Auf Fellinis Spuren durch die Ewige Stadt Rom
Am 20. Jänner vor 100 Jahren wurde Fellini geboren. Kein anderer Filmemacher schuf der Ewigen Stadt so viele Denkmäler.
Überblick
April bis Mai und September bis Oktober
ca. 2,873 Millionen
Euro
Er lenkt mit den Knien durch den Feiertagsverkehr, tippt mit der einen Hand ins Handy und kümmert sich mit der anderen um den passenden Soundtrack für die Citytour.
„Eros for you?“, fragt er hinter verspiegelten Sonnenbrillen schelmisch und zaubert unter einem Haufen Lottoscheine auf dem Beifahrersitz eine Ramazzotti-CD hervor. „Si, si.“ Maurizio ist ein Maestro in Sachen städtischer Fortbewegung. So lässig, wie der Römer sein Taxi durch die Stadt dirigiert und sich zwischendurch schneidig grinsend zu seinen Gästen umdreht, hätte Federico Fellini, ein anderer Maestro in seinem Metier, ihn sicher für einen seiner Filme besetzt.
La Dolce Vita
Das Treibende, die scheinbare Unordnung, das Verwegene und das sympathisch Chaotische waren Fellinis Lebenselixier. Den Nährboden für derlei gemischte Gefühle fand er in den Straßen seiner Wahlheimat. Rom, La Grande Bellezza. Rom, die Schöne, die erste Weltstadt der Geschichte.
Blondine im Brunnen
Eine Stadt wie geschaffen für einen Fantasten wie Fellini. „Rom ist für mich immer das Rom, das ich geschaffen habe“, erklärte der 1920 in Rimini geborene italienische Filmemacher einmal. Und fügte dazu: „Beziehungsweise das Rom, das mich geschaffen hat.“
So kann man es auch sagen. Denn jene legendäre Szene mit Anita Ekberg und Marcello Mastroianni im Trevi-Brunnen ist offenbar nicht dem Regisseur eingefallen, sondern der Frau mit den majestätischen Körbchen.
"Ich habe Fellini berühmt gemacht, nicht umgekehrt“, ließ die Schöne aus Skandinavien jedenfalls keine Zweifel daran aufkommen, wer bei den Dreharbeiten zu „La Dolce Vita“ vor sechzig Jahren das Sagen hatte.
Jetzt aber hat Maurizio, der Taxler, das Wort. „Va bene, hier sind wir“, unterbricht er unsere nostalgischen Gedanken und weist um die Ecke. „Fontana die Trevi, der Trevi-Brunnen.“
Salve Roma!
So beflissen und ungefragt diese Info kommt, merken wir, dass wir nicht die Einzigen sind, die Federico Fellini in die Ewige Stadt führt. Und wir sehen es auch. Hunderte, ja, Tausende Touristen wuseln um die barocke Pracht des Bernini-Brunnens. Salve Roma!
Laufsteg der Lustbarkeiten
Wir beziehen im gleichnamigen Hotel für vier Tage Quartier, Auge in Auge mit dem Herzstück jenes Meisterwerks, das wohl noch in hundert Jahren für die enge Verbindung von Fellini mit Rom stehen wird. Obwohl auch fast alle seine anderen Filme – von „Die Nächte der Cabiria“ über „8 1/2“ bis „Fellinis Stadt der Frauen“ sowie „Ginger und Fred“ – in der Hauptstadt Italien entstanden sind.
Sogar Teile von „Amarcord“, Fellinis Erinnerungen an seine Jugend an der Adria. Kunststück. Fellini drehte fast alle seine Filme in Cinecittà, der „Kino-Stadt“, jenem riesigen, im Südosten von Rom gelegenen und 1937 von Mussolini eröffneten Filmstudio-Areal.
Auch andere Kapazunder waren in der Traumfabrik am Tiber aktiv. Sandalenfilme wie „Quo Vadis?“ und „Ben Hur“entstanden hier, Italowestern wie „Für eine Handvoll Dollar“ oder Martin Scorseses „Gangs of New York“. Bei einer Tour durch Cinecittà staunt man nur so über die Bedeutung dieser in Europa wirklich einzigartigen Filmstadt: Mehr als 3.000 Kinofilme wurden hier produziert.
Einstige Bedeutung, muss man betonen, denn das Ganze wirkt heute schon einigermaßen angestaubt. Bis auf die Palazzina Fellini, jenes Gebäude, in dem ab Sonntag nach wochenlangen Restaurierungsarbeiten, genau 100 Jahre nach Fellinis Geburt, eine eigene Ausstellung mit Kostümen, Fotos und bisher unveröffentlichtem Filmmaterial nach wie vor an den früheren Giganten des Kinos erinnert.
Buon appetito!
Man kennt das, Ausstellungsbesuche machen hungrig. Also zurück Richtung kulinarisches Zentrum von Rom. Was heißt Zentrum? Es gibt natürlich mehrere. Das Viertel Trastevere bietet schon seit Jahren viele gute Adressen. Eine Food-Tour durchs ehemalige Arbeiterviertel Testaccio klingt auch verlockend. Aber wir wollten ja aus gegebenem Anlass auf den Spuren von Federico Fellini durch Rom spazieren.
Also ins Ristorante Cesarina in der Via Piemonte. Hier schaut es so aus wie in vielen italienischen gutbürgerlichen Speisetempeln: seit Jahren unverändert. Man könnte fast meinen, der Maestro komme gleich zur Tür rein.
Speisen im Sala Federico Fellini
Mit seiner Giulietta saß er immer dort“, erklärt der Kellner. Das Hinterzimmer wurde längst in „Sala Federico Fellini“ umbenannt und mit vielen Filmfotos, -streifen und sogar einer Filmkamera dekoriert.
Und was speiste er so, der Maestro? „Am liebsten deftig“, lautet die Antwort. „Fleisch- und Gemüseeintöpfe“. Kein Wunder bei diesem prallen Leben und diesen prallen Filmen. Man muss nicht Psychoanalytiker sein, um da Zusammenhänge zu sehen. Fellini war ja fast schon selbst einer, so oft lag er bei seinem Analytiker in der Via Gregoriana 12 auf der Couch.
Gut, dass wir für Sonntag einen Abstecher zum Vatikan eingeplant haben. Vielleicht erscheint sogar der Papst auf dem Balkon. Eines aber steht fest: Die Schlangen vor den Vatikanischen Museen lassen sich nur umgehen, wenn man online rechtzeitig Tickets reserviert.
Aber das geht sich noch aus: Ein kleiner Scherz in Anlehnung an den großen Maestro Federico Fellini. Der sagte nämlich einmal zu dem Journalisten Costanzo Costantini über Kritiker, die ihm vorwarfen, auf der Stelle zu treten: „Sollen sie sagen, was sie wollen, aber einer Frau hinterherzugehen, die ihre Hüften wiegt, während mahnend und drohend die große Glocke des Petersdoms ertönt, das ist ein Bild, das mich weiter fasziniert.“
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