Guidos Kolumne: Als mein Hautarzt ein Muttermal entfernte
Zu meiner großen Verblüffung setzte sich der Dermatologe zum Operieren einen Fahrradhelm auf.
Das gehört raus, sagte der Hautarzt. Ich hatte vor ein paar Wochen einen dunklen, kleinen Fleck auf meinem Bein entdeckt. Es sah aus wie ein Muttermal, aber irgendwie auch nicht. Es sah nicht beängstigend aus, aber ich ließ es mir zur Sicherheit anschauen. Der Hautarzt erklärte mir wortreich, was es sein könnte, aber ich verstand wenig davon, ich bin ja kein Dermatologe. Jedenfalls meinte der Hautarzt, es sei mit hoher Wahrscheinlichkeit harmlos, aber er wolle es lieber rausnehmen.
Zum vereinbarten Termin erschien ich brav in der Ordination und legte mich auf die Liege. Zu meiner großen Verblüffung setzte sich der Dermatologe zum Operieren einen Fahrradhelm auf. Ich traute mich nicht zu fragen, warum. Vielleicht hatte er ja Sorge, ich würde aus Angst um mich schlagen. Während des Eingriffs erzählte der Hautarzt vom Laufen, vom Mountainbikefahren und vom Jazz. Mir gefiel das gut. Es lenkte so schön ab von dem, was er an und in meinem Bein machte. Es tat natürlich nicht weh, man bekommt vorher eine Spritze.
Ich mag ja Ärzte. Meine Großmutter war Ärztin. Sie war streng. Es gefiel ihr nicht, dass viele Menschen zum Arzt gingen, weil ihnen fad war. Sie sagten dann immer nur, sie hätten "Beschwerden" und "Zustände". Großartig ist auch meine Zahnärztin, die den ganzen Tag hart im Zahnsteinbruch arbeitet. Sie ist nicht nur Zahnärztin, sondern auch eine gute Psychologin, aber sie ist bescheiden und möchte darüber nicht so gerne in der Zeitung lesen.
Nach einer Viertelstunde war der Dermatologe fertig und hielt ein Stück Haut in einer Pinzette. Wollen Sie es sehen?, fragte er mich. Ich wollte eigentlich nicht, aber ich sagte aus Höflichkeit ja. Der Dermatologe war sichtlich stolz auf seine saubere Arbeit, und ich hatte wieder einiges über Jazz und Sport gelernt.
Kommentare