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Beckhams, Windsors: Wenn Kinder mit den Eltern brechen

In berühmten Vorzeigenfamilien hängt der Haussegen schief. Eine Expertin erklärt, warum sich erwachsene Kinder von ihren Eltern abwenden - und warum prominente Beispiele so viele bewegen.

Jahrelang glichen die Social-Media-Profile der Beckhams einem einzigen harmonischen Familienalbum: Schnappschüsse aus dem Urlaub, bei Fashion Shows oder privaten Abendessen – stets präsentierte man sich der Welt als vertraute Einheit, der nichts und niemand etwas anhaben konnte. Als der Erstgeborene, Brooklyn, vor drei Jahren die Milliardenerbin Nicola Peltz ehelichte, schien das Familienglück vollkommen.

Doch just bei Papa David Beckhams starbesetzter 50er-Sause Anfang Mai glänzte das junge Paar – anders als die restlichen drei Kinder mit Partnerinnen – durch Abwesenheit. Auch die obligatorischen Geburtstagsglückwünsche via Instagram blieben aus. Stattdessen: Schweigen.

Seitdem brodelt es in den sozialen Medien: Gerüchte über Spannungen gab es bereits, als Peltz ein Brautkleid von Valentino statt von Schwiegermama Victoria wählte. Nun soll sie Englands Vorzeige-Eltern sogar als „toxisch“ und kontrollierend bezeichnet haben. Ihr Ehemann scheint das ähnlich zu sehen: „Meine ganze Welt. Ich wähle dich immer“, schrieb er vielsagend unter ein Instagram-Video, das ihn mit seiner Liebsten zeigt.

Identifikation

Dass der Riss in vermeintlichen Vorzeigeclans Aufmerksamkeit erregt, hat nicht nur voyeuristische Gründe. Es liegt auch daran, dass solche familiären Dynamiken viele Menschen betreffen. „Wenn in prominenten Familien Konflikte sichtbar werden, schauen viele ganz genau hin – vielleicht, weil wir glauben, bei ,denen’ müsste doch alles perfekt sein“, sagt Sophia Bolzano, Mediatorin und Veränderungscoach. „Doch diese Menschen kämpfen genauso mit familiären Themen.“

Premiere of ''Lola'' held at the Regency Bruin Theatre in Los Angeles

„Du bist meine ganze Welt“: Brooklyn Beckham (26) hält zu seiner Nicola (30). 

©REUTERS/AUDE GUERRUCCI

Zu diesen gehört das Abwenden erwachsener Söhne und Töchter von (zumindest) einem Elternteil. Laut einer britischen Umfrage von 2015 haben bis zu zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung keinen Kontakt mehr zu Mutter oder Vater. In einer jüngeren Erhebung von 2020, durchgeführt von dem US-amerikanischen Familiensoziologen Karl Pillemer, berichtete sogar jeder Vierte von einem Kontaktabbruch zu Eltern oder Kindern.

Neue Wege

Klingt bekannt? Fünf Jahre ist es her, dass unter dem Schlagwort „Megxit“ Europas berühmteste Familie vor den Augen der Weltöffentlichkeit zerbröckelte. Auch damals seilte sich ein Sohn, Harry, mit seiner neuen US-amerikanischen Frau vom mächtigen Familiensystem ab. In Büchern und TV-Shows brach der Prinz später sein Schweigen, berichtete von frühen Kränkungen und einer neuen Perspektive, die ihm seine Frau Meghan gegeben habe. Was die einen als mutigen Befreiungsschlag feierten, verurteilen Kritiker bis heute als rücksichtslosen Egoismus.

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Es war einmal: Harry und Meghan umringt von der Royal Family

©APA/AFP/TOLGA AKMEN

„Das ist etwas, das in vielen Familien passiert – ob prominent oder nicht“, kommentiert Bolzano. Oft komme es zum Bruch, wenn die erwachsenen Kinder – wie Prinz Harry und Brooklyn Beckham – eigene Familien gründen. „Wenn ein junger Mensch eine Partnerschaft eingeht, entsteht ein neues ,Wir’, das Raum braucht“, sagt die Expertin. „Wenn das Gefühl entsteht, dass dieser Raum nicht respektiert wird, kann sich das Paar emotional zurückziehen. Manchmal entsteht der Eindruck einer großen Distanz, obwohl es im Kern vor allem um Selbstschutz und Autonomie geht.“

Pillemer stellte in seiner Studie fest, dass ein späterer Kontaktabbruch häufig in der Kindheit wurzelt. Nicht verarbeitete Traumata, fehlende Einsicht der Eltern über frühere Fehler oder anhaltende Kritik bzw. Einmischung sind laut dem Soziologen häufige Gründe, warum sich Kinder eines Tages von Teilen ihrer Familie lossagen.

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Miley Cyrus (32) wagte einen Imagewandel und ging auf Distanz zu ihrem Vater.  

©APA/AFP/ANGELA WEISS

So war es auch bei Destiny Hope Cyrus, die als Miley Cyrus erst zum Disney-Kinderstar („Hannah Montana“) und dann zur Popikone („Flowers“) aufstieg. Ihrem Vater Billy Ray, der auch in der Serie ihren Vater spielte, warf sie als Erwachsene Narzissmus vor und lobte ihre Mutter als „Heldin“. Zuletzt standen die Zeichen auf Versöhnung – jetzt, in ihren Dreißigern, sei sie bereit für Vergebung, ließ Cyrus wissen.

Kränkungen oder Missverständnisse bauen sich meist über Jahre auf, weiß Bolzano aus Erfahrung. Abstand sei da oft die einzige Lösung, sagt die Mediatorin: „Und das passiert in viel mehr Familien, als man denkt. Leider sprechen wir nur selten offen darüber. Ich erlebe oft, dass beide Seiten eigentlich Nähe wollen – aber nicht wissen, wie.“

Wie also kann eine Versöhnung zwischen den Generationen gelingen? Nicht in Schwarz-Weiß-Schablonen denken, rät Bolzano. „Niemand ist ganz im Unrecht oder schuld. In Beziehungen gibt es immer viele Zugangsweisen, Perspektiven, Bedürfnisse und Gefühle.“

Wird alles gut?

Seine Bedürfnisse teilte Prinz Harry in seinem jüngsten BBC-Interview: Darin bettelte er geradezu um eine Kontaktaufnahme zu seinem krebskranken Vater. Auch Victoria Beckham postete vor Kurzem ein Instagram-Foto mit all ihren Kindern, so, als wolle sie ihrem ältesten Sohn einen Olivenzweig reichen.

Wer in einer verfahrenen Situation den ersten Schritt macht, ist zweitrangig, sagt Bolzano. „Versöhnung sollte nicht als Wettbewerb gesehen werden. Oft braucht es Mut, das Herz zu öffnen – aber genau dieser Schritt kann die Tür öffnen für ein neues Miteinander.“

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