
Polly Adlers Kolumne: Restposten-Verkuppelung
Als ich hart an einem echten Lottogewinn vorbei schrammte.
"So!", sagte meine Freundin K mit der Entschiedenheit eines nicht zu Späßchen aufgelegten Feldwebels, "ich habe jetzt einen Mann." – "Aber du bist doch verheiratet."– "Einen frisch geschiedenen Mann für dich, Dummsi. Ich mache ein Set-up, alles voll casual, Mezze, vielleicht ein Lamm, drei Pärchen, du und er."
Ich hatte schon beim bloßen Gedanken Magenschmerzen, dachte aber dann an den Witz von dem Rabbi, der sich bei Gott beschwerte, dass er nie im Lotto gewann und von Gott folgende Antwort bekam: "Lieber Schlomo, du musst dir schon auch einmal ein Los kaufen." Also kleines Beigeben.
Noch drei Wochen bis zur voll zwanglosen Nahrungsaufnahme. In Woche eins rückte sie damit heraus, dass er gerade, "aber wirklich nur übergangsweise", bei seiner Mutter eingezogen sei, weil es gerade kohlemäßig nicht so tosend laufe. En passant erwähnte sie auch, dass sein Sohn voll im "Team Ex-Frau" sei und deswegen seit Monaten nicht mehr mit ihm, meinem zukünftigen Lottogewinn, kommunizieren würde: "Loyalitäts-Issues, man kennt das ja."
In Woche zwei ratterte eine Liste mit den Lebensmittelunverträglichkeiten dieses Kurtis in Ks Mailbox ein: Wasserkastanien, Garnelen, Gewürznelken gingen gar nicht, die anderen 20 Posten, "wenn’s keine Umständ’ macht", lieber auch zu vermeiden. K versuchte mir zu suggerieren, dass das unter charmant-schrullig fiel. Bis jetzt rote Flaggen, wohin das Auge reicht, dachte ich mir, aber ich wollte K nicht die Spielfreude verderben. Ich probierte am Vorabend einiges an Outfits, um in die Liga "Effortless, aber mit Stil" vorzudringen. In diesem Moment trudelte eine Sprachnachricht von K ein.
Sie müsse mir eine traurige Mitteilung machen. Der Kurti habe abgesagt, er laboriere gerade an einer gröberen Gichtattacke, durch zu viel Innereien-Genuss, bedanke sich aber sehr herzlich ... blabla. Juchhu, Gott hat doch Humor! Der Abend fand dann dennoch statt und er wurde richtig lustig.
Kommentare