Tipps für Bike & Hike in Graz: Wandern, Radeln und Genießen
Auf den Berg strampeln, durchs Schilcherland radeln, in Weinbergen wandern und abends Graz genießen
Von Sabine u. Sepp Puchinger
Das Gute gleich vorweg. Die Tour kann nachhaltig und bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt werden. Mit der Bahn nach Graz, gratis mit der Straßenbahn zum Hotel, ein Radl mieten – und schon darf ein spannendes Hike& Bike-Weekend starten. Bleibt die Frage, ob sportlich mit dem Gravelbike oder doch einmal ein E-Bike probierend? Von der City sind es nur zehn Minuten entlang der Mur, bevor es ländlich wird. Dort ist die Erlebnisregion Graz wie geschaffen für die Kombi Radfahren und Wandern. Mit Höhenluft schnuppern auf dem Grazer Hausberg und tags darauf per bike die "rolling hills" im Schilcherland erleben.
Flair des Südens
Am Ankunftstag bleibt genug Zeit für einen Citytrip. Es ist ein genussvolles Flanieren durch die ehemalige Kaiserstadt, seit 1999 mit dem UNESCO-Welterbestatus belohnt. Architektonisch gibt’s viel zu schauen – das Eiserne Haus, das Kunsthaus, die Murinsel, die symbolträchtige gotische Doppelwendeltreppe, das Landhaus mit seinem Renaissance Arkadenhof und das Gesamtensemble der Altstadt. Es herrscht fast mediterrane Atmosphäre mit viel Leben auf den Plätzen und in chilligen Gastgärten. "Graz hat viele Sonnenstunden – und für südliches Flair haben italienische Architekten gesorgt", erklärt Johanna von den "Grazguides".
Kräftig frühstücken im Hotel Gollner, Jause kaufen am Grazer Bauernmarkt und dann am Murtalradweg stadtauswärts biken. Raus ins Grünland, wo hundertfünfzig Grazer Bauern auch heute noch für gepflegtes Kulturland sorgen. Es soll hoch hinaus gehen – auf den Gipfel des Schöckl (1.442 Meter). 820 Höhenmeter mit dem Rad und 670 Höhenmeter zu Fuß warten auf das fünfköpfige Team mit den beiden steirischen Guides. Keine Angst, mit den E-Bikes lässt sich diese Bergetappe fein bergan cruisen. Zu schauen gibt es jedenfalls am Panorama-Radweg im Almland sehr viel, auch beim Zwischenstopp am barocken Kalvarienberg im Kurort St. Radegund. Wasser nachfüllen, durchschnaufen und weiter "auffi"!
Der 70-jährige Ronnie, früher Sportlehrer, träumt jedenfalls schon beim Bergankurbeln von Steirischem Backhendlsalat und einem Gösser bei der Gipfelrast. "Es schaut ein wenig nach Gewitter aus, aber die Wanderung zum Gipfel klappt sicher noch", orakelt Rad- und Wanderführerin Silvia beim Abstellen der Räder an der Talstation. Nebenan surren die kleinen Gondeln verlockend schnell zur Bergstation. Aber natürlich ist die Wanderung zum Gipfel Ehrensache. Noch dazu, wo die Niederösterreicher der Gruppe noch nie dort oben waren. "Ihr seid auf Andengipfeln gestanden und noch nie auf unserem Schöckl?" ist die Knittelfelderin Silvia ehrlich entsetzt.
Auf dem Gipfelplateau geben sich Ausflügler, Wanderer, Sommerrodler, Drachenflieger und Paragleiter ein Stelldichein. Sogar einen rollstuhltauglichen Pfad zum Gipfel gibt es. Hier treffen sich die Grazer Bergfexe – zu allen Jahreszeiten. Der Gipfel lohnt mit 360 Grad Rundumblick, nebenan das altehrwürdige Stubenberghaus mit der Almrast und einer gschmackigen Speisekarte.
Zum hundertjährigen Jubiläum wurde es als erstes ÖAV-Schutzhaus in Österreich unter Denkmalschutz gestellt. Ronnie bekommt dort jedenfalls mit Schweinsbraten, Knödel und warmem Speckkraut samt steirischem Krügerl seinen Kalorienschub. Von der Alm geht es rasch zu Fuß zurück zu den Rädern und dann wirklich flott bergab in die City. Es bleibt genug Zeit, um gleich durch die Grazer Innenstadt zum Schlossberg zu touren und rauf zum Uhrturm zu pilgern. Zu schauen und zu tun gibt‘s dort viel, das Schlossbergmuseum, Schlossbergrutsche (die längste Indoorrutsche der Welt) und das 4D Erlebniskino locken. Und natürlich Graz by Night aus der Vogelperspektive erleben.
Beim morgendlichen Blick raus schaut es nach Regen aus. Nun ist Flexibilität angesagt und positives Denken. Regenpelerine drüber, stadtauswärts radeln und zum Thalersee kurven. Vier Kilometer vom See entfernt ist Arnold Schwarzenegger aufgewachsen. Der Terminator verbrachte Kindheit und Jugend mit seiner Familie in der Dienstwohnung der Gendarmerie in Thal, welche sich im ehemaligen Forsthaus der Grafen Herberstein befand. Genau dort werden heute im Museum Arnies Lebensstationen präsentiert. Ab 1966 zog er dann los, um "die Welt zu erobern".
Von der "Schwarzenegger Story" sind es nur einige Meter weiter zur Jakobskirche, die Ernst Fuchs im Regenbogenstil gestaltet hat. Tatsächlich bessert sich das Wetter, im bergab-bergauf Modus geht es ins Land der Weinterrassen. Bei der Endstation der Radltour in Ligist blinzelt erstmals die Sonne durch. Jetzt verlockt die Gegend zum Wandern. Rauf zur Burg oder doch den längeren Schmankerlweg durch Wald und Wiesen bergan zur nächsten steirischen Buschenschank wählen? Die Wahl fällt leicht, eine Stunde geht’s bergauf. "Bei der Tour de France und beim Giro müssen sie sich wochenlang kasteien. Wir dürfen nach fünfzig Kilometer Radfahren und einer Stunde Bergaufgehen auch ein bissl sündigen", lächelt Ronnie – mit Fernblick zur Jausenstation zwischen den Weinbergen.
Tatsächlich liegt der Buschenschank idyllisch auf einer Waldlichtung – mit Traumblick über die Ortschaft und umliegende Weinterrassen. Vom herzhaft Deftigen bis zu leichten vegetarischen Speisen gibt es hier alles, genauso gehaltvolle Weine frei nach dem Hausmotto: „Ein Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“ Die Brettljausn und andere kulinarischen Finessen sind "Doping" für müde Radler, genauso das Tipperl (Schilcher mit Holundersaft).
Und zurück?
Besonders konditionsstarke und motivierte Sportler kurven einfach gut fünfzig Kilometer zurück. Aber was tun die, die müde sind oder zu viele Kalorien getankt haben? Die düsen einige Kilometer bergab, suchen den nächstgelegenen Bahnhof und können samt ihrem Rad die Köflacher Bahn zurück nach Graz City benutzen. Vom Grazer Hauptbahnhof geht es dann per Bike zum Hotel Gollner und dort genießt man eine chillige Stunde auf der Dachterrasse.
Oder das Rad wird sofort am Bahnhof abgegeben und man steigt bequem in den nächsten Zug zurück ins Heimatland. Alles ohne Auto.
Infos
Anreise
Klimafreundlich mit dem Zug nach Graz, oebb.at
Übernachten
Hotel Gollner: zentral in der Innenstadt von Graz, perfektes Radlerfrühstück, gollner.at
Essen
– Stubenberghütte/ Schöcklgipfel: steirische, vegetarische und süße Speisen, stubenberghaus.com
– Zach in Ligist am Beginn der Schilcherweinstraße: buschenschank-zach.at
Wandertouren
– weg-es.at; [email protected]; (Silvia Sarcletti: +43 650 2611119)
– Hike&Bike: Ausbau und weitere Touren um Graz sind geplant
Auskunft
– schilcherland.at
– regiongraz.at
– steiermark.com
– Stadtrundgang Graz: grazguides.at
– Infos zur Genuss- card: genusscard.at
Radstopps
- St. Radegund: Kneipp-Stationen, 22 Quellen, einen barocken Kalvarienberg und viel Ruhe bietet der Höhenkurort St. Radegund. Die architektonisch schön gestalteten Quellen lassen sich auf Wanderwegen erreichen, genauso wie die 21 Kalvarienbergkapellen, die die Passion Christi erzählen. Aktuelle Lage nach Unwetter: radegund.info
- Schwarzenegger Museum: Fans können Arnies Lebensweg hier von seiner Jugend, seiner Zeit als Bodybuilder bis zum gefeierten Schauspieler und Politiker bzw. Gouverneur von Kalifornien folgen. Am 7,3 Kilometer langen Arnold-Schwarzenegger-Wanderweg folgt man auch aktiv seinen Lebensstationen. arnieslife.com
- Ernst-Fuchs-Kirche: Eine Augenweide in Thal ist auch die unter Denkmalschutz stehende Jakobskirche, die vom Künstler Ernst Fuchs nach dem Motto "Dies ist ein heiliger Ort: Wo auch immer die Augen hinblicken, es muss etwas zu sehen geben" geschaffen wurde. Besonders beeindruckend ist der in Regenbogenfarben gehaltene Innenraum
- Kirche, Glas, Pferde: Die von Hundertwasser umgestaltete Barbarakirche ist genauso einen längeren Radstopp wert wie das Glasmuseum der Firma Stölzle Oberglas und die nahen Anlagen des Gestütes in Piber, Geburtsort und Kinderstube der berühmten Lipizzaner. Jeweils guter Anschluss an das Bahnnetz der Köflachbahn
Kommentare