Kondom und Kauknochen: So "lustig" ist das Liebesleben von Hundebesitzern

Orgasmen, die als Notfall interpretiert werden, der Akt als Aufforderung zum Spielen und Bellen: Das Liebesleben von Hundehaltern ist kompliziert.

Doggy-Style, alternativ: Endlich hat sich’s die Dame vom letzten Date unter dem Gastgeber erotisch bequem gemacht – doch dann kommt der Hund. Erst schaut er, dann winselt er. Die Frau, gerade mit geschlossenen Augen im genitalen High, denkt nach: Wer winselt da? Der Hund oder das Herrl? Als sie nach einer Weile den Blick wendet, ist’s klar: Große braune Hundeaugen starren sie aus 30 Zentimeter Entfernung an, dazu ein Mix aus Fiepsen und Hecheln. Heißer Hundeatem schlägt ihr entgegen, das Genital-High lässt dramatisch nach. Zumal es sich um einen 38 kg schweren Labrador namens Bröckel handelt, dem noch unklar ist, was er von der Situation halten soll. Deshalb beginnt er nun zu tun, was ihm zügig Orientierung verschafft: Er schnuppert. Nicht am Boden, nicht am Gewand, das dort herumkugelt, sondern an der Dame selbst.

Herrchen will mit der Komischen da schmusen? Da mische ich mit. In der Sekunde beginnt Labrador Bröckel mit metaphorischem Revierpinkeln: hochspringen, abschlecken, Pfote auf Fuß, dazwischen drängen, jaulen, winseln, Aufmerksamkeit erregen. 

Hm. Spätestens jetzt ist auch der Herr des Hauses sexuell außer Takt geraten, er knurrt: „Brrrrröckel, geh auf deinen Platz!“ Und, jö, schau: Bröckel geht. Allerdings nur, um zwei Sekunden später mit einem kleinen Quietschball im Maul zurückzukehren, den er dem Hausbesuch auf den Bauch legt. Herr Hundehalter entschuldigt sich: „Der will nur spielen“. Während die Dame denkt: „Ich eh auch. Aber nicht mit Bröckel.“ Ja, da hält sich das Prickeln in Grenzen. Dass sich das Liebesleben von Hundehaltern durchaus knifflig gestalten kann, ist zwar kein Geheimnis, aber auch nicht zwingend etwas, das man in der Hundezone erörtert. Privatsphäre? 

Fix nicht, jault Bröckel. Man ist schließlich Rudeltier. In diesem Sinne ist das, was die Menschen miteinander treiben, irgendwie … lustig. Und animierend. Hui, da bewegt sich was und klingt komisch! Die spielen ja nur. Dass es sich dabei um Geschlechtsverkehr handelt, wissen Hunde vermutlich nicht. Sie denken nicht: „Oh, peinlich. Nix wie weg.“ Im Gegenteil. Und so kommt’s, dass der Leitwolf des Hauses „Oh ja, Baby!“ stöhnt, und sein Hund in der Sekunde sein verschlatztes Plüschtier in die Szene platziert, weil er den Satz als Spielaufforderung verstanden hat. Es geht sogar noch ärger: Etwa, wenn Bröckel den Vibrator mit seinem Kauknochen verwechselt und ihn wie einen frisch erlegten Hasen quer durch die Wohnung schleppt. Abgesehen davon finden Hunde alles, was raschelt, cool. Auch Kondompackungen und deren Inhalt, von dem sie denken, es handle sich um Leckerlis mit Gleitfilm.

Und dann ist ja noch die Eifersucht. Manche Hunde wollen nicht akzeptieren, dass jemand anderer Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit bekommt. Herrchen will mit der Komischen da schmusen? Da mische ich mit. In der Sekunde beginnt Bröckel mit metaphorischem Revierpinkeln: hochspringen, abschlecken, Pfote auf Fuß, dazwischen drängen, jaulen, winseln, Aufmerksamkeit erregen. Wie bei einem Dreier, wo niemand gefragt wurde, ob das eh okay ist. Im schlimmsten Fall kommt es zu Missverständnissen, weil Umarmungen und Körpernähe als Angriff auf Herrchen oder Frauchen verstanden werden – und der Beschützerinstinkt anspringt.

Aber ja: Beinahe alle Hundebesitzer gewöhnen sich daran, ihr Sexleben mit den Verhaltensauffälligkeiten von Bröckel & Co zu synchronisieren. Wer weiß, dass er abends sein Date nach Hause schleppen wird, jagt Bröckel vorher möglichst lange durch die Gegend, damit er gut müde ist. Man setzt auf stille Orgasmen, weil er sonst denken könnte, es handle sich um einen akuten Notfall. Im Worst Case gilt: Tür zu, Bröckel raus. Nicht dramatisch, schließlich dauert der durchschnittliche Geschlechtsakt laut Studien eh nur zwischen drei und 13 Minuten.

Glück nach Noten

Musik macht beinahe so glücklich wie Sex, zumindest bei Frauen, zeigt eine  Studie  von der Universität Turku, Finnland. Die Forscher hatten 30 Frauen im Alter von 19 bis 42  mit bildgebenden Methoden untersucht und beobachtet, welche Hirnregionen beim Hören ihrer Lieblingsmusik aktiv sind. Es zeigte sich, dass bestimmte Regionen im Gehirn aktiviert werden, die auch bei sexuellen Reizen reagieren. 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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