Guido Tartarotti

"Überleben": Ich war jetzt zwei Wochen in Baden im Krankenhaus

Ich bin ausgerutscht und gestürzt, und zwar ausgerechnet am Klo.

Ich war jetzt zwei Wochen in Baden im Krankenhaus. Ich habe mir eine Rippe gebrochen und dabei die Lunge beschädigt – ein sogenannter Pneumothorax. Gebrochen habe ich mir die Rippe auf die denkbar blödeste Weise: Ich bin ausgerutscht und gestürzt, und zwar ausgerechnet am Klo. Dabei bin ich auf die Klomuschel gefallen und habe nicht nur meine Rippe, sondern auch den Klodeckel gebrochen. Dann lag ich ein paar Minuten eingeklemmt hinterm Klo, ehe es mir gelang, herauszukriechen. In einem Stummfilm würde das sicher recht komisch aussehen, in echt war es vor allem schmerzhaft.

In Baden haben sie mich gut und liebevoll behandelt – ein großer Dank an das ganze Ärzte- und Pflegeteam! Das Abpumpen der Lunge tat unfassbar weh, ich werde in Zukunft Toiletten nur noch mit äußerster Vorsicht benutzen!

Als es mir besser ging, habe ich den Großteil des Tages im Foyer des Krankenhauses verbracht. Das ist ein heller, ein schöner Ort, ideal, um nachzudenken. Ich konnte dort in Ruhe über mein Leben reflektieren, und ich habe dort Texte geschrieben.

Und es war auch ein idealer Ort, um Menschen zu beobachten. Menschen, die verletzt waren und sichtlich Schmerzen hatten, größere Schmerzen als ich, was die eigene Situation gleich einmal relativierte. Und es war ein idealer Ort, um Menschen zu sehen, denen es besser ging, die Hoffnung hatten und Mut.

Mittlerweile bin ich wieder zu Hause, was ein wunderbares Gefühl ist. Die Wohnung ist geputzt, und ich fühle mich wieder wohl. Ich habe richtig Lust aufs Schreiben, aber auch auf Sport und Bewegung. Sobald es meine Rippe zulässt, werde ich laufen gehen und klettern.

Nur eines werde ich, wie schon erwähnt, nur noch mit äußerster Vorsicht tun – ein Klo benutzen. Ganz darauf zu verzichten ist ja leider nicht möglich, obwohl ich gute Lust dazu hätte.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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