Modetrend "Cat Lady“ lässt Tierschützer aufhorchen
Katzen erobern die Modewelt. Doch nicht etwa nur als Motiv, sondern als modisches Accessoire. Der Kitty-Core-Trend, der Tierschützer aufhorchen lässt.
Kitty-Core oder auch Cat-Lady-Couture – der neue katzenfixierte Modehype dominiert die Sozialen Medien. Ausgelöst wurde er wieder einmal von prominenten Vertretern, die sich nicht nur gerne selbst inszenieren, sondern auch ihre Haustiere vor die Kamera zerren. Die Fans zeigen sich begeistert. Tierschützer hingegen warnen.
Katzen-Klassengesellschaft
Doch Katze ist nicht gleich Katze - zumindest, wenn es um ihren Status geht. Einige der Vierbeiner führen nämlich ein ziemlich dekadentes Leben. Wie etwa einst Socks, die Hauskatze von Bill Clinton oder die Choupette, die dem verstorbenen Designer Karl Lagerfeld gehörte.
Die Fellnasen profitieren aber nicht nur von der Berühmtheit ihrer Halter, sondern werden selbst zu einer. Möglich machen es die Sozialen Medien, in denen die Tiere ebenso Follower sammeln können wie ihre menschlichen Pendants. Das berühmteste Beispiel ist Nala, eine Tierheim-Katze, die über 4,5 Millionen Fans hat. Laut cats.com verdient sie pro gesponsertem Post 15.000 Dollar. Mit diesem Verdienst schaffte sie es im vergangenen Jahr auf Platz zwei der reichsten Tierfluencer.
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Katzen im Rampenlicht
Das Geschäft mit den Tieren nimmt allerdings neue Formen an, die Tierschützer aufhorchen lassen.
Claudia Schiffer etwa besuchte den roten Teppich bei der Weltpremiere zu "Argylle“ mit ihrer Katze Chip im Rucksack. Der Kater, der über 10.000 Follower auf Instagram hat, spielt in dem Film eine bedeutende Rolle und soll auch künftig häufiger auf der Leinwand zu sehen sein, wie das Ex-Model in der Talkshow von Jonathan Ross verriet.
Auch "Sex and the City“-Sternchen Sarah Jessica Parker weiß ihre Katze Lotus zu inszenieren und nutzte ihn als Modell für die Schleifen und Kugeln ihrer SJP-Accessoire-Kollektion.
Kim Kardashian ist der haarige Trend ebenfalls nicht entgangen. Sie hat erst kürzlich drei weiße Perserkatzen für ein Fotoshooting engagiert, wo sie gemeinsam mit Lana Del Ray die SKIMS-Marke bewerben.
Noch mehr befeuert wurde dieser Trend nur von US-Musikerin Taylor Swift, die selbst drei Katzen hat. Als sie im letzten Jahr vom TIME zur Person des Jahres 2023 gekürt wurde, posierte sie mit ihrer Katze Benjamin Button um den Hals auf dem Cover und bestärkte damit den Katzen-Hype. Hunderte Fans versuchten das Foto nachzustellen. Die entsprechenden Videos findet man auf TikTok.
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Tierschützer zeigen sich besorgt
Für Alfred Kofler vom Österreichischen Tierschutzverein ist der Kitty-Core-Trend mit lebenden Tieren ein absolutes No-Go. Im Interview mit der freizeit begründet er seine Kritik unter anderem mit den lichtempfindlichen Augen und dem sensiblen Gehör der Tiere, die durch das Kamerablitzlicht und die lauten Geräusche Schaden nehmen können. "Für die Tiere ist das schrecklich“, sagt Kofler. "Das ist einfach Stress für die Katzen."
Doch der Tierschützer hat noch eine andere Sorge: "Es sind keine Europäischen Kurzhaarkatzen, die abgelichtet werden, sondern Rassekatzen.“ Zuchttiere sind immer häufiger von Krankheiten betroffen. In manchen Fällen spricht man dabei sogar von Qualzucht. Prominente Vertreter können die Nachfrage nach Rassetieren antreiben, so dass auch der illegale Handel davon profitiert.
Laut Kofler sei es außerdem keine Seltenheit, dass Tieren Beruhigungsmittel verabreicht werden. Dafür spricht auch die Entwicklung des Marktes für Tierpsychopharmaka. So schätzt die britische Wochenzeitung "The Economist“, dass dieser Zweig allein in den USA einen jährlichen Umsatz von rund einer Milliarde Dollar erreichen werde.
Ein Begriff im Wandel
Katzen sind jetzt also angesagt. Doch lange war das Halten von Katzen - besonders für Frauen - eine Klischeefalle. Nicht selten werden Katzenliebhaberinnen als "crazy cat lady" (dt. "verrückte Katzenfrau") bezeichnet.
Das Stereotyp ist bekannt aus Serien wie "The Simspsons" oder "How I Met Your Mother", wo diese Frauen in der Regel als einsam und durchgeknallt dargestellt werden. Ungeliebt und nicht fähig oder ansprechend genug, einen Mann an sich zu binden, opfern sie ihre Lebenszeit der Obhut ihrer Katzen, weswegen sie nach und nach ihren Verstand verlieren.
Doch Forscher der University of California haben nach einer Analyse von mehr als 500 Haustierbesitzern festgestellt, dass "verrückte Katzenfrauen" nicht wirklich existieren. Unterstützt wird dieses Ergebnis von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des University College London. Auch sie haben keinen Zusammenhang zwischen der Katzenhaltung und der Entwicklung psychotischer Symptome gefunden.
Eine lange Geschichte der Freundschaft
Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Katzen ist viele tausende Jahre alt – etwa 11.000, so die Theorie. Der Grundstein dieser außergewöhnlichen Freundschaft wurde einst im Nahen Osten gelegt. Damals halfen die Vierbeiner den Bauern, ihre Vorräte vor Mäusen zu schützen.
Im Laufe der Geschichte schafften Katzen dann etwas, was so keinem anderen Tier vergönnt war: Sie machten einen göttlichen Sprung auf der Karriereleiter. So genossen sie hohes Ansehen bei den alten Ägyptern. Aus Liebe zum Tier wurde alsbald Verehrung, die in einer Art Kult gipfelte.
Dieser Kult ging auch nicht an Europa vorbei. Zwar gab es dort schon Wildkatzen, doch ließen sie sich nicht zähmen. Der Katzenschmuggel erblühte und die Vierbeiner wurden zum Statussymbol. Bis die Hexenverfolgung sie vom göttlichen Thron stieß und sie fortan gefürchtete Teufelssymbole waren.
Schlussendlich brachte sie ihre Funktion als Mäuse- und Rattenfängerin den Menschen als Haustier wieder näher. So dass heutzutage schätzungsweise 720 Millionen Haus- und Streunerkatzen auf der Welt beheimatet sind.
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