Mit dem „Bähnli“ zu den Palmen: Mehr Panorama geht nicht

Atemberaubende Auffahrt

Den Blues des an strenge Termine gebundenen Lustreisenden vertreibt dann der atemberaubende Aufstieg von Alpnachstad nach Pilatus Kulm: Knapp fünf Kilometer lang ist die mit bis zu 48 Prozent Steigung steilste Zahnradbahn der Welt. Queen Victoria ritt 1868 noch mit dem Pferd auf den Hausberg von Luzern.Rund um das historische, denkmalgeschützte Berghotel, Baujahr 1890, pfeift der Wind. Irgendwo in der Ferne läuten Kuhglocken. Sonst Stille. Und wem das letzte Licht der Sonne am Horizont über der Wolkendecke hinter den Bergen nicht ans Herz geht, tja, der hat keines.

Durch den Gotthardtunnel

Wanderer können auf den Drachenberg und auch zu Fuß ins Tal gehen. Aber eine schöne Alternative ist die Seilbahn hinunter bis Kriens. In Flüelen sind es nur ein paar Schritte vom Anlegesteg der Nostalgie-Dampfer, die von Luzern am See an Rütliwiese, Schillerstein, Tellskapelle und anderen geschichtsträchtigen Orten der Urschweiz vorbei fahren, zum Zug nach Lugano.

Spektakulär ist die Fahrt auf der historischen Strecke durch den 1882 eröffneten „alten“ Gotthardbahntunnel Richtung Tessin, der mediterranen Südschweiz. Das Besondere am Gotthard Panorama Express der 1. Klasse: die Wagen mit großen und zur Decke hin gewölbten Fenstern. Die Sicht auf die Berge ist somit auch dann frei, wenn sich der Zug durch schmale Engen und Schluchten zwängt.

Höhenunterschiede

Peu à peu schraubt sich „das Bähnli“ von 470 auf 1.100 Meter Höhe, passiert auf einer doppelten Kehrschleife das auf einer Anhöhe thronende berühmte Wassen-Kircheli zum ersten, zum zweiten und zum dritten Mal, durchquert das naturgewaltige Urner Reusstal, überwindet dessen tiefe Schluchten, fährt über eine Brücke nach der anderen, insgesamt zweihundert auf der gesamten Strecke, und zwängt sich durch geradezu aberwitzig konstruierte Kehrtunnel.

Der Gotthard Panorama Express ist Teil der Grand Train Tour of Switzerland, einem Bahn-Reiseerlebnis von vier bis acht Tagen, das die schönsten Panoramarouten der Schweiz verbindet. Angeboten werden acht verschiedene Routen auf mehr als 1.200 Kilometern Bahnstrecke.

Mediterranes Flair

Lugano begrüßt einen mit Palmen und Sonnenschein. Die anmutende Altstadt und die Seepromenade sind ein ideales Terrain für Flaneure. Auf einen der beiden Aussichtsberge Monte Bré oder Monte San Salvatore schafft man es dann mitunter nicht. Das „rote Postauto“ bringt die Reisenden über Italien nach Tirano. Wer den Regionalzug nimmt, kann im Sommer im offenen Waggon wie in einem Cabrio sitzen. In Le Prese lohnt ein Stopp im gleichnamigen Hotel aus kulinarischen Gründen und wegen der Chance, spontan im See zu baden.

Nebenan baut Reto Raselli seine Tee- und Gewürzkräuter an, etwa für die Ricola Kräuterzuckerl.

Im nahe gelegenen Poschiavo, der Heimat der Zuckerbäcker, stehen hübsche Patrizierhäuser und ein kleines Beinhaus. Im Zentrum hat das Bistro Semadeni das beste Gelato weit und breit. Urig die letzte Übernachtung gleich neben dem Bahnhof auf Alp Grüm, ehe es mit dem Bernina Express auf 2.253 Meter Seehöhe hinauf und dann hinunter nach Chur geht, durch fünfundfünzig Tunnels, über hundertsechsundneunzig Brücken und einen fünfundsechzig Meter hohen Landwasserviadukt.

Info

Tipp für Schweiz-Reisende
Mit dem Swiss Travel Pass ab 232 € (3 Tage) sind nach dem Motto „Ein Land – ein Ticket“ freie Fahrten mit Bahn, Bus und Schiff erhältlich; zudem   viele  Bergbahnen und über 500 Museen preisermäßigt swiss-pass.ch/de

Hotel-Tipp
Hotel Pilatus Kulm, CH-6002 Kriens; Übernachtung auf
2.132 m Höhe, ab 330 € p. P.
+41 / 41 329 12 12
pilatus.ch

Restaurant-Tipp
Von Lugano geht es mit  dem Schiff ans andere Ufer zur Grotto dei Pescatori, der Schweizer Version des Heurigen, wo auf der Terrasse  am See zu lokalen Weinen eine Jause serviert wird
grottodeipescatori.ch

Nützliche Links
MySwitzerland.com
Swiss Travel System: mystsnet.com
luzern.com
Rhätische Bahn: rhb.ch