Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Man sollte nie damit aufhören, Blödsinn zu reden

Über bemerkenswerte sprachliche Fehlleistungen - von denen es ruhig mehr geben könnte.

Meine Ex-Freundin war ein außergewöhnlich positiver Mensch – und ich denke, das ist sie immer noch. Sie mochte alle Menschen, war zu allen nett und trieb gerne Schabernack, den sie frei nach Monty Pythons "Chapernack" nannte. 

Wenn sie lachte, lachten alle mit, und sie lachte oft. Sie lachte gerne. Sie war hochbegabt fürs Lachen! Kann man so jemanden aushalten? 

Wir hielten einander erstaunlich lange aus. Dabei bin ich oft schweigsam und schüchtern. Vielleicht hielten wir es gerade deshalb so lange miteinander aus? 

Dazu gehörte, dass sie oft so schnell sprudelte, dass die Wörter bei ihr einander einholten. Sie sagte dann Dinge wie "Das ist Mühlen auf die Wasser der Kritiker". 
Ein bemerkenswert schöner, lustiger und vielleicht sogar richtiger Satz.

Oder sie sagte: "Ich hatte behaarte Haare", und auch dem wohnt viel Wahrheit inne. Noch so ein Satz: "Es hat brennt wie am Spieß!" Oder: "Ins Fäustchen geflogen",  was man sich überhaupt sehr schön vorstellen kann! 

Aber auch mir gelangen bemerkenswerte Fehlleistungen. Etwa: "Der einzige männliche Sohn." Gibt’s auch eine männliche Tochter? Oder: "Strumm wie Brot." Ja, Brot ist stumm, aber strumm? Offenbar geriet mir da das Wort dumm in die Quere. Und einmal sagte ich tatsächlich: "Ich will von der Huhn nur das Brust." Ob das gut schmeckt, das Brust von der Huhn? 

Man sollte jedenfalls nie damit aufhören, Blödsinn zu reden. Blödsinn macht das Leben freundlicher und interessanter. Und ganz ehrlich: Was wären wir alle ohne Wasser auf die Mühlen der Kritiker und Brust von der Huhn? 

Apropos. Unsere liebe Leserin Gerda K. fand unlängst in einem Lokal auf der Speisekarte: Aperol Spritz, der fruchtig herbe Klassiker mit dem Gewissen etwas. Ob da nach dem Trinken das Gewissen zuschlägt? Und in einem Barber Shop in Tulln las sie: Herren-Kinder-Harrschnitt.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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