Polly Adlers Kolumne: Aphrodisiakum Zurückweisung

Avas perfider Trost für den Rauswurf aus der besten Showbühne der Stadt lautet: "Sie werden eine Straße nach dir benennen." – Deborahs Antwort: "Den Deborah-Vance-Drive? Sicher eine mickrige Einbahnstraße, die direkt in eine Abtreibungsklinik führt." Einer der vielen One-Liner aus Hacks. Mein soziales Leben ist auf Stillstand gedrückt: Süchtig nach Hacks, einer Netflix-Serie, aber auch einem seelischen Immunsystem-Booster.

Der Plot: die am absteigenden Las-Vegas-Ast turnende Standup-Comedy-Königin Deborah, 70plus, und die junge, superwoke Gag-Autorin Ava werden in einer schicksalhaften Notgemeinschaft zusammengelegt. Natürlich hassen sie sich anfangs, aber irgendwann schweißt sie der gemeinsame Widerstand gegen Hindernisleger und Fallensteller in dieser Schlangengrube Showbiz zusammen. Und sie kapieren, dass die Generationen sich nicht bekriegen, sondern miteinander eine Handelspartnerschaft eingehen sollten: Erfahrung gegen Zeitgeist, Krisenakrobatik gegen Energie. Wahrscheinlich erinnerte mich die Serie, inklusive der Zoffs (sorry, der vegane Terminus lautet Diskurse), an mein Fortpflanz-Verhältnis. Aber die weit wichtigere Message aus Hacks: Bleib autonom und zieh dein Ding durch. 

Wenn dich andere zu lauwarmen Kompromissen zwingen oder dich vertrösten wollen (Marke „Finden wir ja prinzipiell gut, nur zur Zeit verlangt unsere Zielgruppe nach anderen Genres...“ oder "Wir melden uns zeitnah!"), bloß nicht unterwürfig werden. Das Wort „zeitnah“ ist eines meiner Lieblingshasswörter, denn von diesen "Zeitnahen" hört man in der Regel nie wieder etwas. Zurückweisungen haben manchmal die Kraft eines Aphrodisiakums. 

Man spürt es oft erst viel später, weil man zu lange damit beschäftigt ist, seine Kränkungen erstzuversorgen. Aber dann! Dann wird man es diesen Verkehrsteilnehmern auf der Kleingeisterbahn noch ordentlich zeigen. Und die werden hoffentlich schön schauen. Und zwar zeitnah. Thanks, Deborah!