Die schönsten Küstenwanderwege: Zum Träumen und Nachwandern
Raue Steilküsten, bizarre Steintore im Meer, romantische Burgen auf grünen Klippen – der Bildband "Gigantisch" zeigt, wie schön das Zusammenspiel von Berg und Meer sein kann.
So mancher plant im Herbst noch einen Urlaub und steht vielleicht vor der Frage, die ganze Familien entzweien kann: Eine Reise in die Berge oder doch lieber ans Meer? Im goldenen Oktober hat man vielleicht sogar Lust auf beides. Dank einer herrlichen Alternative muss man sich deshalb zum Glück auch gar nicht mehr streiten, denn sie bietet beides: Küstenwandern ist die Lösung.
Die atemberaubendsten Küstenlandschaften aus der ganzen Welt, von Europa über Ozeanien bis in die Antarktis, werden in dem künstlerischen Bildband "Gigantisch – Wo Meer und Berge sich berühren" vorgestellt und laden zum Träumen und Nachreisen ein.
So zeigen in Frankreich etwa bizarre Felsformationen im Meer Ähnlichkeiten mit manchen der beliebten Inseln oder Küsten in Bella Italia, die man ganz leicht selbst bei einer Wanderung entdecken kann. In manchen Ländern führen weite Trails hoch oben entlang atemberaubender Klippen, die im Herbst oder im Frühjahr zu luftigen Ausflügen mit Meerblick einladen.
Felshöhlen und Austernzucht
Oder wie wäre es mit einem Fußmarsch zu einer der mehr als 50 Vulkanhöhlen auf El Hierro in Teneriffa? Die größte ist die Cueva de Don Justo, die in einem sechs Kilometer langen System von Lavatunneln in vier- bis sechsstündige Touren erforscht werden kann.
Etwa die Punta de la Orchilla, der westlichste Punkt von El Hierro, der bis ins frühe 19. Jahrhundert der gültige Nullmeridian war, bis er durch den Greenwich-Meridian 1885 abgelöst wurde. Auch zum Naturschwimmbecken des Dorfes Las Calcosas wandern im Sommer viele Badegäste, die dort die typischen Bauernhäuser, die "casas pajeras", mit Stroh gedeckte Vulkanstein-Häuser, bewundern können.
In der Normandie zählt der nordfranzösische Küstenort Étretat zu einem der beliebtesten Urlaubsziele (auf dem Foto oben: die imposanten Felsbögen Porte d'Aval in Étretat). Er liegt so malerisch zwischen weißen Klippen und weitem Strand, dass er, genau wie der Strand La Manneporte, auf den Leinwänden der berühmtesten Maler verewigt wurde: etwa von Claude Monet und Gustave Courbet, die hier sicher auch am Pointe de la Courtine an der Steilküste Falaises d’Étretat die Aussicht genossen.
Und wer hätte gedacht, dass diese schöne Alabasterküste mit Österreich in Verbindung gebracht wird? Im 18. Jahrhundert züchtete die Stadt Étretat Austern für Königin Marie-Antoinette von Österreich. Bis ins 19. Jahrhundert war Étretat ein unbekanntes Fischerdorf, dann entdeckten es Maler und machten es mit ihren Werken bekannt. Sie verewigten darauf die steilen weißen Klippen aus Kreide und Feuerstein, die an manchen Stellen 70 bis 100 Meter hoch sind.
Heute sind auch die drei Felsbögen Porte d’Amont, Porte d’Aval und La Manneporte, die ein Fluss im Lauf der Jahrtausende aus den Felsen fräste, ein beliebtes Fotomotiv. Verewigt wurde die Schönheit der Meerestore auch in der Literatur von Schriftsteller Guy de Maupassant, der das Tor Porte d'Aval mit einem Elefantenrüssel verglich, der ins Meer eintaucht.
Filmkulissen und Maria Stuart
Kroatienfans werden diese Insel vielleicht kennen, die wie ein endlos langer Aal aussieht. Die 43 Kilometer lange Insel Dugi Otok liegt am Rand des Archipels von Zadar. In Kroatiens Taucherparadies ist neben den alten U-Boot-Stollen im Norden der Insel auch der Naturpark Telašćica, ein malerisches Naturschutzgebiet, ein beliebtes Ausflugsziel für Bootstouren.
Die Wanderpfade führen zu den 200 Meter hohen Steilklippen Stene, der schönen Bucht Telašćica, dem Salzsee Mir oder auf den 161 Meter hohen Gipfel Grpašćak.
Noch höher und steiler wird es wiederum in Schottland. Auf der Orkney Insel Hoy ist der Ward Hill mit 479 Metern die höchste Erhebung der Orkneyinseln. Die Wikinger gaben dem grünen Eiland den Namen Haey, "hohe Insel", was später zu "Hoy" wurde.
Auf Hoy gibt es zwei wunderbare, unterschiedliche Regionen: den sanft gewellten Südteil, der landwirtschaftlich genutzt wird, und den hügeligen Norden mit steilen Klippen.
Dort steht auch das Wahrzeichen der Insel, eine 346 Meter hohe Felsformation aus rotem Sandstein. 1967 wurde der St. John’s Head erstmals bestiegen, was damals über 23 Millionen Zuseher bei einer TV-Dokumentation live verfolgten.
An der schottischen Nordseeküste diente wiederum ein Fort auf 50 Meter hohen Felsklippen schon oft als Filmkulisse, etwa für "Mary – Königin von Schottland". Das Dunnottar Castle, eine mittelalterliche Burgruine in Aberdeenshire, liegt ein paar Kilometer von der Stadt Stonehaven entfernt und steht auf einer felsigen, moosbewachsenen Landzunge an der Nordostküste Schottlands. Von dort genoss auch schon Königin Maria Stuart, wenn sie auf Besuch in dem Castle war, den malerischen Blick auf die Nordsee.
Küstenwanderwege zum Nachwandern
Bei herbstlichen Wanderungen, entlang der Küsten Portugals, Frankreichs, Spaniens und Italiens, kann man noch immer den Geist vergangener Jahrhunderte spüren, dabei in fantastische Landschaften, umgeben von tosender Meeresbrandung und rauen Klippen eintauchen, und das Zusammenspiel von Gipfeln und Wäldern, Meeresbrandung und Stränden genießen.
Ewa auf einem Weg, der über die 185 Kilometer lange, traumhaft schöne Küstenlinie Menorcas führt. Früher waren hier zwar nur Reiter unterwegs, heute kann man aber zu Fuß, mit dem Fahrrad und auf dem Rücken der Pferde, den idyllischen Küstenweg Camí de Cavalls bewältigen. Den "Weg der Pferde" gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert. Damals soll ein königlicher Erlass die Ritter von Menorca verpflichtet haben, ein mit Rüstung geschütztes Pferd zu halten, um die Küste zu bewachen und zu verteidigen.
In Wales sorgt wiederum ein Fernwanderweg, der auf der wild zerklüfteten Küste zwischen Dale und St. Davids entlangführt, für Abenteuer und außergewöhnliche Fotomotive. Wer über Heiden und Dünengras, an Landwirtschaftsbetrieben, Buchten und kleinen Häfen vorbei, über den spektakulären, fast 300 Kilometer langen Pembrokeshire Küstenpfad wandert, kommt an den Ruinen keltischer Kirchen und Kapellen, an normannischen Steinburgen und viktorianischen Felsenfestungen vorbei. Fischer gab es früher hier zwar noch mehr, aber auch heute erinnern kleine Fischerhütten, Kalköfen und Lagerhäuser an die industrielle Tradition Pembrokeshires.
Zu einem der beliebtesten Küstenwanderwege unter Könnern zählt der anspruchsvollere Fischerpfad Rota Vicentina an der Atlantikküste Portugals. Den sandigen Pfad benutzen Fischer, um an ihre entlegenen Angelstellen zu kommen. In dem 400 Kilometer langen Wegnetzwerk gibt es aber auch bequemere Routen, wie den historischen Wanderweg und einige Rundwanderwege, die über Felder und Korkeichenhaine die wilde Küste entlangführen.
Alle, die lieblichere Gegenden bevorzugen, zieht es vielleicht auf Wanderrouten nach Italien. In Cinque Terre sind die fünf Dörfer durch gut markierte Wanderwege verbunden, die von Monterosso bis Vernazza, von Vernazza bis Corniglia und über die Via dell'Amore, den Liebespfad, von Riomaggiore nach Manarola führen.
Hier liegt das Dolce Vita förmlich am Weg: malerische Burgkulissen in Vernazza, duftende Zitronenhaine in Monterosso, herbstliche Weinberge in Corniglia, ein kleiner Fischerhafen mit bunten Häusern in Manarola und köstliche Fischrestaurants in Riomaggiore.
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