Reise-Geheimtipp Bohol: Im Land der Schoko-Hügel
Bohol ist eine kleine Insel der Philippinen, urtümlich, nur wenig von Touristen besucht und für ihre "Chocolate Hills" berühmt.
Von Gerald Stiptschitsch
Es waren die dicken Tränen des Riesen Arogo. Er beweinte hier den Tod seiner menschlichen Geliebten Aluya, Tochter eines Eingeborenenhäuptlings. So erzählt es zumindest die romantische Legende über die Entstehung der "Chocolate Hills", die aus den getrockneten Tränen des Giganten entstanden sein sollen.
Aber woher haben diese Hügel, die zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Philippinen zählen und weltweit eine einzigartige geologische Formation bilden, ihren Namen?
Insgesamt 1.268 nahezu perfekt halbkugel- oder kegelförmig gestaltete Erhebungen von 30 bis 120 Metern Höhe und ähnlicher Ausdehnung verteilen sich über ein Gebiet von fünfzig Quadratkilometern. Sie sind nur mit grünem Alang-Alang-Gras bewachsen, das in der Trockenperiode verwelkt und sich dabei schokoladenbraun färbt.
Bis heute ist die Entstehung der auffallenden Landschaft nicht restlos geklärt. Geologen vermuten, dass die Erdhügel durch Verwitterung des Kalksteins, durch unterseeischen Vulkanismus oder geologische Hebung des Seebodens entstanden sind. Denn als sich die Schoko-Hügel bildeten, stand die heutige Ebene der Philippinen-Insel noch unter Pazifikwasser. Am wahrscheinlichsten gilt daher die Theorie, dass sie ihren Ursprung in urzeitlichen Korallenriffen aus Kalkstein hatten, die über Tausende von Jahren durch Wasser- und Winderosion geformt wurden.
Zahlreiche Stiegen führen auf einen solchen Berg hinauf zu einer Aussichtsplattform. In der Mittagshitze kann das ganz schön anstrengend werden, doch wenn die obersten Meter erst einmal geschafft sind, bietet sich ein atemberaubender Blick über die Landschaft.
Die weit verstreuten Erhebungen befinden sich im Gebiet von Carmen und den Gemeinden von Sagbayan und Batuan. In Sagbayan erlaubt eine weitere Aussichtsplattform einen Rundblick auf die "Chocolate Hills" sogar übers Meer bis zur Nachbarinsel Cebu.
Schwimmen in der Höhle
Viele eindrucksvolle Erlebnisse verspricht die Erkundungstour auf Bohol, die an einem Tag bewältigt werden kann. Sie beginnt meist auf der vorgelagerten Insel Panglao. Hier ist die Küste noch etwas beeindruckender und sind die Strände noch etwas feiner als anderswo. Das wissen auch die Einheimischen zu schätzen, die hierher zum Baden kommen.
Auch die "Hinagdanan Cave" auf Panglao ist einen Besuch wert. Der Name der Höhle stammt aus dem Cebuano und bedeutet "ein Mann, der auf einer Leiter herabsteigt". Einige Löcher in der Höhlendecke sorgen für den nötigen Lichteinfall. Um in die Höhle zu gelangen, muss man einige steile Stufen hinabsteigen. Dort befindet sich ein kleiner unterirdischer See mit klarem Wasser, in dem man sogar schwimmen kann.
Von der "Hinagdanan Cave" führt der Weg über eine der beiden Brücken auf die Insel Bohol und passiert kurz darauf Tagbilaran, die Hauptstadt der Insel. Die Stadt zählt knapp 100.000 Einwohner und im Straßenbild fällt auf, dass kaum Taxis zu sehen sind, dafür aber umso mehr Tricycles. Diese Dreiräder bewegen sich, begleitet von regelmäßigen Klingeltönen, durch die Stadt.
Wer nun Richtung "Chocolate Hills" fährt, sieht auf der rechten Straßenseite, der "Blood Compact Site", ein Denkmal stehen, das an ein geschichtliches Ereignis erinnert: Das "Blood-Compact Monument". Es zeigt, wie der spanische Entdecker Miguel López de Legazpi mit dem boholanischen Häuptling Datu Sikatuna einen Blutpakt zur Bekämpfung der spanienfeindlichen Filipinos schließt. Durch dieses Bündnis gelang es den Spaniern, die Philippinen zu kolonisieren und den christlichen Glauben zu etablieren. Das spiegelt sich auch in den philippinischen Dialekten wider, in die viele spanische Wörter eingeflossen sind.
Unweit vom Blut-Denkmal befindet sich ein weiteres geschichtlich wertvolles Juwel: das Baclayon-Kloster mit der dazugehörigen "Baclayon Church" – die älteste Steinkirche Asiens. Spanische Missionare errichteten 1595 das Kloster, 1727 stand nach zehnjähriger Bauzeit dann auch die eigentliche Kirche. Einheimische Zwangsarbeiter mussten den Sakralbau errichten. Sie verwendeten in Quadrate geschnittene Korallensteine. Statt Zement wurde das Eiweiß von rund einer Million Eiern verwendet. Im 19. Jahrhundert gaben Augustinermönche der Kirche schließlich eine moderne Fassade und eine große Glocke.
Glupschaugen-Mini-Affe
Auf dem Weg zu den "Chocolate Hills" gibt es Tarsier-Stationen, in denen besondere Affen untergebracht sind. In den eingezäunten und bewachsenen Arealen muss man genau hinsehen, um die Tarsiere zu entdecken. Sie sind gerade einmal so groß wie eine menschliche Faust. Es handelt sich um den Philippinen-Koboldmaki, eine der kleinsten Primatenarten der Welt. Da die Tiere nachtaktiv sind – vor allem in der Dämmerung – haben sie riesige, unbewegliche Augen, deren Pupillen sich tagsüber zu schmalen Schlitzen zusammenziehen.
Tagsüber schlafen die Tiere in Bäumen und dichtem Gebüsch, so dass sie sich auch in den Stationen kaum bewegen und in Ruhe beobachtet werden können. Die "Philippine Tarsier Foundation Inc." hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vom Aussterben bedrohten Koboldmakis in einem 134 Hektar großen Reservat zwischen Corella und Sikatanu zu schützen.
Philippinische Genüsse
Der Loboc River ist heute eines der wichtigsten Ziele für Touristen und befindet sich etwa 24 Kilometer entfernt von Tagbilaran City. Eine Bootsfahrt beginnt entweder an der Loay-Brücke im Ort Loay oder in Loboc selbst. Befahren kann man den Fluss mit den typischen einheimischen "Bangkas", also einfachen Auslegerbooten.
Und dann gibt es da noch die beliebten schwimmende Restaurants, in denen man für wenig Geld philippinische Köstlichkeiten und Unterhaltung bekommt. Während der Fahrt ziehen die bewachsenen Ufer des Loboc Rivers an einem vorbei.
Wer von Loboc aus startet, wird eine Besonderheit entdecken: die niemals fertiggestellte Loboc-Brücke. Sie wurde von der einen Uferseite aus über den Fluss gebaut, bis man dann – erst einmal am anderen Ufer angekommen – feststellen musste, dass sich hier eine Kirche befindet, die im Weg steht. Das Gotteshaus blieb stehen, die Brücke für immer unvollendet. Und doch wurde sie nie abgerissen.
Danach führt die Straße leicht bergauf und erreicht kurz vor Bilar eine Höhe von 600 Metern. Hier wurde vor einigen Jahrzehnten von Studenten ein schattenspendender Mahagoniwald gepflanzt, der eine eigenartige Atmosphäre schafft. Die Bäume sind inzwischen beeindruckend hoch gewachsen, der Wald wirkt erstaunlich steril, es herrscht absolute Stille. Nur der Wind lässt die Blätter rascheln, Vogelgezwitscher und Zikadenzirpen sind hier nicht zu hören.
Nun ist es nicht mehr weit bis zu den "Chocolate Hills" in Carmen, wo man einen der Hügel besteigen kann, um die umliegende Landschaft zu bewundern. In der Nähe des Aussichtspunktes kann man in Bilar eine Schmetterlingsfarm besuchen. Die dort lebenden Schmetterlinge erlebt man dabei hautnah. Sie flattern durch die Luft, und mit etwas Glück landen sie auf der Schulter oder sogar Nase der Besucher.
Jeden Morgen werden die Eier von den Förstern "geerntet". Haben sich daraus dann Schmetterlinge entwickelt, wird ein Teil davon für den Park verwendet, der Rest wird in die Freiheit entlassen. Interessant: Aus bunten Raupen schlüpfen eher schlichte Schmetterlinge und umgekehrt – dabei ist der größte "Schmetterling" der Philippinen eigentlich eine Motte.
Anreise
Die Anreise nach Manila erfolgt von Wien mit einem Umstieg via Dubai, Doha, Istanbul oder Singapur. Von Manila erreicht man per Inlandflug den Bohol-Panglao International Airport (IATA: TAG), den Hauptflughafen der Region. Die Flugdauer von Manila beträgt etwa 1 Stunde und 15 Minuten.
Unter Wasser
Sporttauchen ist für viele Touristen eine Lieblingsbeschäftigung auf Bohol und den vorgelagerten Inseln. An allen Touristenorten, wie dem Alona Beach, Balicasag, Cabilao und in der Gegend um Anda, haben sich zahlreiche Tauchschulen angesiedelt, sodass fast jeder Tourist eine Tauchbasis finden kann, in der seine Landessprache gesprochen wird.
Mit Abstand die meisten Tauchbasen gibt es wohl am bekannten, etwa eineinhalb Kilometer langen Alona Beach. Von dort aus führen die kürzeren Tauchausfahrten häufig an das vorgelagerte Hausriff oder nach Balcasag, das etwa 40 Minuten entfernt liegt.
Die Tauchplätze sind auch für Anfänger sehr gut geeignet, und die artenreiche Unterwasserfauna beherbergt mehr Arten als das Great Barrier Reef und das Rote Meer zusammen. So wird der Urlaub nicht nur über, sondern auch unter Wasser zu einem einmaligen Erlebnis.
Tipps
Tourismus
Die über zwei Brücken mit Tagbilaran City verbundene Insel Panglao ist die touristisch am besten erschlossene Region von Bohol. Unter den Touristen findet man vor allem einheimische Besucher, die die Highlights der Insel besichtigen. Die Sehenswürdigkeiten sind über ein ständig verbessertes Straßennetz gut zu erreichen und mit modernen Besucherzentren ausgestattet.
Tauchen
Internationale Besucher haben vor allem die Strände und Korallenriffe von Panglao Island für sich entdeckt. Im küstennahen Meer bestehen heute viele Korallenriffe mit einer weltweit einzigartigen Biodiversität an Fischen, Krustentieren und Weichtieren.
Baden
Sandstrände gibt es nur wenige auf Bohol, jedoch sind die auf der Insel Panglao, in Anda sowie in Guindulman, von bester Güte mit weißem Sand und türkisfarbenem Wasser. Die restliche Küste Bohols ist von Klippen und schroffen Abhängen gezeichnet, die sich nur bedingt zum Baden eignen.
Tourenanbieter
Auf Bohol gibt es zahlreiche Anbieter, die Rundreisen und Aktivitäten anbieten, von lokalen Guides bis hin zu etablierten Tourunternehmen. Auch viele Hotels und Resorts auf Bohol bieten ihre eigenen Rundreisen an, darunter etwa das Amorita Resort (Panglao Island) oder das Henann Resort Alona Beach. Wer eine authentische und flexible Erfahrung sucht, kann vor Ort einen lokalen Guide engagieren. Viele Tricycle-Fahrer bieten Tagesrundreisen an. Die Preise sind verhandelbar, aber oft günstiger als bei den großen Anbietern. Für Abenteuerlustige bieten einige Guides Motorradtouren auf der Insel an.
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