Vea Kaiser

Fabelhafte Welt: Ein Deckel für jeden Topf?

Endlich wieder Dates! Allerdings ein wenig anders als früher...

Für nichts in der Welt würde ich meinen Mann hergeben. Aber bis vor kurzem beneidete ich meine Single-Freundinnen um ihre Abenteuer bei der Partnersuche, besonders den Prozess der Prinzensuche auf Tinder.

Ich weiß, heutzutage ist es modern, über diese App zu schimpfen, doch ich gebe gern zu: in der Prä-Dottore-Amore-Ära hatte ich dort viel Spaß. Das Bilderdurchforsten appellierte an meinen urmenschlichen Jagdtrieb, geschriebener Erstkontakt lässt das Schriftstellerinnenherz höherschlagen und das Warten auf die nächste Botschaft, den Nervenkitzel vor dem persönlichen Kennenlernen – all das vermisste ich, bis ich vor wenigen Wochen begann, einen Kindergartenplatz für unseren Sohn zu suchen. Ich Landei dachte, auch in der Stadt geht man zu einem nahe gelegenen Kindergarten und meldet sein Kind dort an. Wofür mich die Leiterin eines nahe gelegenen Kindergartens auslachte: Jener Kindergarten sei so begehrt, dass die Mütter aus dem Kreißsaal anriefen und sich bewarben. (Und ja: sie sagte „bewerben“, nicht „anmelden“. Sie sagte Kreißsaal, nicht Krankenhaus.)

Es begann die große Suche nach einem guten Platz für Bambino. Mittlerweile fühle ich mich wieder, als würde ich daten. Ich suche und kokettiere, klicke Bilder an und lese Kurzbeschreibungen, ich verfasse nette Botschaften, die zuweilen im Äther versinken. Wir verabreden Ortsbesuche, beschnuppern einander und seither fehlt mir die Daterei überhaupt nicht mehr: Denn irgendwie hatte ich den frustrierenden Umstand vergessen, dass nur, weil man sich mit jemandem eine Zukunft vorstellen kann, der andere nicht automatisch auch so empfindet. Dann will einen jemand, den man selbst nicht will, und wieder andere wollen sowieso nur Geld.

Aber ich bleibe Romantikerin: Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel bzw. in unserem Fall: sein Geschirrregal.
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Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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