajak oder einem privaten Boot können Urlauber an karibisch anmutenden Buchten anlegen und neben Besichtigungen auch Schnorcheln gehen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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