Der Ex-Faktor: Boris Becker und seine Frauen

Lilly Becker zog mit einem großen Namen in das RTL-Dschungelcamp, wohl wissend, dass dieser kein Garant für einen Sieg war. Andere (Ex-)Ehefrauen mit klingenden Nachnamen – Claudia Effenberg etwa oder Cora Schumacher – mussten das Promi-Lager trotz hohem Bekanntheitsgrad recht rasch wieder verlassen. Lilly aber blieb, bis zum letzten Tag. Vor einer Woche bekam sie nicht nur die in Reality-TV-Kreisen begehrte Blumen-Dschungelkrone überreicht, sondern auch 100.000 Euro. 

Seitdem wird das 48-jährige Model mit dem niederländischen Akzent und dem 15-jährigen Sohn von Presse und Zusehern gefeiert. Viel wertvoller als die üppige Siegerprämie: Der erfolgreiche Schritt aus dem Schatten ihres berühmten Ex-Mannes. 

Dieser war längst überfällig, meint der Hamburger Medienpsychologe Jo Groebel, der sowohl Lilly als auch Boris Becker persönlich kennt, zum KURIER: "Lilly Becker hat ein einnehmendes Wesen und ist auch privat so spontan und unterhaltsam, wie sie sich im Dschungel gegeben hat. Sie hat die Krone nicht wegen ihres Nachnamens gewonnen, sondern wegen ihrer Persönlichkeit."

Das Becker-Beuteschema

Boris Becker und die Frauen: An dieser Thematik haben sich von Boulevard bis Feuilleton in den vergangenen 30 Jahren so ziemlich alle abgearbeitet. Dass der sechsfache Grand-Slam-Sieger aus Leimen, Baden-Württemberg, nicht nur für die Sport-Berichterstattung taugt, wurde der breiten Öffentlichkeit erstmals um die Jahrtausendwende bewusst. Ein als "Besenkammeraffäre" gebrandmarkter Seitensprung mit der Tennisspielerin Anna Ermakova beendete seine Ehe mit Barbara Becker und bescherte ihm Tochter Anna, zu der er sich erst spät bekannte. Sie kam nur ein halbes Jahr nach seinem Sohn Elias zur Welt.

Es folgte eine Reihe schlagzeilenträchtiger Liaisonen mit Damen, die die Süddeutsche Zeitung in Anlehnung an seine erste Frau als "Babs-Abziehbilder" bezeichnete. Attraktiv und selbstbewusst, dunkle Augen, dunkles Haar: Das Becker-Beuteschema trug ab den Nullerjahren wesentlich dazu bei, dass sich das Interesse an Boris' Bettgeschichten ins Unermessliche steigerte. "Boris Becker hat sicherlich ein Faible für Frauen, die ein gewisses exotisches Image haben", umreißt Groebel den Becker-Typ. Und widerspricht dem "Golddigger"-Klischee: "Das sind alles Frauen mit Format, intelligent, glamourös."

Als er sich 2008 mit der blonden, blutjungen Sandy Meyer-Wölden verlobte, überschlugen sich Psychologen medial mit Interpretationen: Der Bruch mit dem Beuteschema symbolisiere eine Abkehr von Gewohnheiten, einen Neubeginn. Es sollte nur wenige Monate dauern, bis Becker zu seiner Ex-Freundin Lilly Kerssenberg, einer Niederländerin mit surinamischen Wurzeln, zurückkehrte. Die Verlobung verkündeten sie stilecht auf der "Wetten, dass ..?"-Couch.

Aus dem Schatten

Sechs Jahre nach der Scheidung legt Lilly Becker Wert auf die Feststellung, dass sie nun alleine für ihren Lebensunterhalt aufkommt. "Der Name Becker ist per se kein Malus, aber seine Ex-Frauen haben diese Chance geschickt zu nutzen gewusst", analysiert Groebel. Während die Tennislegende nach Haftstrafe und Insolvenzverfahren finanziell angeschlagen ist, feierten seine Verflossenen Erfolge. Barbara Becker schrieb Bestseller-Bücher über Fasten und Pilates. Das einst verleugnete Kind Anna Ermakova gewann 2023 überragend bei "Let’s Dance", ihre stolze Mutter im Publikum. 

Die Musikerin Sabrina Setlur hingegen zog sich nach ihrer Affäre mit Becker komplett zurück. Der Hype um ihr Liebesleben habe sie nachhaltig verstört, sagte sie kürzlich in einem Podcast-Interview. Auch Lilly Becker kündigte an, keine weitere Realityshow mehr zu drehen. Sie erwägt einen Umzug vom teuren London nach Düsseldorf, wo ihr neuer Lebensgefährte lebt. Ein bekannter Sportmanager, blasser Teint, rotblondes Haar. So ein Beuteschema lässt sich eben nicht so einfach durchbrechen.