Polly Adlers Kolumne: Pop-up-love

"Das ist so eine Pop-up-love, weißt eh ..." Ich bekomme beim Hühnerstopfen Ohrwascheln wie Rharbarberblätter, wenn ich dem Fortpflanz und ihren Sistas bei ihrer Beziehungsbuchhaltung lausche. "Eine im Verwelkungsprozess begriffene Boomer-Pflanze möchte wissen, was sie sich darunter vorstellen soll", wispere ich. Eine der Freundinnen, die alle Vornamen wie Schlittenhund-Champions (Pupsi, Wixi und ähnliches) haben, hat Erbarmen mit mir. 

"Very simple: Das ist ein Non-relationship-situationship-relationship ..." "??" – "Wenn er geht und sich nicht wieder meldet, muss man sich die Haarbüscheln nicht rhythmisch ausreißen, weil es einem relativ wurscht ist. Zero emotional involvement.""– "Aber wollt ihr keine Männer, die euch die Sehnsuchtssicherungen durchbrennen lassen?" – "Besser nicht", klärt mich die 25-jährige Tochter einer Freundin auf, "das sind in der Regel totale 'Dead End'-Typen, die bringen die verlorene Energie nie zurück."

– "Aber in eurem Alter sollte es doch mächtig Auswahl geben. Ich für meinen Teil befinde mich gerade in der Einflugschneise, wo der Entscheidungsgrat zwischen Pflegefall und Nicht-Pflegefall verläuft." "Irrtum", grölt der Fortpflanz, "wir können uns zwischen zwei Kategorien entscheiden: Nummer eins: Charismatisches Lulu, also halbwegs witzig, irgendwie auch sexy, kriegt aber nichts gebacken. Das sind die, die irgendwann einen großen Roman schreiben oder eine Absinth-Bar gründen oder allein über den Atlantik segeln wollen oder oder oder. Aber nie schrumpfen diese Ideen auch nur ansatzweise zu Taten. Frustrationen inkludiert."

– "Und die Nummer zwei?" – "Lieb, verlässlich, empathisch, monogam, Diplom-in Geschirrspülereinräumer, Nicht-Geburtstagvergesser, exzessiver Kuss-Smiley-Verschicker, aber auf Dauer so langweilig wie ein langer Regentag." – "Glaube mir, Liebling, geh auf Nummer zwei und sei verrückt nach Männern, nach denen du nicht verrückt bist. Das reduziert den Faltenwurf!"