Lieb gemeint, aber ...: Welche Komplimente mißverstanden werden können

Der 1. März ist Welttag des Kompliments, weltweit gibt es aber große kulturelle Unterschiede zu deren Bedeutungen.

„Wenn man so will, bist du das Ziel einer langen Reise“ beginnt „Ein Kompliment“, der größte Hit der Band Sportfreunde Stiller. Nur eines von vielen eindeutig positiv gemeinten Galanterien im Lied. Dennoch können sich bei Komplimenten aber zahlreiche Missverständnisse einschleichen. Besonders schnell entstehen diese zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen.

Das kann schon mit einer einfachen Geste beginnen: In weiten Teilen Europas bedeutet der nach oben gestreckte Daumen etwas Positives wie „Gut gemacht“ oder „Alles in Ordnung“. In Australien oder Griechenland etwa ist dieser Fingerzeig eine obszöne Geste und gilt als vulgäre Beschimpfung. Wenn man den Daumen mehrmals nach oben bewegt, dann wird daraus sogar ein rüder sexueller Affront.

Hohe Nasen

Eine im Vergleich zur im deutschsprachigen Raum ganz andere Komplimente-Kultur herrscht in Japan. Die Bewohner des Inselstaats sind ein sehr zurückhaltendes Volk, daher werden Komplimente nur selten vergeben. „Neulich hat mir ein Augenoptiker ins Gesicht gesagt, ich würde bei meiner flachen Nase ein anderes Nasenpad benötigen“, erzählt Kulturleiterin Akiko Kawauchi vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin. Sie wohne schon ihr ganzes Leben in Deutschland, so dass sie die Bemerkung als ehrliche und neutral zu verstehende Aussage deute. „Wäre ich jedoch direkt aus Japan gekommen, hätte ich seine Aussage als unhöfliche und brüske Beleidigung empfunden.“
Eine hohe Nase zu haben, gilt in Japan als Schönheitsideal. Das Gegenteil würde man dem Gegenüber also nicht ins Gesicht sagen, erklärt Kawauchi. Ebenso wie die Bemerkung von doppelten Lidfalten, die die Augen größer machen. Auch die in Japan übliche noble Blässe gilt als Kompliment im Gegensatz zu gebräuntem Teint im Sommer, der bei Frauen früher - heutzutage nicht mehr so stark - als ländlich belächelt wurde.

Nicht persönlich nehmen

Mit Hilfe von Metaphern kann man beispielsweise eine Wertschätzung oder Liebe gegenüber jemandem ausdrücken. So auch in Indonesien. Graues oder weißes Haar sei ein Indiz für das Altern, sagt Lektorin Esie Hanstein vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften (IAAW). Doch in Form einer Metapher bekommt es eine andere Bedeutung. Um die Liebe eines Menschen zu gewinnen, sei man bereit, so lange zu warten, „bis mein Haar weiß wird“.

Ähnliche Respektsbekundungen gibt es auch in Brasilien: Dort wird jemand mit viel Erfahrung „macaco velho“ genannt - zu Deutsch: alter Affe. Metaphern dieser Art lassen sich in vielen Ländern Südamerikas wieder finden, erklärt der emeritierte Professor für brasilianische Literatur, Flavio Wolf de Aguiar. Der Ausdruck geht auf ein brasilianisches Sprichwort zurück: „Ein weiser alter Affe steckt seine Hand nicht in einen Topf.“ Das bedeutet, dass eine Person mit Erfahrung nicht in Schwierigkeiten geraten kann, sagt Aguiar. Denn in Brasilien essen Affen gerne aus topfartigen Früchten eines Baumes. Steckt ein junger Affe seine Hand in den Fruchttopf, bleibt er mit der geschlossenen Faust stecken.

In Kamerun bedient man sich ebenfalls gerne Metaphern, um Wertschätzung auszudrücken. So kann jemand schon mal als alter Topf (vieille marmite) bezeichnet werden. Das ist dann keine Beleidigung, sondern dem Gelobten werden große Kochkünste zugesprochen. Denn die Kamerunerinnen und Kameruner finden, dass man in alten Töpfen das beste Essen kochen kann. Und wird man nach dem imposanten Baum Baobab gerufen, dann hat man eine gute Leistung erbracht und gilt gleichzeitig als respektierte Person.

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