Luxuriöses Campen: Expertin verrät, warum Glamping so beliebt ist

Seit ein paar Jahren gewinnt das luxuriöse Campen immer mehr Fans für sich. Doch was fasziniert die Menschen daran? Eine Reisepsychologin klärt auf.

Wenn die Urlaubssaison startet, wird emsig geplant, wohin die Reise geht. Doch anders als noch vor einigen Jahren, entscheiden sich die Menschen nicht mehr unbedingt für Aufenthalte in Hotels oder Ferienhäuser, sondern für einen Urlaub in der Natur. Im Tourismusjahr 2021/2022 gab es bereits in Österreich 673 Campingplätze und damit so viele wie noch nie zuvor. Dieser Reisetrend hat sich allerdings auch weiterentwickelt. So heißt es inzwischen, Natur ja, aber mit allem Komfort, den Hotels oder andere Unterkünfte auch bieten. Die Sternstunde des Glampings brach an. Wir haben uns mit der Reisepsychologin Christina Miro zu dem Thema unterhalten. Sie verrät, warum Glamping so beliebt geworden ist und warum der Hype nicht abzureißen scheint. 

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Was euch erwartet:

  • Was wir unter Glamping verstehen
  • Die Geschichte des Glampings
  • Das sagt die Expertin
  • Glampingplätze in Österreich

Was wir unter Glamping verstehen

Der Begriff Glamping wurde 2005 in England geprägt. Er setzt sich zusammen aus den zwei englischen Begriffen "glamourous“ und "camping“ und beschreibt dabei eine luxuriöse und kreative Übernachtungsmöglichkeit in der Natur. Alternative Begriffe lauten Boutique-Camping, Luxuscamping, Komfortcamping oder Nobelcamping. Der sich in der heutigen Zeit etablierte Begriff soll auf die The Guardian Journalistin Susan Ward Davies zurückgehen. Diese hat in einem Service-Reiseartikel über das Campen gesagt, es sei heutzutage mehr Glamping als alles andere. Die Glampingplätze lassen sich in verschiedenen Ausführungen finden: sei es der klassische Campingplatz oder auf der Freifläche im Outdoor-Lounge Bereich eines Hotels. Die Idee dahinter ist ein Urlaub in der Natur, nur ohne Verzicht, den sonst normalerweise ein Camping-Ausflug mit sich bringt. Darum gibt es großzügige Unterkünfte und Luxus-Zelte mit bequemen Doppelbetten und teilweise auch eigenem Bad samt Dusche. Den Glampingplatz-Besitzern sind dabei keine Grenzen gesetzt. So entwerfen sie immer skurrilere Übernachtungsmöglichkeiten, die den Urlaub ganz besonders machen sollen.

Die Geschichte des Glampings

Auch wenn man es annehmen mag, ist Glamping in Wirklichkeit keine Erfindung der letzten Jahre. Der Begriff ist zwar eine Wortneuschöpfung, allerdings seine Bedeutung nicht. Tatsächlich zieht sich die Geschichte des Glamping durch mehrere Jahrhunderte. Die frühesten Aufzeichnungen gehen auf das Jahr 1100 zurück. Zu dieser Zeit lebten mongolische Stämme in Jurten, die mit allem Komfort ausgestattet waren. Und auch im einstigen Osmanischen Reich war es üblich, bei militärischen Expeditionen luxuriöse Zelte aufzustellen. In den schottischen und französischen Königshäusern im 16. Jahrhundert gehörte es ebenfalls zum guten Ton, auf nahe bei Hofe gelegenen Wiesen glamouröse Zelte zu platzieren. In den frühen 1900er Jahren haben sich wohlhabende Erfinder diesen Luxus leisten können. Während ihrer Safaris in Afrika lebten sie in feinen, mit Teppichen und antiken Möbeln ausgestatteten Zelten. In der Kaiserzeit war es ebenfalls üblich gehoben zu nächtigen. Reisten die Staatsoberhäupter mit ihrem Hofstaat durch die Landen, so dauerten die Reisen oft mehrere Wochen an. Die Zelte der Adligen waren besonders prunkvoll und komfortabel. Wenn man so will, liegt hier der Ursprung des Glampings.

Mit dem 20. Jahrhundert erlebte das Camping seinen Durchbruch. In Zeiten der Krise und nach dem Ersten Weltkrieg war es eine gute Möglichkeit auch für wenig Geld dem Alltag zu entfliehen. Vor allem in der Wirtschaftswunder-Zeit der 1950er-Jahre boomte das Camping. Anfang der 2000er-Jahre, wo das Backpacking und das Reisen mit mehr Nähe zu Natur populärer wurden, sprangen auch Prominente auf den Zug auf. Aber natürlich nicht in seiner ursprünglichen Form. Stars wie Matthew McConaughey oder auch Jamie Oliver sorgten dafür, dass immer mehr glamouröse Campingunterkünfte weltweit entstanden.

Das sagt die Expertin

Christina Miro beschäftigt sich als leidenschaftliche Weltentdeckerin und Reisepsychologin intensiv mit der Schnittstelle zwischen Reisen, Psychologie und psychischer Gesundheit. Wir haben sie gefragt, warum Glamping so beliebt geworden ist und die Nachfrage auch nicht abzunehmen scheint. Sie sieht die den Grund für die steigende Beliebtheit des Glampings auch in der Pandemie: "Während der Pandemie waren viele Menschen aufgrund von Einschränkungen und Unsicherheit in ihren Reisemöglichkeiten stark eingeschränkt. Dadurch ist das Verlangen nach Luxusreisen und einem höheren Standard gestiegen. Einige Reisende fühlen sich nach der langen Deprivation während der Pandemie dazu verleitet, mehr Wert auf Luxus zu legen, um nicht nur die verlorene Zeit nachzuholen, sondern auch sich besondere Reiseerlebnisse zu gönnen. Dies könnte vorübergehend zu einem Anstieg der Nachfrage nach Luxusreisen führen. Es ist nicht unbedingt der Standard für alle, da viele Menschen immer noch auf ihr Budget achten müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass dies dauerhaft zu einem Standard für die breite Masse wird.“

Weiter heißt es: "Camping hat einerseits eine traditionelle Verbindung zur Einfachheit, bei der es darum geht, die Natur zu genießen und mit minimalem Equipment auszukommen. Andererseits gibt es jedoch eine wachsende Tendenz, den Komfort im Freien zu steigern. Diese Entwicklung eröffnet Raum für individuelle Vorlieben, denn jeder kann die Zeit in der Natur nach seinen persönlichen Bedürfnissen gestalten, ohne auf Bequemlichkeit verzichten zu müssen. Somit haben Campingbegeisterte die Möglichkeit, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren und ein maßgeschneidertes Campingerlebnis zu schaffen. Glamping gewinnt an Beliebtheit, da es eine einzigartige Möglichkeit bietet, die Natur zu genießen, ohne auf Komfort und Luxus zu verzichten“, so die deutsche Psychologin über die Beweggründe der Menschen.

"In der heutigen modernen Gesellschaft entsteht ein zunehmendes Verlangen nach einer Auszeit in der Natur. Der Aufenthalt in der Natur ermöglicht es, dem Alltagsstress zu entfliehen, sich zu entspannen, die Stimmung zu heben und ein Gefühl von Freiheit zu fördern. Camping bietet Abwechslung vom hektischen Alltag und ermöglicht es, dem Stress und den Anforderungen des modernen Lebens zu entkommen und sich auf neue Abenteuer in der Natur einzulassen“, führt sie fort. Den Grund, warum Menschen sich nach einer Luxusausstattung auch in der Natur wünschen, sieht sie daran, dass einige von ihnen die Annehmlichkeiten und den Komfort des modernen Lebens auch während der Naturerfahrung nicht missen wollen. "Luxusausstattung kann den Aufenthalt angenehmer gestalten und das Camping-Erlebnis aufwerten, ohne dabei auf die Nähe zur Natur zu verzichten.“

Glampingplätze in Österreich

Auch in Österreich hat sich der Glamping-Trend durchgesetzt, so dass die letzten Jahre zahlreiche neue Übernachtungsmöglichkeiten mit Luxuscharme geschaffen wurden. Allein in Kärnten, Tirol und im Burgenland gibt es über 100 Glamping-Möglichkeiten. Neben einfachen Bungalows direkt am Wasser, die über sämtlichen Komfort eines Hotelzimmers verfügen, gibt es auch hier und da Angebote der Extraklasse.

Eines dieser Angebote ist das Alpencamping Nenzing. Die Betreiber der Anlage, die Familie Morik, vermieten Himmelchalets, die an ein Fünfsternehotel erinnern und ganz im Zeichen eines Wellness-Urlaubs stehen. Zehn Quadratmeter sind die Chalets groß, die aus Holz bestehen und sich auf einem kleinen Hügel türmen. Vor Ort finden Urlauber zudem einen Alpladen zum Einkaufen, ein Restaurant und einen Wellnessbereich mit Freibad, Hallenbad und Saunen. Zur Auswahl stehen Premiumchalets oder Luxuschalets, die je nach Saison ab vier Nächten zwischen 234,00 bis 399,00 Euro kosten.

Ebenso außergewöhnlich sind die Bubble Tent Hotels in Weyregg am Attersee in Oberösterreich. Ungestört mitten in der Natur können hier zwei bis vier Personen in einem zirka vier Mal fünf Meter großen luxuriösen Zelt, bestehend aus einer durchsichtigen UV-resistenten Blase, übernachten. Eine leise Turbine sorgt dabei für frische Luft. Für den besonders luxuriösen Charme können Extras dazugebucht werden wie Frühstück, ein Kühlschrank, ein Teleskop oder Whirlpool. Der Standort ist außerdem nur eine Minute vom öffentlichen Badeplatz entfernt. Vor Ort sind sportliche Aktivitäten wie Golf, Minigolf, Beachvolleyball oder Tauchen möglich. Eine Übernachtung kostet ab 249 Euro.

Dass Glamping nicht immer am Boden stattfinden muss, beweist die Ramenai, ein Hüttendorf im Böhmerwald, betrieben von der Familie Hofbauer. Zehn Häuser und Hütten stehen zur Verfügung und bieten Platz für zwei bis acht Personen. Dabei können Gäste entscheiden zwischen Holzknechthütten (ab 249 Euro), die etwa 40 Quadratmeter groß und im modernsten Design eingerichtet sind; den Waldbauernhäuser (ab 448 Euro) bis zu vier Personen mit 75 Quadratmetern Fläche, einer ausgestatteten Küche, Fußbodenheizung sowie Privatsauna; einer Jägerhütte (ab 165 Euro) mit Platz für zwei Personen, einer Sonnenbank und Waldbodenterrasse; dem Forsthaus (334 Euro) in dem acht Personen übernachten können und das mit einer kompletten Küche ausgestattet ist und einem Baumbett (ab 229 Euro). Das Baumbett ist ab Herbst 2023 buchbar und befindet sich in den Baumwipfeln.

Am Wolfgangsee in Oberösterreich befindet sich außerdem noch "Das Franzl“, ein Designhotel, dass nur 800 Meter von der Berau-Bucht entfernt ist. Gäste können hier im 20 Quadratmeter großen Glamping-Dome-Zelt mit einer eleganten Einrichtung aus Holz, transparentem Dach, eigener Terrasse und Klimaanlage oder einem charmanten 10 Quadratmeter großem Tiny House aus Holz mit Blick ins Grüne und ebenfalls einem Glasdach wählen. Sowohl das Tiny House als auch Glamping-Dome-Zelt für zwei Personen kostet je nach Saison zwischen 95,00 bis 145,00 Euro.

Und auch in Niederösterreich gibt es die Möglichkeit zu glampen, im Glamping Park Mönichkirchen. Hier stehen sogenannte Wood Lodges für zwei bis drei Personen den Urlaubern zur Verfügung. Diese sind ausgestattet mit allem, was es braucht: eine vollausgestatte Küche, ein eigenes Badezimmer, Flachbildschirmfernseher sowie einer Holz-Terrasse. Eine Wood Lodge kostet je nach Saison für zwei Personen zwischen 99,00 bis 104,00 Euro.

Ebenso luxuriös lässt es sich im Lakeside Petzen Glamping in Unterlibitsch übernachten. Das Resort bietet klimatisierte Zimmer, eine ausgestattete Küche, ein eigenes Bad, aber auch einen Naturpool, See, Baumsauna und Bar. Besucher können sich entscheiden zwischen Glamping Zelt, Glamping Chalet und einem Baumzelt. Zudem wird ein kontinentales Frühstück täglich serviert. Das Glamping-Familien-Chalet mit zwei Schlafzimmern kostet pro Nacht 274 Euro.

Man sieht, Glamping ist heutzutage mehr als luxuriöses Campen. Neben Entspannung in der Natur, können Fantasien aus Kindheitstagen wachgerufen und nachgeholt werden: Baumhäuser, Tippizelte, Jurten, Tiny Häuser - beim Glamping scheint es keine Grenzen zu geben. 

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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