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Wie stark Paar-Freundschaften die eigene Beziehung beeinflussen

In der neuen Hitserie „The Four Seasons“ ist zu sehen, wie Freundschaften zwischen Pärchen die eigene Liebesbeziehung verändern. Eine Therapeutin erklärt, welche Vorteile „Couple Friends“ haben.

„Du bist nicht unglücklich – du bist nur gelangweilt.“ Ein Satz, der in dem Film „The Four Seasons“ aus dem Jahr 1981 fällt. Vor einigen Tagen startete das witzige Beziehungsdrama neu verfilmt als Miniserie auf Netflix und ist schon jetzt ein Publikumsliebling. 

Drei befreundete Paare urlauben jeweils ein Wochenende pro Jahreszeit miteinander – mit allem, was dazugehört: Lachen, Streit, Geheimnisse, Nähe. Die Urlaube werden zur schonungslosen Inventur ihrer Beziehungen. Liebe, Sex, Frust, Untreue – alles kommt auf den Tisch, nicht nur Wein und Schnaps.

Hält den Spiegel vor

Da realisiert eine Frau beim Anblick von Zärtlichkeiten des anderen Paares plötzlich, wie weit sie sich selbst von ihrem Mann entfernt hat. Und man stellt sich die Frage: Wie sehr prägen andere Paare die eigene Beziehung? Und warum sind „Couple-Friends“ mehr als nur geselliges Beiwerk?

Starker Einfluss

Die neue Serie kann auch als psychologische Fallstudie gelesen werden, wie andere Paare zum sozialen Echo für die eigene Ehe werden – zum Spiegel manchmal unangenehmer Wahrheiten. Was „The Four Seasons“ erzählt, belegen auch wissenschaftliche Erkenntnisse: Paar-Freundschaften haben einen messbaren Einfluss auf die Qualität romantischer Beziehungen – und das gleich mehrfach.

„Das sind wichtige Vertrauenspersonen mit ähnlichen Mustern und Wertigkeiten, die einen verbinden“, sagt Paartherapeutin Tina Berger im KURIER-Gespräch. Untersuchungen zeigen vor allem positive Einflüsse. So wie eine Langzeitstudie der University of Maryland mit 300 Paaren.

Hilfreich

Paare mit stabilen sozialen Netzwerken – besonders zu anderen Paaren – haben resilienter auf Krisen reagiert und stuften sich als relativ glücklich ein. Besonders hilfreich sei, so die Studie, „das gemeinsame Reflektieren über Werte, Rollen und Alltagsdynamiken – ohne direkten Druck“.

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Wie lange an einer Beziehung arbeiten?  Tina Fey als Kate und Will Forte 
als Jack in „The Four Seasons“.

©Netflix

Auch eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 fand bei mehr als 200 Paaren in Kanada heraus, dass die Qualität und Art der Freundschaften eine erhebliche Bedeutung auf die Beziehungszufriedenheit haben. Insbesondere gemeinsame Freundschaften mit anderen Paaren korrelierten mit höherer Zufriedenheit, während individuelle Freundschaften, die nicht vom Partner geteilt wurden, potenziell belastend wirken konnten.

Gibt Sicherheit

Gemeinsame Urlaube und Zusammenkünfte, die sich in der gleichen Konstellation wiederholen, geben ein Gefühl von Sicherheit, bestätigt Berger. „Wenn Paare mit anderen Paaren Zeit verbringen, bekommen sie neue Perspektiven. Sie merken, dass die eigenen Probleme nicht unbedingt einzigartig sind oder sie sehen, wie sie es auch gerne hätten oder eben auf keinen Fall.“

Problematisch wird es meist, wenn ein Ungleichgewicht in die Gruppe kommt – durch eine Trennung. Dadurch kann sich der Fokus innerhalb der Clique verändern und sie auch ganz zerstören. Es brauche dann unbedingt ausgleichende Faktoren, so Berger. „Das ist wie bei einem Mobile, bei dem ich eine Figur wegnehme – es verliert die Balance. Jeder muss sich bewegen, um wieder einen Ausgleich zu schaffen. Wenn das nicht passiert, kann das die Konstellation auch ganz zerstören.“

Gruppe zerstört

Denn oft herrsche nach einem Ehe-Aus Unverständnis auf beiden Seiten und es werde in Verräter und Verbündete eingeteilt, die sich auf verschiedene Seiten schlagen. Auch in der Serie geht es unter anderem um eine Trennung. Als Nick das seinem Freund anvertraut, reagiert dieser mit dem Satz: „Du hast mich enttäuscht. Ich dachte, wir wären Freunde.“ Nicht selten nimmt man die Scheidung von engen Freunden sogar persönlich, bestätigt die Therapeutin.

„The Four Seasons“ zeigt, wie eine Trennung auch den engen Umkreis mitnimmt, der sich plötzlich fragt: „Sind wir in der gleichen Lage, wollen wir miteinander weitermachen? Wir reflektieren durch Paar-Freundschaften auch die eigene Beziehung stärker“, so Berger. Sie können Partnerschaften stützen, verändern, sogar retten.

Ein Urlaub mit befreundeten Paaren kann dazu beitragen – und die Bereitschaft, auf die eigene Partnerschaft einzugehen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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