Guidos Kolumne: Danke für die Musik, Kris!
Dass Kris Kristofferson gestorben ist, habe ich persönlich als Skandal empfunden.
Gut, er war 88 Jahre alt und nicht gesund, aber ich finde, er hatte nicht das Recht zu sterben, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen.
Kris Kristofferson war in meiner Kindheit Auto-Musik. Mein Vater fuhr zuerst einen 2CV-Kombi – der sah von vorne aus wie ein 2CV, von hinten wie ein Schrank – und dann irgendeinen gebrauchten Opel. Mein Vater war und ist ein sehr ordentlicher Mensch, aber in seinem Auto warf er jeden Mist einfach in den Fußraum. "Mein Auto ist ein Mistkübel auf Rädern", pflegte er zu sagen.
Und zwischen all den Kaugummi-Papierln lagen Musik-Kassetten und ein schrottreifer Kassettenrekorder. Mein Vater überspielte die Musik seiner Schallplatten – dafür brauchte man damals ein sogenanntes Überspielkabel – auf Kassetten, die er dann im Auto hörte.
Das war mein erster Kontakt mit Musik, und ich wurde sofort süchtig danach. Mein Vater hörte Musik in Phasen. Ein paar Wochen nur die Rolling Stones, ein paar Wochen nur Vivaldi, ein paar Wochen nur die Oberkrainer. Die Oberkrainer blieben mir rätselhaft, die Stones wuchsen mir sofort ans Herz. Und eine der Phasen meines Vaters widmete sich Kris Kristofferson.
Seine Musik berührte mich sofort. Die schmerzerfüllte Stimme, die blutenden Melodien. Die Texte verstand ich damals nicht, und das war wohl auch besser so.
Später, als Erwachsener, habe ich Kris Kristofferson wieder entdeckt und mit Bewunderung gehört. Ich habe mich dann auch mit seiner Lebensgeschichte befasst, zu der viele Frauen ebenso gehörten wie viel Alkohol.
Die Legende behauptet ja, er sei mit einem Hubschrauber vor dem Haus von Johnny Cash gelandet, um den von seiner Musik zu überzeugen.
Kris Kristofferson hat mit Leibeskräften gelebt. Jetzt ist er vorgegangen. Danke für die Musik!
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