Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Ständerprobleme im Krankenhaus

Von skurrilen Missverständnissen bis hin zu improvisierten Tanzstunden – mein Krankenhausaufenthalt war alles andere als langweilig.

Ich war jetzt einige Tage in einem Krankenhaus, um mich von Kopf bis zu den Zehen durchchecken zu lassen.

Einschub: Wieso sagen wir eigentlich Krankenhaus? Das klingt so, als würde das Haus Kranke produzieren. Sollten wir nicht eher Gesundenhaus sagen, würde uns das nicht gleich eine andere Haltung vermitteln? Einschub Ende.

Eines Tages lagen mein Zimmerkollege und neuer Freund M. und ich auf unseren Betten, als eine Pflegerin hereinkam und allen Ernstes rief: „Entschuldigung, habt’s ihr einen Ständer?“

M. und ich sahen einander an, überlegten ein paar Sekunden, beschlossen dann gleichzeitig, auf unser Niveau zu pfeifen und gaben angemessen obszöne Antworten. Die Pflegerin nahm uns diese nicht übel und blödelte sofort eifrig mit. Ich muss überhaupt sagen: So nette Menschen wie unter den Pflegerinnen und Pflegern in diesem Spital habe ich lange nicht mehr kennengelernt!

Zur Erklärung: Die Pflegerin hatte einen Infusionsständer gesucht, also das Ding, an dem die Infusionsbehälter aufgehängt werden. Diese Ständer waren aus irgendeinem Grund auf dieser Station Mangelware.

Ein paar Stunden später sollten M. und ich Infusionen erhalten. Wegen des erwähnten Ständermangels mussten M. und ich uns einen Infusionsständer teilen, der zwischen unseren Betten aufgestellt wurde.

Nach einigen Minuten bemerkte ich, dass mein Infusionsschlauch verdreht war und keine Flüssigkeit durchkam. Die Notglocke befand sich an der Wand, gegenüber den Betten. M. und ich mussten also gemeinsam aufstehen und mit dem Infusionsständer zur Wand gehen, was aussah wie ein Tanz aus einem Film mit Laurel und Hardy.

Und jetzt kommt’s: Auf die simple Idee, einfach den Infusionsbehälter abzuhängen und in die Hand zu nehmen kam ich natürlich nicht.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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