Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Sie war ein wirklich braver Hund

Ivy war ein ausgesprochen lustiger Hund. Gab man ihr den Befehl "Tanz!", dann stellte sie sich auf die Hinterbeine und tanzte.

Ich hatte einmal eine französische Bulldogge namens Ivy. Ivy, also Efeu, ist natürlich ein denkbar blöder Name für einen silbergrauen Hund. Aber so hieß sie nun einmal, als wir sie aus dem Tierheim holten. Und sie an einen anderen Namen zu gewöhnen, dafür war es zu spät. 

Ivy war nicht unser erster Hund. Wir hatten bereits einen Riesenschnauzer, der logischerweise Schnauzi hieß. Und einen deutschen Schäferhund, den mein Vater tatsächlich und allen Ernstes Adolf nannte. Das war der Humor meines Vaters: Er fand es lustig, sagen zu können "Adolf, du blöder Hund". Adolf war übrigens ein hochintelligenter Hund, er hatte nur leider ein unschönes Hängeohr. 

Ivy war ein ausgesprochen lustiger Hund. Gab man ihr den Befehl "Tanz!", dann stellte sie sich auf die Hinterbeine und tanzte. 

Leider neigte Ivy zu einer nervösen Verdauung. Soll heißen: Sie furzte oft und sehr übel riechend. Wenn Ivy jemanden begrüßte, begann sie aus lauter Begeisterung mit dem ganzen Körper zu wackeln wie eine Biene, was überaus lustig aussah. Ansonsten war sie friedlich. Sie bellte nie, sie knurrte nie, sie hatte nie Streit mit anderen Hunden. Manchmal lief sie davon, kam aber auf Befehl sofort wieder zurück. Sie war ein wirklich braver Hund. Einmal leerte sie den Mistkübel aus, wurde freundlich ermahnt und tat solches nie wieder. 

Ein anderes Mal legte sie sich in unser Bett und schlief friedlich. Hunde haben meiner Meinung nach aber im Bett nichts verloren. Auch hier gab es eine sanfte Ermahnung, und sie legte sich nie wieder ins Bett. Dafür bekam sie einen weichen Schlafpolster. Am liebsten legte sie sich aber in den Korb mit der Schmutzwäsche. Dort roch es nach uns, und die Wäsche wurde sowieso gewaschen. Die Wäsche selbst zu waschen, konnten wir ihr aber leider nicht beibringen. Dabei wäre das so praktisch gewesen.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

Kommentare