
Guidos Kolumne: "Sie müssen auf die neue Nase gut aufpassen"
Meine vor langer Zeit bei einem Sturz gebrochene Nase wird operiert und gerade gerichtet – ich werde der erste Tartarotti mit einer schönen Nase sein.
Ich liege auf dem Bett vor dem Operationssaal und bin nervös. "Sind Sie nervös?", fragt mich die Anästhesistin und streichelt mir über die Wange. Ja, sage ich. "Dann gebe ich Ihnen etwas", antwortet sie und spritzt mir eine Flüssigkeit. Minuten danach bin ich so entspannt, als würde ich im Freibad in der Sonne liegen.
Heute ist es endlich so weit. Meine vor langer Zeit bei einem Sturz gebrochene Nase wird operiert und gerade gerichtet – ich werde der erste Tartarotti mit einer schönen Nase sein. Schiefe Nasen sind ja das Merkmal meiner Familie. Kurz darauf schickt mich die Anästhesistin endgültig ins Land der Träume. Zweieinhalb Stunden später wache ich auf, mit einem dicken Verband im Gesicht.
Der Chirurg – er gilt als österreichischer Meister der Nasen – strahlt mich an: "Alles ist super gelaufen." Seinen ursprünglichen Plan, mir ein Stück Rippe zu entfernen und in die Nase einzusetzen, hat er aufgegeben. Er kam mit dem aus, was da war. Eine Stunde nach dem Erwachen stehe ich bereits selbstständig auf, ich fühle mich topfit.
Am nächsten Morgen werde ich entlassen. In den kommenden Tagen ist mein Gesicht absurd verschwollen. Den Witz "Na, hatten wir eine Wirtshausrauferei?" höre ich so oft, dass ich schon eine fixe Antwort habe: Ja, aber Sie sollten einmal den anderen sehen! Eine Woche nach der OP komme ich zum Verbandswechsel.
"Jetzt können Sie zum ersten Mal die neue Nase sehen", sagt der Chirurg und nimmt den Verband ab. Ich gehe zum Spiegel. Die Nase sieht großartig aus, sage ich. "Nicht wahr!", meint der Chirurg und strahlt wieder. Der Nasenmeister ist sichtlich hochzufrieden mit sich und seiner Arbeit. Und das zu Recht. "Sie müssen auf die neue Nase gut aufpassen", mahnt er mich und ich verspreche es ihm. Einen Künstler muss man anerkennen, indem man sein Werk in Ehren hält!
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