Guidos Kolumne: Vom Traum, ein Rockstar zu werden
Kürzlich besuchte ich wieder einmal ein Popkonzert.
Ich gehe nur noch selten auf Pop- oder Rockkonzerte, ich war früher Musikkritiker und habe so viele Konzerte gesehen, dass meine Ohren heute noch rauschen.
Nach einem Konzert der Gruppe Motörhead war ich tatsächlich einige Stunden lang taub. Mit meiner damaligen Frau hatte ich ausgemacht, dass ich sie nach dem Konzert anrufen werde. Das Gespräch verlief legendär. Ich versuchte zu erraten, wann sie abhebt und sagte nur immer wieder: Ich kann dich nicht hören, bitte hol mich bei der U-Bahn-Station Taubstummengasse – kein Witz, wirklich wahr! – ab.
Diesmal wollte ich das Konzert keineswegs verpassen. Mein Freund C. spielte zusammen mit seinem Bruder N. Zwei Stimmen, zwei Gitarren, mehr nicht.
Genauso mag ich es – Musik klingt meist umso besser, je weniger man sie mit Geräuschen vollräumt. C. und N. passen stimmlich so perfekt zusammen, sie dürfen sogar tun, was anderen Musikern strengstens verboten werden sollte – nämlich die Beatles interpretieren.
C. war mein Partner in meiner ersten richtigen Band. Sie hieß allen Ernstes Jubel 48, der Name war uns so peinlich, dass wir ihn nie aussprachen.
N. war damals fast noch ein Kind, er sah mit großen Augen zu, wenn C. und ich ungerührt schwachsinnige Textzeilen wie "Hunting lämmergeiers with forks and spoons" zusammenschraubten. Ich dachte damals, ich würde einmal als Rockstar reich und berühmt.
Schon als Kind hatte ich mit dem Tennisschläger meines Vaters vor dem Spiegel die Bewegungen meines Idols Keith Richards geübt. Irgendwann wechselte ich vom Tennisschläger zur Gitarre, lernte aber auch nicht wesentlich mehr.
C. und N. leben heute als Künstler, und das Konzert machte mich sehr stolz auf sie.
Ich dagegen konzentriere mich lieber aufs Tennis, mit Schläger, nicht mit Gitarre.
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