Hawaii ohne Klischees: Fotograf zeigt die fragile Schönheit
Ein Hawaii von seiner anderen Seite: ohne Farben, ganz untouristisch. So entwirft Fotograf Olaf Heine die Inselgruppe in seinem neuen Bildband.
Kaum ein Ort auf der Welt wird so oft mit dem Paradies gleichgesetzt wie Hawaii – ein schillerndes Kaleidoskop aus Farben und Lebensfreude.
Doch es gibt auch andere Seiten. Lässt man die Farben weg, schärft die Konturen, so wirkt die Inselkette surreal und beinahe außerirdisch in einer rauen Schönheit. Die Lavaformationen und die unerbittlichen Wellen erscheinen noch monumentaler. Menschen wirken nachdenklich und in sich gekehrt, fast melancholisch. Hawaii ist ein Paradies, aber ein bedrohtes.
Diese andere Seite hält der deutsche Fotograf Olaf Heine in seinem neuen Bildband "Hawaii" (teNeues-Verlag) fest. Die monochrome Darstellung hat einen ganz bestimmten Grund: Das Buch ist schwarz-weiß. "Einfach, weil ich nicht das Touristische damit verbinde. Die Farbenpracht wäre mir zu einfach. Und vielleicht zu oberflächlich", sagte er dem Nachrichtensender ntv. Vielmehr wolle er das "Aloha", "diese Offenheit, diese Vielschichtigkeit, dieses Humanistische" abbilden.
Und die Farbe lenke davon nur ab. Ohne die leuchtenden Töne, die üblicherweise das Bild der Inselkette prägen, entwirft er ein Hawaii, das weit mehr ist als eine Postkartenidylle: Es ist ein Ort voller urwüchsiger Kraft und archaischer Anziehungskraft. "Für mich ist Hawaii einer der letzten Orte auf dieser Erde, die sehr nah am Ursprung unseres Planeten sind."
Olaf Heine und Hawaiis Pazifik
"Einerseits aufgrund der Vegetation, andererseits, weil dort der Planet in Form von eruptierenden Vulkanen noch unglaublich aktiv ist", erklärte er dem Stern. Aber vor allem ist es der Ozean, der seiner Meinung nach den Rhythmus des Lebens bestimmt. "Für mich ist er auch irgendwie der heimliche Architekt der Inselgruppe." Das Wasser formt nicht nur Landschaft, sondern bestimmt auch den Rhythmus der acht Inseln und ihrer Bewohner.
Der Pazifik ist für ihn lebensstiftend, aber gleichzeitig bedrohlich für die Menschen. Andererseits sei dieser Riese verletzlich – und dem Tun der Menschen ausgeliefert. "Vor der Küste im Osten und Süden der Hauptinsel Hawaii etwa zirkuliert der sogenannte Great Pacific Garbage Patch – eine Plastikhalde, dreimal so groß wie Frankreich", sagt der Fotograf, der seit dem Ende der 1990er nach Hawaii kommt und tausende Bilder geschossen hat.
Die Verletzlichkeit der Inselgruppe zeigt sich auch in Heines Bildern.
Wenn Buben Fische auf ihren Köpfen balancieren
So fotografiert er zwei Buben, die auf ihren Köpfen einen Fisch balancieren und Richtung Meer schauen. "Für mich war das so ein bisschen dieses Spiel der jungen Generation, die Tradition auf ihrem Kopf zu balancieren", erzählte Heine dem NDR. "Jeden Augenblick kann sie kippen und die Tradition und die Kultur verloren gehen. Und da befinden wir uns jetzt gerade auf den Inseln."
Ob seine Darstellung authentisch ist oder nicht, wisse er nicht. Seine Bilder sollten seine Empfindungen widerspiegeln. "Gleichzeitig möchte ich natürlich auch, dass sich möglichst viele darin wiederfinden: Hawaiianer und eher westliche, weiße Amerikaner, People of Color, Surfer, Fischer, Touristen – also wirklich ein Spiegelbild dessen, was auf Hawaii los ist. Inklusive der Risse, die unsere Zeit mit sich bringt, wie Klimawandel, Gentrifizierung."
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