Mit der Zeit reisen: So hat sich der Urlaub verändert
Fortfahren um des Vergnügens willen gibt es noch nicht so lange. Dabei sind Urlaubswochen für viele die besten Tage im Jahr. Ein Rückblick mit Bildern
Es war nicht immer nur die Neugierde, die die Menschen in die weite Welt hinaustrieb. Die ersten Reisenden wollten heilige Orte besuchen, neues Land entdecken, Menschen ausrauben oder mit ihnen handeln. Dass Menschen aus purem Vergnügen verreisen, ist ein eher neues Phänomen. Vor nicht einmal 200 Jahren legten die Engländer Thomas Cook, John Murray und der Deutsche Karl Baedeker den Grundstein für den modernen Tourismus, der erst seit dem 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum so heißt. Vorher nannte man das sperrig Fremdenverkehr.
Die drei Pioniere boten Reisen an oder schrieben Reiseführer über Sehenswürdigkeiten. Es waren vor allem kulturell bedeutende Orte, die angefahren wurden. Cook organisierte zur Eröffnung des Suezkanals 1869 etwa eine erste Ägyptenreise.
Angst vor dem Meer
Drei Jahre später folgte eine acht Monate dauernde Weltreise. Zeitgleich kamen im 19. Jahrhundert Kur- und Seebäder in Mode. Letztere gab es erst seit Ende des 18. Jahrhunderts, vorher war es undenkbar, sich aus Jux und Tollerei in die Fluten des unberechenbaren Meers zu schmeißen. Mit der romantischen Naturbegeisterung kam auch die Begeisterung für die früher so gefürchteten Berge.
Angenehme Aufenthalte in Bade- oder Alpinorten gab es in den Grandhotels, die mit der neuesten Technik und großem Luxus ausgestattet waren. Schöne Landschaften sehen, die betuchten Gäste sehen und von ihnen gesehen werden. Das gab es in einem. Gute Luft gab es dort auch.
Geschwindigkeit und Bombast
Es waren aber vor allem die stinkenden Lokomotiven und Schiffe, die die Gäste zu Wasser und zu Lande unabhängig vom Wetter und mit nie da gewesenen Geschwindigkeiten transportieren konnten. Eine Fahrt mit dem Dampfer dauerte im 19. Jahrhundert von Europa in die Neue Welt rund zwei Wochen. Mit dem Segelschiff konnte die Reise gut und gerne fünf Wochen dauern. Die Schiffe wuchsen zu imposanten Ozeanlinern heran, mit viel Bombast für jene, die es sich leisten konnten, und gigantischen Ausmaßen. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Stahlriesen schon 200 Meter lang.
Mit der Erfindung des Automobils wurde das Reisen abermals revolutioniert, allen voran in Amerika. Dort sorgten die Highways dafür, dass neue Ziele erschlossen wurden. Die Menschen fuhren in die Nationalparks oder besuchten einen der neuen Vergnügungsparks. Mit dem Flugzeug verschwanden die letzten weißen Flecken auf der Landkarte – und die Sehnsucht, sich diese Orte selbst anzuschauen, stieg. Reisen wurde zusehends erschwinglicher und manchmal auch weniger exklusiv.
Hach, wie schön war es früher, ist man beim Anblick alter Bilder zu sagen geneigt. Aber nur in Nostalgie zu verfallen und deshalb das Reisen sein zu lassen, ist nicht sinnvoll. Denn wie sagte einst Mark Twain? „Man muss reisen, um zu lernen.“
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