Der Leuchtturm im kleinen Ort Montauk, umspült vom  Atlantik, ist das Wahrzeichen der Hamptons

Geschichten und Filmmomente aus dem Milliardärsparadies der Hamptons

New Yorks Superreiche und Stars haben ihre Refugien in den Hamptons auf Long Island. Auch bei Studenten und Künstler kommen gerne. Und mit ihnen schöne Anekdoten.

Die Hamptons sind einfach cool“, stellte Rap-Superstar Jay-Z Ende der Neunziger fest und investierte einen kleinen Teil seines explodierenden Hip-Hop-Reichtums in ein Refugium nahe New Yorks.

Ob alter Geldadel, Neureiche, Stars, Studenten: Alle können sich auf den idyllischen Fleck Erde mit Stränden, Sanddünen und Holzlatten, Holzhäuschen, Riesenanwesen und netten Örtchen, in denen das Streetfood Lobster-Rolls serviert wird, einigen. Daher ist am Ostende der Insel Long Island besonders im Sommer einiges los. Immerhin liegt das Urlaubsparadies nur rund drei Stunden Auto- oder überfüllte Zugfahrt von Manhattan entfernt.

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Mit dem Labour Day am 4. September endet hier normalerweise die Saison. Die Partys, die viele Stars und Luxus-Labels im August schmeißen, gehen zu Ende. Broker kehren zur Wall Street zurück. Nicht, dass deren Feten hier die Ansässigen groß stören würden. Zumindest, wenn es unter gesetzteren Herr- und Damenschaften passiert. Gwyneth Paltrow kann ungestört eine exklusive Pyjama-Party geben, auf der eine Schlafmilch beworben wird. Wenn es ihre Tochter Apple Martin aber krachen lässt, rückt die Polizei an und dreht das Licht ab. Mit dem Trubel ist es jetzt ohnehin vorbei.

Wenn es September wird, hört die Hauptsaison in den Hamptons auf. Die Besucher haben dann die Strände mitunter für sich alleine

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Viele Reiseportale sind einhellig der Meinung, dass sich daher gerade im September dort am besten Zeit verbringen lässt. In den Lokalen gibt es Platz – und die Weingüter präsentieren ihre neuen Tropfen. Dazu sind die langen Sandstrände leer. Das kann sich schon anfühlen, als besäße man selbst ein kleines Stück Hamptons. Das ist ansonsten den wirklich Reichen vorbehalten. Die Immobilienpreise sind die höchsten in ganz Amerika.

150 Millionen Dollar

Die Superreichen kommen hier nicht mehr nur zwischen Mai und Ende August her, um dem Trubel in Big Apple zu entfliehen. Ein Anwesen kann gut und gerne auch 150 Millionen Dollar kosten. Laut New York Times lag der durchschnittliche Verkaufspreis eines Hauses bei rund drei Millionen Euro. Mieten ist besonders in der warmen Jahreszeit auch nicht unbedingt günstig. „Für ein normales Haus mit drei Schlafzimmern und Pool muss man mit 1.000 Dollar pro Nacht rechnen“, erklärte ein Makler. „Die exklusiveren Angebote beginnen bei 100.000 Dollar pro Monat.“

In einer Sex-and-the-City-Folge erzählt Samantha Jones ihren Freundinnen über ihre 25-jährige Assistentin, die sich ein Sommerhaus mit 18 anderen jungen Damen teilt. „Sie schlafen in Schichten.“ Einige Kommunen wollten in der Vergangenheit dem Treiben Einhalt gebieten, dass derart viele Menschen, die nicht miteinander verwandt sind, in einem Haus nächtigen.

Kurzer Hubschrauberflug

Aber auch die Art der Anreise lässt den Ruf nach legistischen Änderungen laut werden. In der preisgekrönten Serie Succession lassen sich die Mitglieder der exzentrischen Familie Roy mit dem Helikopter ins nicht wirklich weit entfernte Wochenend-Refugium fliegen. Und das machen die Superreichen nicht nur im Fernsehen, sondern auch in der Realität. „Ich fahre niemals, ich nehme den Hubschrauber“, erklärte Jay-Z in den Neunzigern. „Jeder sagt, Autofahren ist mörderisch, und das brauchst du mir nicht zwei Mal sagen.“

Kendall und sein Vater Logan Roy aus der Serie Succession
kommen immer wieder in die Hamptons.

©Macall B. Polay/HBO

Auch jene, die mit weniger Finanzmitteln ausgestattet sind, können sich fast direkt zum Strand fliegen lassen. Ein paar Hundert Dollar, und ein Flug ist gebongt. Das nahm derart überhand, dass etwa East Hampton, einer der schicksten Orte der Region, durchgriff. Es erließ vor einigen Jahren ein Nachtflugverbot und andere Restriktionen. Eine Initiative klagte dagegen, das Ganze ging sogar bis an den Obersten Gerichtshof in Washington. „Diese Urlauber nehmen an der lokalen Wirtschaft teil, indem sie Reinigungskräfte für Swimmingpools und Gärtner einstellen und indem sie Geld in hiesigen Geschäften und Restaurants ausgeben“, teilte die Gruppe laut FAZ mit, die dagegen klagte.

Mittlerweile werden neue elektrische Flugapparate getestet, die wie ein Hybrid aus Hubschrauber und Flugzeug aussehen. Die Geräte, die einem Science-Fiction-Blockbuster entsprungen scheinen, sollen bald Hausbesitzer inklusive Personal leiser in die Hamptons bringen. Denn mittlerweile will auch die Gouverneurin Kathy Hochul, die laut New York Post selbst gerne den Helikopter für Termine im Bundesstaat nimmt, den überhandgenommenen Verkehr im Luftraum regulieren.

Wenn etwas für die Bewohner der wohl wichtigsten Stadt des Planeten wichtig ist, dann bekommt das der Rest der Welt mit. Besonders über Filme und Fernsehserien. Ohne Hamptons kein Komödienklassiker Immer Ärger mit Bernie. Ein Mafiakiller ermordet den ungustiösen Versicherungschef Bernie Lomax in seinem Strandhaus. Seine zwei Mitarbeiter, denen Fieslinge die Tat in die Schuhe schieben wollen, schleppen die Leiche umher und wollen so seinen Tod verbergen. Dabei wurde der Streifen gar nicht in den Hamptons gedreht. Bald Head Island in North Carolina musste als Kulisse herhalten. Was das Ganze nicht weniger vergnüglich macht.

„Immer Ärger mit Bernie“: Eine Einladung in ein tolles Strandhaus, dazu Meer  und Sonne. Was gibt es Schöneres? Wäre da nur keine Leiche 

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Moviestore Collection/Alamy Stock Photos/Moviestore Collection/mauritius images

Ein Glanzstück aus der an Glanzstücken nicht armen Comedy-Serie Seinfeld spielt ebenfalls hier. Eine Folge trägt den Namen „Hamptons“. Bei einem Ausflug in ein Strandhaus geht es turbulent zu. Die Gastgeber haben ein hässliches Baby, der schräge Kramer holt illegal Hummer aus dem Wasser und wird bei der Polizei verpfiffen. Seinfeld-Kumpel George wiederum muss einigen ungläubigen Damen mühsam erklären, dass in der Kälte des Wassers Körperteile schrumpfen können.

Clash der Kulturen

Spaßig ist es auch in der Folge „Mädchen gegen Frauen“ aus Sex and the City. Offenbar liegt es an den Hamptons, denn auch diese Episode gilt bei Fans der Serie als Kult. Die Mittdreißigerinnen Charlotte, Miranda, Samantha und Carrie bekommen ein Ferienhaus zu Verfügung gestellt und krachen auf einer Party mit Mittzwanzigerinnen und deren unterschiedlichen Lebensansichten zusammen. Da knallen Meinungen aufeinander.

Die Damen aus Sex and the City haben bei ihrem Aufenthalt in den Hamptons ihre liebe Not mit den Weltanschauungen jüngerer Damen

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Schonungslos zeigte sich auch Max Frisch in der Erzählung Montauk. Hier berichtet der Protagonist, der wie der Autor heißt, über ein amouröses Wochenende an der Ostküste und im schönen Dorf Montauk mit seinem Leuchtturm. Nur F. Scott Fitzgeralds Great Gatsby ist – anders als gerne behauptet – nicht am östlichen Ende Long Island angesiedelt, sondern im Norden der Insel. Der galt in den Zwanzigern als Hotspot der Reichen und Schönen.

Jackson Pollocks Hütte

Maler Jackson Pollock konnte sich nur ein kleineres Häuschen leisten. Mit seiner Frau Lee Krasner kaufte er sich 1945 nahe East Hampton eine hölzerne Hütte. Der Preis lag bei 5.000 Dollar, Peggy Guggenheim lieh ihnen 2.000 und bekam dafür einige Werke. Pollock litt unter Depressionen und Alkoholismus, aber einige Zeit schaffte er es, in diesem kreativen Refugium abstinent zu bleiben. Hier schuf er so einige seiner meistbeachteten Kunstwerke. Aber er konnte seine Dämonen nicht abschütteln. 1956 verursachte er mit seinem Cabrio unweit des Hauses schwer betrunken einen Unfall, bei dem er ums Leben kam. Seine damalige Freundin Ruth Klingman saß als Beifahrerin daneben und wurde schwer verletzt, ihre Freundin Edith Metzger auf der Rückbank wurde getötet.

Maler Jackson Pollock kaufte sich ein kleines Holzhaus in den Hamptons. Dort blieb er eine Weile nüchtern und kreierte seine meistbeachteten Werke

©Getty Images/Tony Vaccaro/Getty Images

Heute ist das Haus, in dessen Studio noch immer viele Farbkleckse am Boden sind, ein National Historic Landmark, das vom Innenministerium als besonders bedeutend eingestuft wurde.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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