Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Ich habe Hunde immer gemocht

Von Hunden, die sich alles gefallen lassen, ziemlich komisch sind - und manchmal auch wie Politiker.

Der überwiegende Teil der Hunde, die ich kennengelernt habe, war ausgesprochen freundlich. Und nicht wenige Hunde sind außerdem ziemlich komisch.

Der erste Hund, den meine Familie besaß, war ein Riesenschnauzer namens Schnauzi – zugegeben, der Name war nicht wahnsinnig originell, aber Schnauzi beschwerte sich nie.

Schnauzi war meiner kleinen Schwester in tiefer Freundschaft verbunden. Von ihr ließ er sich alles gefallen, sogar, dass sie auf ihm ritt und sich an seinen Ohren festhielt.

Eines Nachts fanden meine Eltern meine Schwester im Vorzimmer auf dem Boden schlafend vor, sie hielt dabei den ebenfalls tief schlafenden Schnauzi eng umschlungen. In der Hand hatte meine Schwester ihre Zahnbürste, und Schnauzi hatte Zahnpastaschaum vor dem Maul. Die Recherchen ergaben dann, dass meine Schwester der Meinung war, Schnauzi hätte Zähneputzen nötig. 

Der Hund ließ es sich geduldig gefallen, dass meine Schwester mit ihrer Zahnbürste in seinem Maul tätig war.

Der zweite Hund meiner Familie war ein deutscher Schäferhund, der tatsächlich Adolf hieß. Mein Vater hatte keinerlei Sympathien für den Menschheitsverbrecher Adolf, aber er kannte Menschen, bei denen man sich diesbezüglich nicht so sicher war. Und mein Vater fand es lustig, in Anwesenheit dieser Menschen rufen zu können: Adolf, mach Platz, du blöder Hund!

Viele Jahre später holte ich mir meinen ersten eigenen Hund aus dem Tierheim. Es war eine französische Bulldogge namens Ivy, die vor allem durch ihre Nervosität und ihre Blähungen auffiel. 

Aber Ivy konnte etwas Besonderes: Gab man ihr den Befehl "Tanz!", stellte sie sich auf die Hinterbeine und drehte sich im Kreis, wobei sie manchmal streng roch. Wesentlich mehr können manche Politiker heutzutage auch nicht, sagte ein Bekannter von mir dazu.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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